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Daheim in Texas

Christina Bergmann10. November 2007

Mehr als zwei Jahre lang hat US-Präsident Bush kein ausländisches Staatoberhaupt auf seiner Ranch empfangen. Nach Hause, so meinte er, lade man nur Freunde ein. Jetzt ist Angela Merkel zu Besuch in Texas.

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Smart casual trifft Freizeitlook: Merkel und Bush in Crawford, Quelle: AP
Smart casual trifft Freizeitlook: Merkel und Bush in CrawfordBild: AP

Wie bei einer Einladung auf seine Ranch in Crawford üblich, holte US-Präsident George W. Bush seine Gäste am Freitag (9.11.2007) mit einem weißen Pick-up-Truck persönlich vom Hubschrauber-Landeplatz ab. Es ging leger zu: Bush trug Jeans und ein kurzärmeliges Hemd, Merkel eine dunkelbraune Hosen mit hellbraunem Blazer und Joachim Sauer, ihr Mann, hatte auf Krawatte und Jackett verzichtet. "Wenn man in Texas jemanden nach Hause einlädt ist das ein Ausdruck von Herzlichkeit und Respekt - und so stehe ich zu Kanzlerin Merkel. Herzlich willkommen, Frau Kanzlerin", sagte Bush zur Begrüßung. "Ich freue mich auf konstruktive Gespräche und die Gelegenheit, zu entspannen und Zeit miteinander zu verbringen."

"Probleme, wichtige Dinge"

Mann am Steuer: Bush holte Merkel persönlich ab, Quelle: AP
Mann am Steuer: Bush holte Merkel persönlich abBild: AP

Kanzlerin Merkel revanchierte sich. "Ich möchte mich ganz herzlich bedanken für diese Einladung", sagte sie. "Schon der erste Blick zeigt, dass wir eine wunderbare Atmosphäre haben, in der wir Probleme, wichtige Dinge besprechen können." Denn auch wenn Bush und Merkel sich persönlich gut verstehen, haben sie in vielen Punkten unterschiedliche Ansichten. Im Atomstreit mit dem Iran zum Beispiel, sagte ein Sprecher des Präsidenten, seien Deutschland und die USA strategisch auf einer Linie - in der Taktik gebe es aber noch "leichte Differenzen."

Die Bundeskanzlerin wird den Präsidenten in Crawford über ihren jüngsten Besuch in Afghanistan informieren. Bush lobt das Engagement der Deutschen dort, sähe es aber lieber, wenn die Bundeswehr sich stärker auch in anderen Gebieten des Landes engagierte als bisher. Und dann sind da noch der Irak, der Kosovo, der Nahe Osten, das US-Raketen-Schutz-Schild in Europa, der Klimawandel und der deutsche Wunsch nach einem ständigen Sitz im Welt-Sicherheitsrat. Der Gesprächsstoff wird also sicher nicht ausgehen, außerdem ist auch noch US-Außenminsterin Condoleezza Rice mit in Crawford dabei.

Vereinfachte Wirtschaftsbeziehungen

Dass gute persönliche Beziehungen auch zu konkreten Ergebnissen führen können, zeigte sich gerade erst in Washington. Dort gab es am Freitag bei dem ersten Treffen des Transatlantischen Wirtschaftsrates Fortschritte zu vermelden. Merkel und Bush hatten den Rat im April dieses Jahres auf dem USA-EU-Gipfel ins Leben gerufen.

Die politisch hochrangig besetze Runde des Wirtschaftsrates verkündete mehrere Beschlüsse, die die europäisch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen in Zukunft wesentlich erleichtern sollen. Dabei geht es unter anderem um die gegenseitige Anerkennung von Standards, zum Beispiel bei Geschäftsberichten, Medikamenten und Patenten. Teilnehmer sprachen davon, dass an diesem Vormittag in Washington mehr für die europäisch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen erreicht worden sei als in den letzten zehn Jahren.