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Militärbündnis bombardiert erstmals den Süden

24. März 2011

Die internationale Allianz scheint den Luftraum über Libyen unter Kontrolle zu haben. Am Boden gehen die Angriffe der Gaddafi-Truppen gegen die Regierungsgegner aber weiter.

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Kampfjet (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Department of National Defence

Die internationale Militärallianz hat ihre Luftangriffe in Libyen am Donnerstag (24.03.2011) auch auf den Süden des Landes ausgeweitet. Nach Angaben libyscher Sicherheitskreise bombardierten Kampfjets unter anderem Ziele in der Stadt Sebha, rund 750 Kilometer südlich von Tripolis. Auch ein Militärflughafen in Al-Jufra, rund 800 Kilometer südlich-östlich der Hauptstadt, geriet unter Beschuss.

Ziel der Allierten ist. das am letzten Freitag vom UN-Sicherheitsrat beschlossene Flugverbot durchzusetzen und damit die Zivilbevölkerung vor den Angriffen der Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi zu schützen.

Vor allem die französische Regierung äußert sich positiv über den Verlauf der ersten sechs Angrifftage. So sei es nur noch eine Frage von Tagen oder Wochen, aber nicht von Monaten, bis die militärische Schlagkraft von Gaddafi zerstört ist. Die Angriffe würden "so lange wie notwendig" fortgesetzt, sagte der französische Außenminister Alain Juppé am Donnerstag. Zudem betonte der französische Verteidigungsminister Gérard Longuet, dass aus militärischer Sicht die Flugverbotszone umgesetzt sei.

Auch britische Militärs bestätigen, dass Gaddafis Luftwaffe vollständig außer Gefecht gesetzt worden sei. Ein ranghoher britischer Offizier sagte bereits am Mittwoch, die libysche Luftabwehr "existiert als kämpfende Einheit nicht mehr".

Gaddafis Panzer im Hafen von Misrata?

Ein Panzer mit libyschen Soldaten rückt in eine Stadt ein (Foto: dapd)
Gaddafis Truppen gewinnen weiter an BodenBild: AP

Trotz der Luftangriffe des Westens lässt Gaddafi seine Truppen weiter gewaltsam gegen die Rebellen vorgehen. So gibt es Berichte über Kämpfe von Bodentruppen mit den Aufständischen in der östlich gelegen Stadt Ajdabiya und in der Küstenstadt Misrata. Nach Berichten von Einwohnern haben Einheiten des Gaddafi-Regimes den Hafen von Misrata eingenommen, der drittgrößten Stadt Libyens. Dort säßen tausende Gastarbeiter fest, die in ihre Heimatländer zurückkehren wollten. Auch aus anderen Regionen werden Kämpfe gemeldet.

Aus Washington hieß es am Donnerstag erneut, Gefolgsleute Gaddafis suchten den Kontakt zu den Vereinigten Staaten, um über einen Ausweg aus der Krise zu verhandeln. Die Anfragen seien für das Land nach den Kämpfen der vergangenen Tage "nicht überraschend", sagte Denis McDonough, ein enger Berater des amerikanischen Präsident Barack Obama. Er wolle jedoch "nicht weiter ins Detail gehen", fügte McDonough hinzu.

Nach tagelangen Streitigkeiten innerhalb der NATO nimmt eine Kommandostruktur für einen möglichen Einsatz des Bündnisses in Libyen offenbar langsam Konturen an. Die Kommandos für die täglichen Einsätze sollten sich auf dem NATO-Stützpunkt in Neapel und auf dem Stützpunkt im norditalienischen Poggio Renatico befinden, sagte ein Diplomat in Brüssel. Der Gesamteinsatz solle im militärischen NATO-Hauptquartier im belgischen Mons überwacht werden.

Weiterhin keine Einigung

Doch noch fehlt die Einigung für einen tatsächlichen NATO-Einsatz zur Durchsetzung des Flugverbotes. Die Diplomaten der 28 NATO-Staaten berieten auch am Donnerstag in Brüssel ohne abschließendes Ergebnis. Die Gespräche würden fortgesetzt, aber es sei nicht absehbar, ob und wann es eine Einigung geben könnte.

Vor allem die Türkei blockiere einen gemeinsamen Beschluss, hieß es aus Diplomatenkreisen. Ankara stelle die Bedingung, dass die militärische Aktion des westlichen Bündnisses eingestellt werden sollte. Erst damm könne doe NATO die Leitung der Operation übernehmen und würde nur die Einhaltung des Flugverbots kontrollieren. Vor allem Frankreich und Großbritannien lehnen diese Türkische Forderung aber ab, hieß es in Brüssel weiter.


UN-Sicherheitsrat berät erneut über Libyen-Konflikt

UN-Sicherheitsrat (Foto: dapd)
UN-Sicherheitsrat berät über LibyenBild: AP

Die Vereinten Nationen sind zunehmend besorgt über die Lage der Zivilbevölkerung in Libyen. Der Sicherheitsrat berät an diesem Donnerstag erneut zum Konflikt in Libyen. Bei der Sitzung will UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die Ratsmitglieder über die Lage seit dem Beschluss der Resolution 1973 am vergangenen Freitag informieren. Mit der Resolution hatte das oberste UN-Gremium "alle notwendigen Maßnahmen" zum Schutz der Zivilbevölkerung in dem nordafrikanischen Land erlaubt. Auf der Grundlage dieser Resolution geht eine internationale Koalition seit Samstag militärisch gegen die Truppen des libyschen Machthabers Muammar Gaddafi vor.

Autor: Hajo Felten (rtr, afp, ap, dpa)
Redaktion: Marion Linnenbrink