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Milliarden in Kinderhand

Cui Mu27. August 2013

Ein Wunder: Es gibt etwas in Deutschland, was noch nicht rechtlich geregelt ist - das Taschengeld für Kinder. Wieviel ist angemessen? Diese Frage verwirrt Eltern ständig. Auf jeden Fall wird es immer mehr.

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Ein fünfjähriger Junge steckt einen Zehn-Euro-Schein in sein Sparschwein (Foto: Jens Kalaene)
Bild: picture-alliance/dpa

Ob auf dem Schul-Elternabend oder im Internetforum, verunsicherte Eltern ergreifen jede Gelegenheit, um sich in Sachen Taschengeld beraten zu lassen. Auch die Jugendämter erstellen ihre Empfehlungswerte jährlich neu. So würde zum Beispiel ein 6jähriges Kind pro Monat rund sechs Euro bekommen und ein 13jähriges zwanzig. Doch die Realität zeigt: Eltern zahlen ihrem Nachwuchs heutzutage viel mehr als Pädagogen empfehlen.

Seit mehr als 20 Jahren untersucht der Egmont Ehapa Verlag die Verhaltensweisen der jungen Verbraucher. Die jüngste Ausgabe der "KidsVerbraucherAnalyse" meldet jetzt: Das Taschengeldniveau ist auf Rekordstand. Kinder, die zwischen sechs und dreizehn Jahre alt sind, bekommen durchschnittlich 27,56 Euro im Monat von ihren Eltern. Geldgeschenke zu Feiertagen und Geburtstagen, oder etwa bei Verwandtenbesuchen sind da noch gar nicht eingerechnet.

Taschengeld: Jeweils ein Fünf- ein Zehn- und ein Zwanzig-Euro-Geldschein stecken in der Gesäßtasche einer Blue Jeans. (Foto: dpa)
Das Taschengeld ist nicht die einzige Einnahmequelle deutscher KidsBild: picture-alliance/dpa

Trend zu mehr Taschengeld

"Deutsche Kinder bekommen in den letzten Jahren tendenziell deutlich mehr Taschengeld", sagt der Forschungsleiter des Verlags Ralf Bauer zur DW. Das liege einerseits am wirtschaftlichen Wachstum und an der Inflation, andererseits aber auch an der zunehmenden Großzügigkeit der Eltern, besonders bei sogenannten "Patchwork-Familien". Dort werde für Kinder nicht nur die Zahl der Eltern, sondern oft auch das Taschengeld verdoppelt.

Indes: Viele Ratgeber im Internet haben wirtschaftliche Interessen. Deshalb werden die Erwartungen an Taschengeld auch höher geschraubt. "Man hat schon längst Kinder als Zielgruppe entdeckt, viele Firmen nehmen Kinder als Konsumenten in den Blick“, meint Holger Ziegler, Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Bielefeld zur DW. "Es gibt natürlich einige finanzielle Interessen daran, dass Kinder Geld bekommen und es eigenständig ausgeben können."

Ein Junge spielt in seinem Kinderzimmer auf einem iPhone (Foto: Jens Kalaene)
Das eigene Smartphone - vom Taschengeld bezahlt?Bild: picture alliance/ZB

Große Entscheidungsfreiheit

Laut der "KidsVerbraucherAnalyse" geben Kinder ihre "Einkommen" vor allem für Bücher, Zeitschriften, Essen und Getränke aus. Die meisten Kinder (81 Prozent der 6-13jährigen) haben große Entscheidungsfreiheit. Für viele Branchen ist das ein wachsender Markt, den man auf keinen Fall ignorieren darf. Denn hierzulande haben 5,9 Millionen Kinder jährlich mehr als drei Milliarden Euro in der Tasche. Selbst mehr als die Hälfte aller Vorschulkinder erhält eigenes Taschengeld, durchschnittlich 10,68 Euro im Monat. Und über die Hälfte der 6~13jährigen Kinder ist schon sehr markenbewusst bei Produkten wie Sportschuhen, Kleidung und Handys. "Junge Zielgruppen bleiben für die Wirtschaft wertvolle Ansprechpartner“, so Ingo Höhn, einer der Herausgeber der KidsVerbraucherAnalyse.

Taschengeld hat natürlich auch viele Vorteile für Kinder. So meint Pädagoge Holger Ziegler, es sei grundsätzlich eine gute Sache, dass Kinder Taschengeld bekommen und darüber lernen, mit Geld umzugehen, zu haushalten, und eigene Bedürfnisse oder Wünsche selbst gestalten. "Kinder können üben, selbst zu entscheiden, für welche Interessen sie Geld ausgeben und für welche nicht.“ Sie würden dann ein Gefühl für Knappheit bekommen. Auch andere Studien weisen darauf hin: je früher Kinder Geld sparen lernen, desto geringer ist für sie die Gefahr, als Erwachsene in eine Schuldenfalle zu geraten.