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Lob für Industrie

21. April 2008

Zu Beginn der Hannover Messe fordert Bundeskanzlerin Angela Merkel mehr Transparenz an den Finanzmärkten und lobt die deutsche Industrie: Diese habe sich in der Krise als "Stabilitätsanker" der Weltwirtschaft erwiesen.

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Angela Merkel redet (Quelle: dpa)
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Hannover Messe eröffnetBild: picture-alliance / dpa

Die Hannover Messe hat ihre Pforten geöffnet. Die Messe begann am Montag (21.04.2008) mit dem traditionellen Rundgang von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über das Ausstellungsgelände. Fünf Tage lang werden in Hannover neue Technologien für Produktion und Infrastruktur vorgestellt. Im Mittelpunkt der Schau stehen die Energie- und die Automatisierungstechnik. Die Hannover Messe ist die weltweit größte Industriemesse der Welt. In diesem Jahr präsentieren sich 5100 Unternehmen aus 62 Ländern.

Merkel wirbt für Soziale Marktwirtschaft

Zum Auftakt der Messe appellierte Merkel am Sonntagabend an die Wirtschaft, mehr ältere Arbeitnehmer zu beschäftigen. Zwar sei es gelungen, die Zahl der Beschäftigten über 55 Jahren von 40 auf jetzt 50 Prozent zu steigern. "Aber wenn immer noch fast jeder zweite über 55 Jahren bei der heutigen Lebenserwartung keine Chance mehr in der Wirtschaft hat, dann kann etwas nicht stimmen", sagte Merkel. "In der sozialen Marktwirtschaft hat nicht nur die Politik, sondern haben eben auch Unternehmen und Gewerkschaften Verantwortung."

Zugleich warnte Merkel vor einem "Vertrauensverlust" gegenüber der sozialen Marktwirtschaft. Die Krise auf den Finanzmärkten verstärke bei vielen Menschen die Sorge um Wohlstandsverluste durch die Globalisierung, sagte sie. Nötig sei mehr Transparenz. Zufrieden zeigte sich Merkel mit der jüngsten Sitzung des Internationalen Währungsfonds: Dort seien wichtige Schritte getan worden für mehr Transparenz, verbesserte Bewertungsstandards, verbessertes Liquiditätsmanagement und eine bessere Rolle der Ratingagenturen.

Eine Frau sitzt vor einem Plakat mit der Auschrift Innovation (Quelle: AP)
Partnerland der Hannover Messe ist 2008 JapanBild: AP

Maschinen: Das "Prunkstück" der Industrie

Die Globalisierung biete Deutschland aber auch Chancen, so Merkel: "Wir können weiter Gewinner der Globalisierung sein - aber in welchem Ausmaß, das hängt von uns selbst ab." Deutschland sei von der Finanzmarktkrise weniger betroffen als andere Länder. Ein Grund dafür sei der starke Euro. Der in Hannover versammelten Industrie bescheinigte Merkel, sie habe sich in der Krise als "Stabilitätsanker" der Weltwirtschaft erwiesen. Dabei sei der Maschinen- und Anlagenbau das "Prunkstück" der deutschen Industrie. Allerdings habe die Krise auch deutlich gemacht, dass es im deutschen Bankensystem Reformbedarf gebe, sagte Merkel: "Aber wir sollten es auch nicht schlecht reden."

Die Maschinenbauer selbst sehen keine größeren Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf ihre Branche. Die Subprime-Krise mache sich nicht bemerkbar, sagte der Präsident des Verbandes deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Manfred Wittenstein. Nach Angaben des Verbandes lief der deutsche Maschinenbau zu Jahresbeginn auf Hochtouren – trotz schwierigerer Weltkonjunktur und Wettbewerbsnachteilen in Übersee durch den starken Euro. Die Produktion sei in den ersten drei Monaten des Jahres 2008 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum prozentual wohl zweistellig gestiegen. Allerdings sei damit zu rechnen, dass die Zuwächse im zweiten Halbjahr wieder schwächer ausfallen. Die Branche rechnet mit rund 30.000 neuen Stellen in diesem Jahr. Bis Ende 2008 dürften damit etwa 965.000 Menschen im Maschinen- und Anlagenbau arbeiten.

Japan als Partner

Partnerland der Messe ist in diesem Jahr Japan. "Wir möchten die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Japan und Deutschland weiter ausbauen", sagte der ehemalige japanische Premierminister Shinzo Abe, der an der Eröffnung der Messe teilnahm. Er kündigte an, dass Japan beim Vorsitz der führenden Industrieländer G8 dem Klimaschutz hohe Priorität einräumen werde. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Jürgen Thumann, verwies auf Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und Japan. "Arm an Rohstoffen sind wir, aber dafür reich an Ideen", sagte er.

Industriepräsident Thumann nannte die soziale Marktwirtschaft ein "Erfolgsmodell". Dabei entscheide das Verhalten von Unternehmern mit darüber, ob die Menschen diese Gesellschaftsordnung auch weiterhin bejahten, mahnte er. "Wer Verantwortung trägt, muss auch Vorbild sein". Von der Politik forderte er mehr Reformen. Konkret nannte er die Erbschaftssteuer, die steuerliche Forschungsförderung und die Bildung. (det)