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Mindestens 79 Tote bei drei Selbstmordanschlägen auf Moschee

7. April 2006

Bei dem dreifachen Selbstmordanschlag auf eine schiitische Moschee in Bagdad sind mindestens 79 Menschen getötet worden. Mehr als 130 weitere Menschen wurden verletzt.

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Verletztentransport nach dem AnschlagBild: AP

Drei Selbstmordattentäter haben am Freitag (7.4.2006) in einer schiitischen Moschee in Bagdad ein Blutbad angerichtet. Mindestens 79 Gläubige starben, als die Männer auf dem mit Betonsperren und Stacheldraht gesicherten Gelände der Buratha-Moschee im Stadtteil Adhamija ihre Sprengstoffgürtel zündeten. Mindestens 160 weitere Menschen seien verletzt worden, berichtete der staatliche Fernsehsender Irakia am unter Berufung auf das Gesundheitsministerium Salah Abdel Razak, Mitglied des Provinzrates der irakischen Hauptstadt, sprach im staatlichen Fernsehen von mehr als 200 Verletzten.

Bessere Bewachung gefordert

Der Anschlag war der schwerste in den vergangenen sechs Monaten. Im September 2005 starben in Bagdad mindestens 112 Menschen, als sich ein Selbstmordattentäter inmitten von Tagelöhnern in die Luft sprengte. Am 22. Februar dieses Jahres hatte dann mit dem Angriff auf einen schiitischen Schrein in Samarra eine Welle von Attacken auf sunnitische und schiitische Moscheen im Irak begonnen.

Provinzratsmitglied Abdel Razak forderte eine bessere Bewachung schiitischer Moscheen. Bei dem Anschlag am Freitag habe einer der beiden Attentäter seinen Sprengstoffgürtel in der Moschee gezündet, als die Menschen nach dem Freitagsgebet zum Ausgang drängten. Der zweite Selbstmordattentäter habe seinen Sprengsatz etwa zeitgleich vor der Moschee zur Explosion gebracht. Das Gesundheitsministerium teilte später mit, dass noch ein dritter Attentäter beteiligt war.

Spannungen zwischen den Religionsgruppen

Die Verwundeten wurden nach dem Anschlag auf die Buratha-Moschee in mehrere Krankenhäuser gebracht. Die Behörden riefen die Bevölkerung zu Blutspenden auf. Der Parlamentsabgeordnete Scheich Galaleddin al-Saghir, der in der Moschee gepredigt hatte, überlebte den Anschlag nach Angaben von Augenzeugen.

Die Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten haben in den vergangenen Monaten auch durch die Auseinandersetzung um die Regierungsbildung zugenommen. In dieser Frage ist seit einigen Tagen aber auch die religiöse Schiiten-Allianz gespalten. Sie hatte als stärkste Fraktion in dem bereits am 15. Dezember gewählten Parlament in einer internen Abstimmung den Vorsitzenden der Dawa-Partei, Ibrahim al-Dschafari, als neuen Ministerpräsidenten bestimmt. Die Sunniten, die Kurden und inzwischen auch einige Schiiten-Parteien lehnen ihn ab.

Mehrere Tote gefunden

Der schiitische Prediger Mohammed al-Haidari sagte bei seiner Freitagspredigt in der Al-Chilani Moschee in Bagdad: "Die Religionsgelehrten werden in den nächsten Tagen ihren offiziellen Standpunkt bekannt geben, um Druck auf die politischen Kräfte auszuüben, damit diese den Prozess der Regierungsbildung vorantreiben." Es sei notwendig, die Einheit der Schiiten-Allianz und die Einheit des irakischen Volkes zu bewahren. Al-Dschafari hatte zuvor erklärt, er wolle auf den Posten nicht verzichten.

Südlich von Bagdad entdeckte die Polizei unterdessen die Leichen von drei Angehörigen der Sicherheitskräfte. In Al-Suwaira fanden die Beamten die Leichen eines Soldaten und eines Oberstleutnants der irakischen Armee. Die Mörder hatten die Hände der Opfer abgetrennt. In Al-Schahaimija, 120 Kilometer südlich der Hauptstadt, wurde die enthauptete Leiche eines weiteren Mannes in Armeeuniform gefunden. Vier weitere bislang nicht identifizierte Leichen entdeckten Bauern in der Umgebung der Stadt Tikrit im Norden des Landes. (stu)