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Merkel und Schröder streiten um Kanzlerposten

19. September 2005

Die Bundestagswahl hat keinen eindeutigen Regierungsauftrag ergeben. Nun erhebt sowohl Angela Merkel als auch Gerhard Schröder Anspruch auf das Kanzleramt. Es bleibt spannend.

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Jubel trotz schlechter Ergebnisse: Merkel und SchröderBild: dpa

Die Union verpasste den Machtwechsel zu Schwarz-Gelb überraschend deutlich. Bundeskanzler Gerhard Schröder scheiterte mit dem Ziel, durch die vorgezogene Wahl einen neuen Auftrag für Rot-Grün zu erhalten.

Sowohl die bisherige Oppositionsführerin Angela Merkel als auch Schröder melden nachdrücklich ihren Anspruch auf die Führung der künftigen Bundesregierung an. Beide wollen mit allen Parteien außer der Linkspartei über ein mögliches Koalitions-Bündnis sprechen.

Wer mit wem?

Schröder schließt eine große Koalition aus Union und SPD unter Führung von CDU-Chefin Merkel aber aus. Er beansprucht selbst die Führung eines solchen Bündnisses. FDP-Chef Guido Westerwelle schließt eine "Ampelkoalition" mit SPD und Grünen aus. Bundesaußenminister Joschka Fischer von Bündnis 90/Die Grünen kann sich keine Koalition seiner Partei mit der Union und der FDP vorstellen.

Wahlsieger sind mit starken Gewinnen FDP und Linkspartei. Die Grünen verloren leicht und fielen vom dritten auf den fünften Platz des Parteienspektrums zurück.

CDU und SPD liegen nah beieinander

Nicht ganz wie erwartet
Enttäuschung bei CSU-WählerinnenBild: AP

Das vorläufige Endergebnis im Einzelnen: CDU und CSU unter Kanzlerkandidatin Angela Merkel bekommen 35,2 Prozent der Stimmen. Der Wunsch-Koalitionspartner FDP kommt auf 9,8 Prozent und wird somit drittstärkste Kraft im Bundestag.

Schröder freut sich
Kanzler Schröder in SiegerposeBild: AP

Die SPD erhält 34,3 Prozent und verpasst damit das von Bundeskanzler Gerhard Schröder ausgegebene Ziel, wieder stärkste Partei zu werden. Die Grünen erhalten 8,1 Prozent. Die Linkspartei mit ihren Spitzenkandidaten Oskar Lafontaine und Gregor Gysi können ihr Ergebnis von 2002 auf 8,7 Prozent deutlich verbessern.

Damit verfügen Union und FDP zusammen über 45 Prozent gegenüber 51,1 Prozent der drei anderen im Bundestag vertretenen Parteien SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Linkspartei.

Die Sitzverteilung

Die CDU/CSU kommt auf 225 Mandate, die SPD landet mit 222 Mandaten knapp dahinter. Die FDP kann künftig 61 Abgeordnete stellen, die Grünen 51 Parlamentarier. Die Linkspartei kehrt mit 54 Abgeordneten in Fraktionsstärke in den Bundestag zurück. Bei dem vorläufigen amtlichen Endergebnis fehlt noch der Wahlkreis Dresden I, wo wegen des Todes einer Kandidatin erst am 2. Oktober gewählt wird. Durch die Nachwahl in Dresden könnte noch ein Patt zwischen CDU/CSU und SPD entstehen. Je nachdem, wie die Wähler sich dort verhalten, können sich die Mehrheitsverhältnisse im Bund um bis zu drei Sitze verschieben. Insgesamt gab es bei der vorgezogenen Bundestagswahl 15 Überhangmandate; dem nächsten Bundestag werden somit 613 Abgeordnete angehören.

Die Wahlbeteiligung lag nach bisherigen Berechnungen bei 78 Prozent und damit knapp unter dem Wert von vor drei Jahren (79,1). (je)