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Merkel Putin Hannover Messe

Roman Goncharenko / Markian Ostaptschuk7. April 2013

Partner der Hannover Messe 2013 ist Russland. Die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen boomen. Doch politische Probleme machen das Verhältnis nicht einfacher. Der Besuch Putins wird von Kritik überschattet.

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Wladimir Putin und Angela Merkel (Foto: Clemens Bilan/dapd)
Wladimir Putin und Angela MerkelBild: dapd

Die Messe-Partnerschaft mit der Russischen Föderation komme zur rechten Zeit, betont Angela Merkel. "Denn derzeit finden sowohl ein Russlandjahr in Deutschland als auch ein Deutschlandjahr in Russland statt", so die Bundeskanzlerin in ihrem Grußwort auf der Website der Messe. Beide Veranstaltungsreihen stünden unter dem Motto 'Deutschland und Russland - gemeinsam die Zukunft gestalten'. "Die Hannover Messe 2013 bietet eine hervorragende Gelegenheit, diesen Leitgedanken mit Leben zu füllen", so die deutsche Regierungschefin.

Am Sonntagabend (07.04.2013) wird Merkel bei der Eröffnung der Messe im Hannover Congress Centrum sprechen. Auch Präsident Wladimir Putin wird dabei sein. Am Montag (08.04.2013) wollen Putin und Merkel dann gemeinsam die Industrieschau besuchen und möglicherweise auch einen deutsch-russischen Wirtschaftsgipfel eröffnen.

Politische Spannungen belasten

Überschattet wird das Treffen zwischen Merkel und Putin allerdings durch aktuelle politische Probleme. Die Bundesregierung äußerte sich besorgt über das Vorgehen russischer Behörden gegen deutsche Stiftungen in Moskau und Sankt Petersburg. Russische Beamte hatten Ende März zahlreiche Nichtregierungsorganisationen kontrolliert, darunter auch die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung und die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung, und dabei vorübergehend auch Computer und Akten beschlagnahmt.

Geschäftsleiterin der Menschenrechtsorganisation "Memorial" Jelena Schemkowa bereitet sich für die Kontrollen vor (Foto: DW)
Wie die Menschenrechtsorganisation Memorial mussten viele NGOs Behördenvertretern Einsicht in ihre Akten gewährenBild: DW

Der stellvertretende deutsche Regierungssprecher hat bereits angekündigt, dass es sich bei dem Treffen mit Putin in Hannover nicht vermeiden lassen werde, darüber zu sprechen. Auch das Auswärtige Amt teilte mit, die Bundesregierung verfolge die Entwicklung in Russland mit Sorge. Das Vorgehen gegen die Stiftungen bleibe auf der Tagesordnung. Der Kreml hat inzwischen die Bereitschaft erklärt, Erklärungen zu allen Fragen abzugeben, die die deutsche Kanzlerin interessieren.

Von Gazprom bis UralVagonZavod

Der aktuelle politische Streit wirkt sich allerdings nicht auf die intensiven wirtschaftlichen Kontakte zwischen Russland und Deutschland aus. Innerhalb von weniger als zehn Jahren ist Russland bereits zum zweiten Mal Partnerland der Industriemesse in Hannover, die als die größte ihrer Art weltweit gilt. Erstmals war Russland Partner im Jahr 2005.

Gazprom-Logo (Foto: dpa)
Der russische staatliche Monopolist Gazprom ist einer der wichtigsten Messe-AusstellerBild: picture-alliance/dpa

Diesmal ist Russland auf der Industriemesse mit einer Rekordzahl von Ausstellern vertreten. Es gibt mehr als 100, darunter Gazprom, die Russische Eisenbahn und UralVagonZavod, ein Hersteller von Panzern, Waggons und Traktoren. Auch eine Reihe russischer Regionen, darunter die Gebiete Leningrad, Tula und Nowosibirsk, stellen eigene Projekte vor. Eines ist der Landschafts- und Erholungspark "Rossija", der in Domodedowo bei Moskau gebaut werden soll.

Seinen Fokus legt Russland in Hannover auf Energie, Maschinenbau, neue Werkstoffe und industrielle Automatisierung. Das Land wird sich auch an der Messe Metropolitan Solutions beteiligen, die zeitgleich zur Hannover Messe stattfindet. Metropolitan Solutions stellt branchenübergreifend technologische Lösungen für urbane Infrastrukturen vor. Die Schau gilt als international bedeutendste Plattform in diesem Bereich. Zudem wird Russland bei der IndustrialGreenTec vertreten sein, der internationalen Leitmesse für Umwelttechnologien, die ebenfalls in Hannover ausgerichtet wird.

Große Erwartungen an Russland

"Wir erwarten, dass Russland sich auf neue, dynamischere und modernere Weise vorstellt", sagte der DW Christiane Schuchart vom Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft. Ihr zufolge wird die russische Wirtschaft im Ausland als stark von Rohstoffen abhängig wahrgenommen. Auf der Hannover Messe werde Russland nun auch andere Sektoren vorstellen, so Schuchart.

Das Logo des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (Foto: dpa)
Der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft rechnet mit einem weiteren HandelszuwachsBild: picture-alliance/dpa

Russlands Teilnahme an der Hannover Messe findet inmitten eines beispiellosen Handelszuwachses zwischen Deutschland und Russland statt. Nach Angaben des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft erreichte das bilaterale Handelsvolumen 2012 ein Rekordniveau von über 80 Milliarden Euro. Der Ost-Ausschuss geht davon aus, dass dieser Trend anhalten wird.