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Milliarden-Hilfe für Irland?

16. November 2010

Nimmt Irland Geld von der EU oder nicht? In Brüssel bemühen sich die EU-Finanzminister um einen Kompromiss für das hochverschuldete Euro-Land. Ratspräsident Van Rompuy sieht die Europäische Union in großer Gefahr.

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Eine irische Ein-Euro-Münze vor Euro-Scheinen (Foto: dpa)
Faule Kredite belasten IrlandBild: picture-alliance/dpa

Seit mehr als einem halben Jahr steht er bereit - der Euro-Rettungsschirm. Gebraucht hat ihn bisher niemand. Das in einer schweren Finanzkrise steckende Euro-Mitglied Irland könnte der erste Nutznießer sein. Der "Euro-Fonds" umfasst mit Hilfen des Internationalen Währungsfonds IWF gigantische 750 Milliarden Euro.

Kompromiss soll zugespitzte Euro-Krise entschärfen

Keine Hilfe für den irischen Staat, aber für das irische Bankensystem - so fasste EU-Währungskommissar Olli Rehn die Marschrichtung zum Auftakt des Treffens der EU-Finanzminister am Dienstag (16.11.2010) in Brüssel zusammen.

Irlands Regierungschef Cowen am 28. Oktober in Brüssel (Foto: AP)
Irlands Regierungschef Cowen Ende Oktober in BrüsselBild: AP

Rehn bemüht sich nach eigenen Angaben zusammen mit der Europäischen Zentralbank, dem IWF und der irischen Regierung um eine Lösung des "ernsten Problems des irischen Bankensektors". Ich erwarte, dass die Euro-Staaten dieses Ziel unterstützen."

Der irische Regierungschef Brian Cowen bekräftigte nochmals, sein Land habe keine Gelder aus dem EU-Rettungstopf beantragt. Der Finanzbedarf sei bis Mitte kommenden Jahres gedeckt.

EU-Partner warnen vor Folgen

Österreichs Finanzminister Josef Pröll rief Irland nochmals auf, rasch Finanzhilfe in Anspruch zu nehmen. "Wir müssen jetzt aufpassen, dass nicht durch Verzögerungstaktik oder ein Hinausschieben der Entscheidung noch größere Probleme oder Ansteckungsgefahr für andere Länder entstehen." Der Fall Griechenland habe im Frühjahr gezeigt, dass ein zu langes Warten zu teuer werde. Die Regierung in Athen wird seit dem Frühjahr mit einem milliardenschweren Rettungspaket vor dem Staatsbankrott bewahrt. Deutschland ist der größte Garantiegeber.

Große Spannung an den Börsen

Finanzminister Schäuble im Kreis seiner Kollegen in Brüssel (Foto: dpa)
Finanzminister Schäuble und seine Kollegen suchen nach einem AuswegBild: picture alliance/dpa

Seit Tagen schon sind die Finanzmärkte wegen des "keltischen Tigers Irland" äußerst nervös. Es wird befürchtet, dass Hilfen für Irland einen Domino-Effekt auf andere Staaten haben könnten. "In diesen wirtschaftlich heiklen Zeiten könnte ein Rückschlag für Europa einem Rückschlag für die ganze Welt gleichkommen", hieß es.

Zur Rettung seiner maroden Banken bürgt Irland für die Rekordsumme von 350 Milliarden Euro. Das Staatsdefizit hat sich deshalb auf den Rekordwert von 32 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aufgebläht. Das ist gut zehnmal so viel wie der EU-Stabilitätspakt erlaubt.

Unter den ausländischen Geldgebern haben britische und deutsche Banken das meiste Geld in irische Anleihen gesteckt. Die deutschen Geldinstitute haben etwa 140 Milliarden Euro an Irland verliehen.

"Gesamte EU in großer Gefahr"

EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy sieht wegen der Euro-Krise die gesamte Europäische Union in großer Gefahr. Der sonst sehr besonnen auftretende Belgier schlug vor der Sitzung Alarm. "Wir müssen alle zusammenarbeiten, um das Überleben der Eurozone zu sichern", sagte er. "Wenn die Eurozone nicht überlebt, wird auch die Europäische Union nicht überleben."

Autorin: Susanne Eickenfonder ( mit dpa, dapd, rtr, afp)
Redaktion: Herbert Peckmann

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