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Michael Glos - vom Müllermeister zum Minister

Monika Lohmüller22. November 2005

Schlitzohrig, ironisch und mit der Materie vertraut - der neue deutsche Wirtschaftsminister Michael Glos strotzt vor Selbstbewusstsein. Mit der neuen Kanzlerin kann der Christsoziale gut.

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Krachledern und ausgleichend: Michael GlosBild: dpa

Es hat nicht lange gedauert, bis ein Nachfolger für Edmund Stoiber in Berlin benannt wurde. Als der CSU-Chef doch nicht ins geplante schwarz-rote Kabinett eintreten wollte und bekannt gab, lieber in München bleiben zu wollen, machte ein Name rasch die Runde: Michael Glos. Der 60-jährige Oberfranke, der Einfluss begehrt, sich aber nicht unbedingt um Ämter reißt, ist manchmal gern ein wenig spöttisch, ja ironisch.

Aber viele seiner Kollegen beschreiben den seit zwölf Jahren unumstrittenen Chef der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag zu allererst als ruhenden Pol.

"Aufhören zu jammern"

Aber der "Ruhende" kann auch anders. Glos ist für seine deftig formulierten Attacken im Parlament bekannt und gefürchtet. Es steckt viel Selbstvertrauen in dem Mann, der als Anfangdreißiger bereits als Abgeordneter im Deutschen Bundestag saß. Als jüngster CSU-Abgeordneter wurde er damals vermerkt, aber er hatte bereits einiges erlebt und erfahren. In der Wirtschaftswunderzeit, Mitte der 1950er-Jahre, übernahm der älteste Sohn eines Müllermeisters den traditionsreichen Familienbetrieb: eine Getreidemühle nebst Landwirtschaft.

Ärmel hochkrempeln und loslegen, das ist auch heute noch sein Motto - und das will er auch den Deutschen vermitteln. "Das gilt für die Landsleute im Osten wie im Westen: Aufhören zu jammern, Ärmel hochkrempeln, wieder nach vorne schauen", sagt Glos. "Die deutsche Geschichte ist voll von guten Zeiten, sie hat auch ihre dunklen Flecken und am besten ist es den Deutschen immer gegangen, wenn sie nicht gejammert haben, sondern nach vorne gesehen haben."

Mit Wirtschaft und Finanzen vertraut

Wenn Michael Glos nun das Wirtschaftsressort im Kabinett Merkel übernimmt, ist ihm die Materie vertraut: Gleich zu Beginn seiner Abgeordnetenzeit kümmerte er sich um Wirtschaft und Finanzen, war von 1987 bis 1990 finanz- und steuerpolitischer Sprecher der Unionsparteien und danach bis 1992 Vize-Fraktionschef für die Bereiche Wirtschaft, Verkehr, Mittelstand und Landwirtschaft. Seit Januar 1993 ist Michael Glos Vorsitzender der CSU-Landesgruppe und damit auch automatisch Erster Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion. Das politische Urgestein erfüllte bislang alle seine Funktionen mit einem sicheren Instinkt. Was ihm als Wirtschaftsminister zugute kommen wird ist aber wohl eines: Er hat einen guten Draht zur neuen Kanzlerin Angela Merkel.