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Cola oder Sprengstoff?

Helga Hermanns18. April 2007

Jülicher Forscher haben ein neues Gerät entwickelt, das Handgepäckkontrollen an Flughäfen vereinfachen soll. Es kann sogar Nitroglyzerin-Anteile in Cola aufspüren. Die Verpackung muss jedoch mikrowellengeeignet sein.

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Vor einem Schild mit den "Neuen Bestimmungen für Handgepäckkontrollen" steht eine große gelbe Mülltonne. Auf einem Tisch daneben packt ein Mann seinen Ruck sack aus. Quelle: AP.
Teures Parfüm landet mitunter in der Flughafen-MülltonneBild: AP

Teurer Wein oder brennbares Lösungsmittel? Auf den ersten Blick kann kein Sicherheitsbeamter am Flughafen erkennen, was Passagiere alles in ihrem Handgepäck transportieren. Bisher gab es auch kein Verfahren zur schnellen Analyse von Flüssigkeiten. Dieses Problem haben Physiker im Jülicher Forschungszentrum gelöst.

Sie verwenden Mikrowellen-Sensoren, die Behälter aus Glas oder Plastik unabhängig von der Wandstärke durchdringen, erklärt Norbert Klein vom Institut für Bio- und Nanotechnologie. Die Mikrowellen werden von den Flüssigkeiten beeinflusst und das liefert das Mess-Signal. Daran kann man ablesen, ob es sich um ein harmloses Getränk handelt. Starke Säuren, Salzsäure oder Phosphorsäure würden eindeutig erkannt. Das gleiche gelte für brennbare Lösungsmittel.

Cola oder Sprengstoff?

Ein Müllberg voller Flaschen, Parfums, Shampoos am Flughafen von Los Angeles. Quelle:AP.
Der Müllberg auf Flughäfen könnte kleiner werdenBild: AP

Der Prototyp des Messgerätes ist etwa so groß wie ein Bierkasten. Legt man nun eine Flasche auf die abgeschrägte Oberfläche, erscheint kaum eine Sekunde später das Messergebnis auf einem Bildschirm. Würde jemand seiner Cola einen Sprengstoff beimischen, könnte er den Sensor kaum überlisten, sagt Klein. Selbst wenn die Cola noch ihre braune Färbung behielte, würde das Gerät erkennen, ob ihr Nitroglyzerin beigemischt wurde oder nicht. Aber nur, wenn die Cola in einer Plastikflasche ist, denn Dosen, Metallflaschen oder metallisierte Tetrapaks können die Mikrowellen nicht durchdringen. Probleme machen den Forschern auch noch die Parfüms. Da sie einen hohen Alkoholgehalt haben, stuft das Gerät teure Duftwässer manchmal als Lösungsmittel ein. Das will Klein bald im Griff haben.

Stadien und Gefängnisse als mögliche Einsatzorte

Die Jülicher Forscher setzen auf eine globale Vermarktung ihrer Entwicklung und suchen auf der Hannover Messe nach Partnern aus der Industrie. Die Erfindung habe großes Potential, findet Klein. Nicht nur auf Flughäfen müsse Gepäck untersucht werden, sondern auch auf Kreuzfahrtschiffen, in Gefängnissen oder bei Großveranstaltungen in Stadien.

Aber auch Architekten und Bauherren könnten gefallen an diesem Forschungsprodukt finden. Das Geräte könne nämlich auch den Feuchtgehalt von Baustoffen ermitteln, was zum Beispiel für die Baustoffuntersuchung und die Qualifizierung von Altbausubstanzen ein interessanter Aspekt wäre, so der Physiker Klein.