1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Merkel will schnelleren Netzausbau

Klaus Ulrich29. Mai 2012

Seit einem Jahr ist in Deutschland Energiewende angesagt. Der Ausstieg aus der Kernkraft ist beschlossen, die Regenerativen sollen die entstehende Lücke schließen. Jetzt drückt die Kanzlerin dabei aufs Tempo.

https://p.dw.com/p/1540Z
Bundeskanzlerin Merkel mit Umweltminister Altmaier und Wirtschaftsminister Rösler bei der Bundesnetzagentur (Foto: Reuters)
Merkel Altmaier Rösler BundesnetzagenturBild: Reuters

Am Pfingstwochenende feierte die deutsche Solarstromgewinnung einen Weltrekord: Noch nie in der Geschichte wurde soviel Sonnenstrom an einem Tag produziert. Aber das Problem sind nicht fehlende Windräder oder unzuverlässiges Wetter. Das eigentliche Problem sind die Leitungen, die den Strom vom Generator zum Kunden bringen. Deshalb hat Bundeskanzlerin Angela Merkel versprochen, sich um den Ausbau der Stromnetze persönlich zu kümmern. Am Dienstag (29.05.2012) besuchte sie in Begleitung der beiden zuständigen Minister die Bundesnetzagentur in Bonn.

Und die Bundeskanzlerin redete beim obligatorischen Pressetermin nicht lange um den heißen Brei herum. "Die Energiewende ist machbar. Und zwar so, wie wir sie vor einem Jahr beschlossen haben ", hielt Merkel allen Zweiflern an der Umsetzbarkeit der Energiewende in Deutschland entgegen. "Es bleibt natürlich bei dem Ausstieg aus der Kernenergie bis zum Jahr 2022 – so wie festgelegt", fügte sie hinzu. Die Energiewende sei  "ein anspruchsvolles und spannendes Projekt, das sicherlich auch international verfolgt werden wird."

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann (Foto:dapd)
Keine Zweifel an der Energiewende: Bundeskanzlerin Merkel am Dienstag bei der BundesnetzagenturBild: dapd

Flaschenhals der Energiewende

Von Vertretern der vier Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW wurde der Bundeskanzlerin der Entwurf eines sogenannten nationalen Netzentwicklungsplanes vorgelegt, der an diesem Mittwoch in Berlin öffentlich vorgestellt werden soll.

Die Leitungen gelten als Flaschenhals der Energiewende. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energie muss immer mehr Strom vor allem aus dem windkraftreichen Norden der Republik zu den großen Verbrauchsregionen im Westen und im Süden Deutschlands transportiert werden. Der Ausbau kommt dem Bedarf jedoch seit Jahren kaum hinterher. Die Verfahren dauern oft im Schnitt zehn Jahre. Gegen den Bau neuer Trassen wehren sich oftmals auch die betroffenen Anwohner.

Bundeswirtschaftsminister Rösler betonte die große Bedeutung, die der Entwurf für die Energiewende habe. Es gelte, die besten die Wege für neue Stromtrassen "gemeinsam ausfindig zu machen, die wir dann sehr schnell bauen, um die großen Verbindungen von Norden nach Süden auch herstellen zu können."

Sicht der Netzbetreiber

Der Entwurf des heute an die Kanzlerin überreichten Netzentwicklungsplans Strom enthält alle Maßnahmen, die aus Sicht der Netzbetreiber innerhalb der nächsten zehn Jahre für ein sicheres Übertragungsnetz erforderlich sind.

"Je besser der Netzausbau gelingt", betonte der neue Umweltminister Peter Altmaier, "je moderner die dabei eingesetzten Technologien sind, desto eher wird es möglich sein, die Erneuerbaren Energien auch in vollem Umfang zu nutzen. Desto eher wird es auch möglich sein eine stabile Stromversorgung herzustellen und desto eher wird es möglich sein, die Kosten auch in einem vertretbaren Rahmen zu halten."

"Die Zeit drängt"

Bundeskanzlerin Merkel hatte dagegen noch am Wochenende mehr Tempo bei der Umsetzung der Energiewende gefordert. Bei den großen Übertragungsnetzen sei man mit "vielen Projekten im Rückstand", sagte sie. Die Zeit dränge.

Die deutschen Stromnetze sind bislang kaum auf die dezentrale Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen ausgelegt. Nach Zahlen der Regierung sind zusätzlich 1.800 Kilometer Stromleitungen nötig und bislang nur 200 Kilometer davon verlegt.