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Mezzanine-Finanzierung

Klaus Feldkeller 20. August 2004

Mezzanine – Bauherren und Architekten wissen, wovon die Rede ist. Wenn Finanzinvestoren von Mezzanine sprechen, haben sie auch ein Zwischengeschoss vor Augen: Die Etage zwischen Krediten und Private-Equity-Kapital.

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Die Finanzbranche arbeitet an neuen Produkten: MezzanineBild: AP


Wenn Kredite an Unternehmer vergeben werden, gibt es wichtige Unterschiede. Dabei dreht sich alles um die Frage: Wer kommt als erster an sein Geld, wenn ein Unternehmen Insolvenz anmelden muss? Bei einer Pleite werden die Banken zuerst bedient, private Investoren zuletzt - und dazwischen kommen die Mezzanine-Geldgeber zum Zug.

Mittlerer Zinssatz = mittleres Risiko

Je höher das Risiko für die Kreditgeber, desto höher die Zinsen für den Kreditnehmer. Das ist der Ausgleich für die Gefahr, sein Geld unter Umständen abschreiben zu müssen. Während Banken 5 bis 8 Prozent Zinsen berechnen, rechnen private Finanzinvestoren mit 20 bis 25 Prozent Rendite. Mittelständler sind immer knapp bei Kasse.

Deshalb wird Mezzanine für geldbedürftige Unternehmen immer reizvoller: Der Mezzanine-Zinssatz liegt meist zwischen 14 und 18 Prozent: Mittleres Risiko bedeutet mittlerer Zinssatz. Für Mittelständler bietet sich dieses Kapital an, "wenn die Beschaffung von Eigenkapital nicht möglich und die Kreditaufnahme bei den Hausbanken ausgereizt ist. Das ist Ersatz für Eigenkapital", sagt Burkhard Brinkmann vom Frankfurter Private Equity-Unternehmen 3i.


Alternative zu Private Equity


Es geht also ausschliesslich um Geld-Beschaffung, anders als beim klassischen Wagniskapital wie Private Equity. Dort werden aus Geldgebern schnell Einflussnehmer, die im Aufsichtsrat oder Beirat sitzen und Manager ihrer Wahl ins Unternehmen drücken. "Das will kein Mittelständler, und das ist der Grund, warum Private Equity im Mittelstand verpönt ist,“ betont Burkhard Brinkmann.


Von den 7000 mittelständischen Betrieben in Deutschland, die theoretisch in Frage kommen für eine Mezzanine-Spritze, kommen nur wenige in Frage. Da ist zum einen die Größe: Wessen Umsatz deutlich unter 100 Mio. Euro liegt, wird selten Interesse wecken. Ansonsten müssen Unternehmen von außen nicht prickelnd wirken - aber Potenzial haben.


Finanziers wollen nur Zinsen


Neben einer überzeugenden Unternehmensstrategie verlangen die Finanziers einen verlässlichen Cashflow. Die Unternehmer werden nicht zu Börsengängen oder Verkäufen gedrängt. Die Mezzanine-Investoren wollen ausschliesslich ihre Zinsen. Ein Faires Angebot, so scheint es. Im vergangenen Jahr wurden 3,3 Mrd. Euro investiert.

Überraschend ist, dass Europäer anteilig mehr Geld in den Mezzanine-Bereich stecken. In den USA sei es üblich, 20 bis 50 Mio. Dollar an Mezzanine-Kapital in ein bestimmtes Projekt zu stecken. In Europa sind Finanzierungsvolumen von 100 bis 250 Mio. Dollar nicht ungewöhnlich. Bei Mittelständlern allerdings reichen meist schon Summen zwischen 5 und 20 Mio. Euro.


Lieber frei als reich


Für Mittelständler ist die unternehmerische Freiheit ein hohes Gut: Die Mehrheit verzichtet lieber auf schnelles Wachstum, als die Eigenkapitalquote durch den Einstieg eines Finanzinvestors zu erhöhen. So das Ergebnis einer gemeinsamen Studie der Private-Equity-Gesellschaft 3i, der Unternehmensberatung Deloitte und des Finanzfachmagazins "Finance". Private Equity kommt für die meisten nicht in Frage, auch Mezzanine-Finanzierungen lehnen 73 Prozent ab. Vor allem aus Unkenntnis.