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Merkel und Harper: Einigkeit und Streit

16. August 2012

Trotz Differenzen in Fragen der Eurokrise haben sich Kanzlerin Merkel und Kanadas Premier Harper nach außen demonstrativ einig gezeigt. Bei kanadischem Wein wurde aber Klartext gesprochen.

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Bundeskanzlerin Merkel und Kanadas Premierminister Harper (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Premier Stephen Harper ließen sich ihre Meinungsverschiedenheiten nicht anmerken: Vertraut und freundschaftlich begrüßten sich beide konservativen Regierungschefs vor dem kanadischen Parlament in Ottawa. Routiniert und lächelnd absolvierten sie später ihren öffentlichen Auftritt nach einem gut eineinhalbstündigen Gespräch.

Freihandelsabkommen: "schneller Abschluss"

Merkel sagte, sie wolle sich für eine zügige Verabschiedung des geplanten Freihandelsabkommens zwischen Kanada und der EU einsetzen. Die seit drei Jahren laufenden Verhandlungen sollten zu einem "schnellen Abschluss" kommen. Deutschland und Kanada seien überzeugt, dass der freie Handel einer der besten Wachstumsmotoren sei. Klärungsbedarf gibt es bis zum Abschluss eines solchen Vertrages unter anderem noch beim Schutz geistigen Eigentums und im Dienstleistungssektor.

Harper schont Merkel

Die Kanzlerin betonte abermals, sie werde von ihrem Kurs einer strikten Haushaltsdisziplin und einer engeren politischen Union in Europa nicht abweichen. Sie forderte erneut schärfere Sanktionsmöglichkeiten gegen Schuldenstaaten.

Europäer müssen mehr tun

Die kanadische Seite hatte sich vor der Ankunft von Merkel unzufrieden über den europäischen Umgang mit der Krise gezeigt und ein entschlosseneres Handeln gefordert. Bei der gemeinsamen Pressekonferenz verzichtete Harper aber auf offene Kritik an der deutschen Haltung. Der Premier bescheinigte der Kanzlerin höflich, er bewundere ihre Weisheit und Führungsstärke und sei immer wieder beeindruckt von der Qualität ihrer Vorschläge. Kanada und Deutschland seien sichere Freunde in einer unsicheren Welt. Ratschläge wolle er nur privat geben.

Deutlicher wurde der kanadische Finanzminister Jim Flaherty: Die Europäer müssten in der Finanzkrise viel mehr tun. Es sei überhaupt nicht nötig, dass Kanada seine Ressourcen für einige der reichsten Länder der Welt ausgebe, hatte er erst am Mittwoch betont - pünktlich zum Merkel-Besuch.

Besuch im Forschungslabor

Kanada ist das zweitgrößte Land der Erde, verfügt über ein solides Wirtschaftswachstum und hat sein Staatsdefizit in den vergangenen Jahren deutlich gesenkt. Aber auch die kanadische Wirtschaft ist von den Auswirkungen der Euro-Krise und einem schwächelnden Europa-Geschäft betroffen. Die Wachstumsprognose wurde für dieses Jahr leicht auf 2,1 Prozent nach unten korrigiert.

Es war der erste offizielle Besuch Merkels in Kanada als Kanzlerin. Zum Abschluss besichtigte sie ein Meeresforschungslabor in der Ostküstenstadt Halifax. Die studierte Physikerin sprach dort mit Wissenschaftlern und Studenten der Dalhousie Universität über die deutsch-kanadische Zusammenarbeit in der Meeres- und Polarforschung. Außerdem besuchte sie ein Frischwasserlabor, in dem unter anderem Meerestiere erforscht und ihre Lebensräume nachgestellt werden können.

hp/rb/det (dpa, dapd, afp)