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Monopoly um Mobilfunk-Frequenzen

12. April 2010

50 Milliarden Euro gaben sechs Mobilfunk-Konzerne im Jahr 2000 für die UMTS-Frequenzen aus. Egal, was bei der neuen Frequenz-Auktion am Ende heraus kommt – es wird eine Investition in die Zukunft sein.

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Symbolbild Versteigerung Mobilfunk-Frequenzen (DW-Grafik: Per Sander)
Wer hat die Nase vorne im superschnellen Netz?Bild: DW/picture-alliance/dpa/Bilderbox

Es geht immer noch um ein schönes Sümmchen: Ein hoher einstelliger Milliardenbetrag für die klamme Staatskasse wird als Erlös erwartet, wenn erneut Mobilfunkfrequenzen an diesem Montag (12.04.2010) in Mainz unter den Hammer kommen – es könnte auch wesentlich mehr werden. Federführend bei der Versteigerung ist die Bundesnetzagentur – jene Behörde, die in Deutschland den Wettbewerb in der Telekommunikation sowie bei den Strom– und Gasnetzen und auch bei der Post überwacht.

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth (Foto: dpa)
Matthias Kurth, Präsident der BundesnetzagenturBild: picture-alliance/dpa

Doch Matthias Kurth, der Chef der Bundesnetzagentur, sieht nicht nur den finanziellen Aspekt. Er hebt die Vorreiter-Rolle hervor, die Deutschland mit der Versteigerung der neuen Lizenzen einnimmt: "Viele in Europa werden auf diese Auktion schauen. Weil sie auch am Markt widerspiegelt, was das Frequenz-Spektrum wert ist. Und was noch viel wichtiger ist: Sie wird natürlich auch mit ihrem Ergebnis einen Schub für Innovationen im Mobilfunkmarkt mit sich bringen."

Entscheidung für kommende Jahrzehnte

In den USA komme es laut Kurth heute schon oft vor, dass die Möglichkeiten moderner Smartphones wegen fehlender oder eingeschränkter Übertragungswege nicht richtig ausgeschöpft werden könnten. Eine derartige Entwicklung wolle man in Deutschland verhindern. Und deshalb sei es wichtig, rechtzeitig und vorausschauend ein Frequenz-Spektrum zu vergeben. Dies sei eine Entscheidung, die für mehr als zehn oder zwanzig Jahre Bedeutung haben werde. Und wer da zu spät dran sei, der gerate am Ende unter Druck.

"Und das möchten wir nicht", sagt Kurth. "Insoweit geben wir mit der Frequenzvergabe jetzt auch dem gesamten Markt – und nicht nur dem Markt der Mobilfunkdienste und der Internet-Zugangsdienste, sondern auch dem Markt der Anwender, der Ausrüster, die letzten Endes die Netze aufbauen werden – hiermit eine Initialzündung und einen Startschuss".

Digitale Dividende

Eine UMTS-Karte von vodafone steckt in einem Laptop (Foto: dpa)
Mobiles Internet ist TrumpfBild: picture-alliance/dpa

Versteigert wird ein Frequenz-Spektrum mit einem für Fachleute riesigen Volumen von insgesamt mehr als 40 Blöcken. Das ist mehr als alle Mobilfunkbetreiber zusammen heute schon nutzen. Besonders interessant sind dabei Spektren aus dem Bereich von 800 Megahertz. Dieses Frequenzpaket wird auch als "digitale Dividende" bezeichnet. Denn es besteht aus den Frequenzen, die frei geworden sind, weil Fernsehübertragungen durch die Digitalisierung jetzt geringere Bandbreiten belegen. Diese Funkwellen haben auch mit wenigen Sendemasten große Reichweiten und durchdringen Hauswände und andere Hindernisse am besten – was die Kosten für die Netzinfrastruktur deutlich senkt.

Allerdings hat die Sache für die Bieter bei der Auktion auch einen Haken: Wer Teile der "digitalen Dividende" ersteigert, muss zunächst das schnelle Internet auf dem Land ausbauen, dort, wo bislang teure Kabelverbindungen aus Kostengründen noch nicht installiert worden sind. Erst wenn diese Vorgaben erfüllt sind, darf Kasse gemacht werden: Denn erst danach darf die neue superschnelle Technik die lukrativen Großstädte in ein neues Mobilfunkzeitalter katapultieren.

Vergleich zwischen den Ländern Deutschland, Frankreich, Großbritannien, USA, China und Indien Wachstum und Umsatz (DW-Grafik: Peter Steinmetz)

Doch auch die härtesten Bedingungen haben keine besonders abschreckende Wirkung auf potentielle Interessenten für die Frequenz-Versteigerung zur Folge gehabt. Kurth stellt fest, "dass die Nachfrage sogar das große Angebot, das wir machen können, bei weitem übersteigt. Und sicherlich wird der Verlauf der Auktion zeigen, wie begehrt diese Frequenzen sind, weil sie Marktchancen, Technologiechancen und vieles mehr eröffnen."

Teilnehmen an der Auktion dürfen nur Bieter, die in einem aufwändigen Auswahlverfahren ihre finanzielle und technische Leistungsfähigkeit nachweisen konnten. Das sind die großen Vier der Branche: Nämlich die Deutsche Telekom, Vodafone, E-Plus und O2.

Komplizierte Regeln

Die Auktion wird nach einem komplizierten Regelwerk ablaufen, an dem die Bundesnetzagentur zusammen mit Fachberatern monatelang getüftelt hat. Wie viel Zeit das gesamte Spektakel in Anspruch nehmen wird ist völlig offen. Anhaltspunkte gibt vielleicht ein Vergleich mit der UMTS-Versteigerung im Jahr 2000 – wobei dieses Mal allerdings mehr als die doppelte Menge an Frequenzen unter den Hammer kommt.

2000 habe die Auktion ungefähr drei Wochen gedauert und 173 Auktionsrunden gehabt, erinnert sich Kurth. "Damals hatten wir 40 Minuten Rundenzeit, jetzt haben wir 90 Minuten Rundenzeit. Das soll den Bietern mehr Überlegungszeit geben." Und genau von diesen Fragen werde natürlich auch die Dauer der Auktion abhängen: Wie schnell wird geboten? Wie aktiv wird geboten? Werden die 90 Minuten ausgeschöpft? Und nicht zuletzt, fügt Kurth hinzu: "Wie schnell gerät man an den Punkt, an dem der reale ökonomische Wert des Frequenz-Spektrums ermittelt wird?"

Mit dem Chef der Bundesnetzagentur steht einer der Gewinner der Versteigerung bereits jetzt schon fest. Matthias Kurt wird als "Chefauktionator" auch im Mittelpunkt des sicherlich riesigen Medieninteresses während der gesamten Veranstaltung stehen.

Autor: Klaus Ulrich

Redaktion: Insa Wrede