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Militärexperten brüten über Malis Zukunft

30. Oktober 2012

Sie nehmen sich viel Zeit: Zehn Tage wollen internationale Verteidigungsexperten in Bamako diskutieren, wie man den Konflikt in Nord-Mali beilegen kann. Gesucht wird ein schlüssiges Konzept zur Bekämpfung der Islamisten.

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Militärexperten beraten in Mali über Wege aus der Krise (Foto: Reuters)
Militär Konferenz MaliBild: Reuters

Zur Lösung der Staatskrise im Norden Malis sind viele internationale Militär- und Verteidigungsexperten in der Hauptstadt Bamako zu einer militärischen Planungskonferenz zusammengekommen. Unter anderem sind Delegationen der Vereinten Nationen, der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS und der Afrikanischen Union (AU) nach Bamako gereist. Die Gruppe der AU-Experten wird von General Sekouba Konaté angeführt, dem Beauftragten für die Afrikanische Bereitschaftstruppe ASF.

Ziel des Treffens ist es, ein Konzept für einen militärischen Einsatz gegen die Islamisten zu erstellen, die seit einem halben Jahr in der Region wüten. Die Ergebnisse der Beratungen sollen erst dem Friedens- und Sicherheitsrat der Afrikanischen Union vorgelegt werden und bis zum 15. November an den Weltsicherheitsrat weitergeleitet werden.

Spaltung befürchtet

Im Norden Malis war im vergangenen Winter nach der Rückkehr von Tuareg-Söldnern aus Libyen ein Aufstand gegen die Zentralregierung ausgebrochen. Unzufriedene Soldaten stürzten Ende März die Regierung in Bamako, woraufhin die Tuareg-Rebellen innerhalb weniger Tage gemeinsam mit Islamisten den gesamten Norden unter ihre Kontrolle brachten. Seitdem vertrieben die Islamisten die Tuareg-Rebellen aus den größten Städten und setzten dort eine strenge Auslegung der Scharia durch.

Das Land steht nun vor der Spaltung und der Westen befürchtet die Entstehung einer neuen Terroristen-Hochburg. Beobachter erwarten eine Destabilisierung der gesamten Region, falls die Extremisten nicht aufgehalten werden. Nach langem Zögern hatte die Übergangsregierung in Bamako den UN-Sicherheitsrat um ein Mandat für die Intervention gebeten, doch will der Rat zunächst Details geklärt wissen.

In Bamako demonstrierten am 18. Oktober Bürger gegen eine ausländische Militärintervention (Foto: AP)
In Bamako demonstrierten am 18. Oktober Bürger gegen eine ausländische MilitärinterventionBild: dapd

Militärisches Eingreifen wird wahrscheinlicher

Die Staaten der ECOWAS sind bereit, eine Eingreiftruppe von rund 3000 Soldaten nach Mali zu schicken. Mittlerweile gilt es als wahrscheinlich, dass es im Laufe der kommenden Monate zu einer Militärintervention afrikanischer Staaten unter UN-Mandat kommt. Neben einer möglichen militärischen Lösung mit Hilfe einer Regionaltruppe will die AU aber auch weiter den Dialog mit moderateren Islamisten suchen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat vor einer Woche die grundsätzliche Bereitschaft Deutschlands erklärt, an einer EU-Mission teilzunehmen. Dabei geht es um Ausbildung der malischen Streitkräfte und logistische Unterstützung. Einen Kampfeinsatz schließt die Bundesregierung aus, die deutschen Soldaten könnten aber zum Selbstschutz bewaffnet werden. Die Ausbildung könnte aus Sicherheitsgründen aber auch in einen Nachbarstaat verlagert werden.

Am 11. Oktober demonstrierten Tausende in Bamako für einen ausländischen Militäreinsatz (Foto: afp)
Und am 11. Oktober demonstrierten Tausende in Bamako für einen ausländischen MilitäreinsatzBild: Getty Images/AFP

Algerien baut Grenzschutz aus

Angesichts einer möglichen internationalen Militärintervention gegen islamistische Rebellen in Mali will Algerien den Schutz seiner südlichen Grenzen verstärken. Anfang November würden 35.000 Soldaten und Sicherheitskräfte im Einsatz sein, berichtete die algerische Nachrichtenseite Algérie 1 am Dienstag unter Berufung auf Regierungskreise. Derzeit bezögen neun zusätzliche Grenzschutzeinheiten ihre Posten. Präsident Abdelaziz Bouteflika steht einer schnellen Militäraktion allerdings kritisch gegenüber und setzt auf eine politische Lösung des Konflikts. Er muss damit rechnen, dass Extremisten bei einem Angriff versuchen, sich nach Algerien abzusetzen. Die gemeinsame Grenze ist knapp 1400 Kilometer lang. Zudem grenzt das südliche Algerien an Mauretanien, Niger und Libyen.

Die Afrikanische Union ernannte am Freitag den früheren burundischen Präsidenten Pierre Buyoya zum Hohen Repräsentanten für Mali und die Sahelzone. Buyoyas Aufgabe werde es sein, zwischen der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas und den verschiedenen Partnern zu vermitteln und die Bemühungen um eine Lösung der Krise zu koordinieren. Der 62-Jährige hatte zuletzt im Ölstreit zwischen dem Sudan und dem Südsudan vermittelt.

Westerwelle für Friedensmission in Mali

kle/sti (dpa, epd, afp, dapd, kna)