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"Militärisch robust" gegen die irakischen Aufständischen

8. April 2004

Ungeachtet der steigenden Zahl der Opfer bei den Kämpfen im Irak geben sich die USA kämpferisch. Ein Nachgeben kommt für Verteidigungsminister Rumsfeld nicht in Frage.

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Schiitische Kämpfer in KufaBild: AP

Ungeachtet zahlreicher Opfer auch in den eigenen Reihen sind die USA entschlossen, die Aufständischen im Irak zu besiegen. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld kündigte am Mittwoch einen entschlossenen Kampf an. Die Truppen würden "militärisch robust vorgehen, wo nötig", sagte er in Washington. Die USA hätten keinerlei Absicht, den Irak zu verlassen. "Wir sind fest entschlossen, die Oberhand zu behalten." Bei Kämpfen in verschiedenen Städten des Landes starben am Mittwoch nach Augenzeugenberichten mehr als 100 Menschen. Nach US-Militärangaben wurden innerhalb von zwei Tagen 15 Koalitionssoldaten getötet.

Verteidigungsminister Donald Rumsfeld
Verteidigungsminister Donald RumsfeldBild: AP

Nach einem der blutigsten Kampftage seit dem Einmarsch der Amerikaner vor einem Jahr flammten die Gefechte am Abend in einem Vorort der sunnitischen Unruhestadt Falludscha erneut auf. Das berichtete der arabische Nachrichtensender El Dschasira. Es habe zahlreiche Opfer gegeben, sagte ein Reporter vor Ort. Auch im Bagdader Stadtteil Adhamija wurde gekämpft.

Kampfflugzeug gegen Moschee

Augenzeugen berichteten aus Falludscha, die US-Armee habe dort am Nachmittag das Gelände der Moschee mit "F-16"-Kampfjets bombardiert und zerstört. 25 Menschen seien dabei ums Leben gekommen. Das US- Militär bestritt die Darstellung. Aus dem Gebäudekomplex sei geschossen worden. Die Marineinfanteristen vor Ort hätten Luftunterstützung angefordert, um eine mehrere hundert Meter entfernte Mauer zu beseitigen, die den Zugang zu der Anlage versperrte. Dabei sei ein Aufständischer getötet worden. An der Moschee selbst sei kein Schaden beobachtet worden. In dem Gebäudekomplex sei später ein Granatwerfer gefunden worden.

Im Mittel- und Südirak lieferte sich die Miliz des radikalen Schiiten-Predigers Muktada el Sadr weiter Gefechte mit den Koalitionstruppen. Im Wallfahrtsort Kerbela gab es nach CNN-Angaben Kämpfe mit polnischen Truppen. In Nadschaf und Kut kontrollierte Sadrs so genannte Mahdi-Armee die Innenstädte. Die Miliz beherrschte auch ein Viertel in Bagdad.

Der Aufstand der Schiiten kommt für die US-Armee überraschend. Gerade von dieser Gruppe hatten sie sich am wenigsten Widerstand erwartet. Denn die Schiiten stellen die Bevölkerungsmehrheit im Irak und hatten unter Repressalien des sunnitischen Präsidenten Saddam Hussein besonders zu leiden. Dessen Sohn Udai veranlasste 1999 die Ermordung eines angesehenen Schiiten-Führers: Mohammaed Sadek Sadr - den Vater von Moktada Sadr, den die USA für die jüngste Eskalation der Gewalt verantwortlich machen. Der junge Sadr gibt sich weitaus radikaler als sein Vater. Mit zunehmendem Erfolg: immer mehr junge Schiiten folgen seinem extremistischen Kurs. Es sind vor allem die Armen und Unterprivilegierten, die er für den Kampf gegen die Besatzungsmächte gewinnen kann. Doch unter den Anhängern befinden sich auch junge Koranschüler.

Schiitenführer Ali Sistani ruft zur Mäßigung

Die Mehrheit der Schiiten gibt sich allerdings moderater. Sie folgen ihrem obersten Führer, Großayatollah Ali Sistani, der bereits am Sonntag zur Mäßigung aufgerufen hatte. Zwar lehnt auch Sistani die unter Beteiligung der USA ausgearbeitete Übergangsverfassung ab. Doch er setzt auf friedliche Veränderung: Da die Schiiten die Bevölkerungsmehrheit stellen, würden sie aus demokratischen Wahlen ohnehin siegreich hervorgehen. Diese Zurückhaltung wird aber längst nicht mehr von der gesamten schiitischen Führung geteilt. Immer mehr Vertreter machen allein die USA für den hohen Blutzoll der vergangenen Tage verantwortlich. (sams)