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Milliardenzocker bleibt in Haft

24. Oktober 2012

Jérôme Kerviel hat die Großbank Société Générale um die gigantische Summe von 4,9 Milliarden Euro gebracht. Ein französisches Berufungsgericht bestätigte jetzt das Urteil gegen den früheren Börsenhändler.

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Jerome Kerviel (L) und sein Anwalt David Koubbi (R) im Pariser Gericht (Foto: reuters)
Bild: Reuters

Der als "Milliardenzocker" bekannt gewordene Kerviel (Artikelbild links) hatte seinen Arbeitgeber, die französische Großbank Société Générale, durch hochriskante Geldgeschäfte fast in den Ruin getrieben. Im Berufungsverfahren um einen der größten Spekulationsverluste aller Zeiten hat er nun seinen Kampf gegen die Justiz und seinen früheren Arbeitgeber verloren. Ein Pariser Gericht bestätigte das Urteil aus erster Instanz. Danach muss Kerviel nicht nur für drei Jahre ins Gefängnis, sondern auch Schadenersatz in Höhe von fast fünf Milliarden Euro zahlen. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der heute 35-Jährige eigenmächtig 4,9 Milliarden Euro verzockt hat. Kerviel hatte als Händler der Großbank zwischen 2007 und 2008 mit einer Summe von 50 Milliarden Euro jongliert und dabei den Milliardenverlust verursacht.

Die Verurteilung zu Schadenersatz hat jedoch nur symbolischen Charakter, da Kerviel kein größeres Vermögen besitzt. Die Anklage lautete auf Untreue, Dokumentenfälschung und Manipulation von Computerdaten.

Kerviel beschuldigt Bank der Mitwisserschaft

Kerviel hatte in dem Berufungsverfahren auf Freispruch plädiert. Er beteuerte immer wieder, dass sein früherer Arbeitgeber von den Spekulationsgeschäften gewusst und sie toleriert habe. Sein Anwalt David Koubbi (Artikelbild rechts) nannte den Prozess eine große Vertuschungsaktion zum Schutz der Finanzindustrie und hatte einen Freispruch gefordert. Er will nun prüfen, ob er ein Revisionsverfahren am Kassationshof beantragt. Bereits im ersten Prozess 2010 hatten die Verteidiger argumentiert, dass die Vorgesetzten Kerviels von den exorbitanten Investments von bis zu 50 Milliarden Euro, die der Börsenhändler tätigte, hätten wissen müssen.

Die Société Générale hatte die Vorwürfe Kerviels stets zurückgewiesen. Sie traf nach dem Milliardenverlust zahlreiche Vorkehrungen, um Fälle wie diesen zukünftig unmöglich zu machen. Die Affäre riss das Finanzinstitut in eine tiefe Krise und kostete etliche Top-Manager den Job.

qu/sti (dpa, dapd, rtr)