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Milliardenschäden durch Fluten

5. Januar 2011

In den australischen Überschwemmungsgebieten sind die Fluten bisher nicht ganz so hoch gestiegen wie befürchtet. Die wirtschaftlichen Schäden sind aber immens. Und neue Unwetter werden erwartet.

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Luftaufnahme: Überflutete Straßen (Foto: dapd)
So schlimm wie seit 50 Jahren nicht mehr: Hochwasser in RockhamptonBild: dapd

In der australischen Küstenstadt Rockhampton im Nordosten des Kontinents steht das Wasser des Fitzroy-Flusses immer noch meterhoch in den Straßen. Trotzdem sind die Bewohner voller Hoffnung, denn das Hochwasser dort stabilisierte sich am Mittwoch (05.01.2011) unterhalb der befürchteten Pegel-Marke von 9,40 Metern. Damit blieb die einzige noch offene Zufahrtsstraße frei und die Hälfte von 400 gefährdeten Häusern verschont. Die Behörden hatten sie schon fast abgeschrieben.

Menschen auf einem Autodach, davor im Hochwasser ein Fahrzeug der Polizei (Foto: AP)
Im Hochwassergebiet: Menschen werden in Sicherheit gebrachtBild: AP

Flutschäden in Milliardenhöhe

Insgesamt aber wächst das Ausmaß der Schäden durch die schlimmsten Überschwemmungen im Bundesstaat Queensland seit 50 Jahren rasant: Nach neuesten Schätzungen dürften sich die Schäden und Ernteausfälle auf neun Milliarden Australische Dollar (umgerechnet etwa 6,8 Milliarden Euro) summieren. Hunderttausende Hektar Ackerland sind überflutet. Die Ernte - Weizen, Zuckerrohr, Baumwolle und Obst - wurde vernichtet.

Auch international werden Folgen befürchtet: Da drei viertel der Kohleminen in Queensland wegen der Fluten nicht arbeiten können, steigen bereits die Preise für Kohle - und damit auch für Stahl. Der größte deutsche Energiekonzern Eon befürchtet wegen der Flutkatastrophe wachsende Preise für die zur Stromgewinnung wichtige Kesselkohle. Hauptabnehmer von australischer Kohle wie Japan, Südkorea und Taiwan schauten sich zur Deckung ihrer Nachfrage bereits in anderen Ländern um, sagte ein Unternehmenssprecher.

Hochwasser, Luftaufnahme (Foto: AP)
Fluten in der Nähe der Stadt EmeraldBild: AP

In den riesigen, dünn besiedelten Überschwemmungsgebieten - so groß wie Deutschland und Frankreich zusammen - wurden inzwischen 1200 Häuser gezählt, die komplett überspült worden sind. Rund 10.700 weitere haben Hochwasserschäden. 22 Ortschaften stehen teils unter Wasser. Insgesamt sind 200.000 Menschen betroffen. Die Regierung hat bereits einen Fonds aufgelegt und Niedrigzinskredite in Aussicht gestellt. "Ohne Zweifel ist dieses Desaster für Queensland beispiellos in seinem Umfang. Und genauso wird der Wiederaufbau eine Anstrengung ohne Parallele werden", sagte die Regierungschefin von Queensland, Anna Bligh.

Noch keine Entwarnung

Luftbild aus dem Flutgebiet (Foto: AP)
Inmitten der Fluten: die Abwasser-Kläranlage in RockhamptonBild: AP

Der Bürgermeister der Stadt Rockhampton, Brad Carter, sagte, es sehe so aus, als habe sich die Lage stabilisiert. Dort erreichte das Hochwasser am Fluss Fitzroy am Mittwoch die Marke von 9,20 Metern. Bei 20 Zentimetern mehr wären 400 weitere Häuser völlig überflutet worden. Die einzige noch einigermaßen befahrbare Straße hätte ebenfalls unter Wasser gestanden. Damit wäre die Versorgung der 75.000 Einwohner zum Alptraum geworden.

Dabei geben die Meteorologen beileibe noch keine Entwarnung. Die Regenzeit in den Flutgebieten hält weitere drei Monate an. Neue schwere Regenfälle sind so gut wie sicher. Die Einwohner machten vielerorts erneut Sandsäcke fertig, um ihre Häuser zu schützen.

Schäden am Great Barrier Reef befürchtet

Durch die verheerenden Überschwemmungen könnte nach Ansicht von Forschern auch das UNESCO-Weltnaturerbe Great Barrier Reef Schaden erleiden. Das sensible System könnte auf Jahre hinaus belastet werden, sagte die australische Umweltforscherin Michelle Devlin. Noch sei unklar, was genau passiert, wenn sich die schmutzigen und mit Giftstoffen belasteten Wassermassen ins Meer ergießen. In jedem Fall aber werde "der Flut-Cocktail aus warmem Wasser und nährstoff- und pestizid-reichen Agrarböden die Korallen stressen", sagte Devlin. "Da sind viele Stoffe drin, mit denen sie noch nie in Berührung gekommen sind."

Das weltweit größte Korallenriff der Welt ist mehr als 2000 Kilometer lang und erstreckt sich über eine Fläche von 345.000 Quadratkilometern vor der Küste von Queensland. Das Riff zählt zu den Hauptattraktionen der australischen Tourismusindustrie.

Autor: Herbert Peckmann (dpa, afp, rtr, dapd)
Redaktion: Ursula Kissel