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Politik

Mindestens 40 Tote bei IS-Anschlag in Kabul

28. Dezember 2017

Wieder traf es Einrichtungen in einem vor allem von Schiiten bewohnten Viertel in der afghanischen Hauptstadt. Dort hat die sunnitische Terrormiliz schon einige schwere Anschläge verübt.

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Die Rauchentwicklung am Ende der Straße lässt die Stärke der Explosionen erahnen  (Foto: Getty Images/AFP/S. Marai)
Die Rauchentwicklung am Ende der Straße lässt die Stärke der Explosionen erahnen Bild: Getty Images/AFP/S. Marai

Bei einem Selbstmordanschlag auf die afghanische Nachrichtenagentur Afghan Voice und ein benachbartes Kulturzentrum in der Hauptstadt Kabul sind mindestens 40 Menschen getötet und mehr als 80 verletzt worden. Zuerst habe sich in dem Gebäude ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt, teilte der Sprecher des Innenministeriums, Nasrat Rahimi, mit. Als Menschen zu Hilfe eilten, seien vor dem Haus zwei weitere Bomben explodiert. Zeugen berichteten, in den Räumen von Afghan Voice habe gerade eine Podiumsdiskussion mit Studenten stattgefunden.

Afghanische Sicherheitskräfte haben am Anschlagsort in Kabul Position bezogen (Foto: Reuters/M. Ismail)
Afghanische Sicherheitskräfte haben am Anschlagsort in Kabul Position bezogen Bild: Reuters/M. Ismail

Gabriel: "Heimtückischer Terror" gegen Bildung und freien Wahlen

Zu dem Anschlag bekannte sich inzwischen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) - wie üblich über ihr Online-Sprachrohr Amaq. Der entsprechende Text konnte zunächst nicht unabhängig auf seine Echtheit überprüft werden. Die Attacke geschah in einem schiitischen Viertel der Stadt. Dort hat die sunnitische Miliz in den vergangenen Monaten schon wiederholt schwere Attentate verübt. In derselben Gegend, im größten Kabuler Schiitenviertel Dascht-e Bartschi, hatte der IS zuletzt im Oktober einen Selbstmordattentäter in eine schiitische Moschee geschickt. 71 Menschen starben während des Freitagsgebets. Seitdem hat der IS aber auch in anderen Stadtteilen Anschläge verübt und zum Beispiel einen großen Fernsehsender und ein Geheimdienstbüro angegriffen.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel verurteilte Anschlag als "heimtückischen Terror". Dieser richte sich "gegen Bildung, gegen freie Medien und gegen jeden Menschen, der eigenständig denkt und entscheidet", erklärte der SPD-Politiker in Berlin. Die Täter wollten Zwietracht und Unruhe in die afghanische Gesellschaft bringen. "Diese böse Saat darf nicht aufgehen." Deutschland stehe weiter an der Seite Afghanistans und werde in seinem Engagement nicht nachlassen.

Schon mehr als 20 schwere Anschläge seit Januar

Seit Jahresbeginn gab es in Kabul mehr als 20 schwere Anschläge von IS, aber auch durch die Taliban. Hunderte Menschen wurden dabei getötet und verletzt. Erst am Montag starben mindestens sechs Menschen bei einem Selbstmordanschlag vor einem Gelände des afghanischen Geheimdienstes. Auch diesen Anschlag hatte der IS für sich reklamiert. Die Hauptstadt gilt inzwischen als einer der gefährlichsten Orte für Zivilisten in Afghanistan.  

sti/ml (afp, dpa rtr)