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Tote bei Attacke auf Kirche in Bangui

29. Mai 2014

Wieder haben Gefechte zwischen Christen und Muslimen in der Zentralafrikanischen Republik Tod und Verzweiflung gebracht. Dazu kommen 2,3 Millionen leidende Kinder - und ein UNICEF-Mann, dem das Grauen sichtlich zusetzt.

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Verletzte in einem Hospital in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: AFP/Getty Images

Bei neuen gewaltsamen Auseinandersetzungen in der Zentralafrikanischen Republik sind mindestens zehn Menschen getötet worden. Sie starben bei Zusammenstößen in einem von Christen und Muslimen bewohnten zentralen Stadtteil der Hauptstadt Bangui, wie Augenzeugen berichteten. Muslimische Kämpfer hatten demnach mit Granaten und Maschinengewehrfeuer eine katholische Kirche attackiert, die zahlreichen Flüchtlingen Obdach bietet. Unter den Todesopfern sei auch ein Priester, hieß es weiter. In einzelnen Meldungen ist sogar von rund 30 Toten die Rede.

In der Zentralafrikanischen Republik hatte das mehrheitlich muslimische Rebellenbündnis Séléka im Jahr 2012 einen Aufstand begonnen und im März 2013 Staatschef François Bozizé gestürzt. Der Putsch riss das Land in eine Spirale der Gewalt zwischen muslimischen und christlichen Milizen, in deren Verlauf tausende Menschen getötet wurden. Fast eine Million Menschen ist auf der Flucht. Für eine Annäherung zwischen den verfeindeten Gruppen im Land gibt es bislang keinerlei Anzeichen.

"Die Menschlichkeit völlig verloren gegangen?

Von dem blutigen Konflikt sind nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks UNICEF rund 2,3 Millionen Kinder betroffen. Sie seien durch die Gewalt direkt und massiv bedroht, sagte der UNICEF-Kommunikationsbeauftragte für Zentralafrika, Daniel Timme, der Nachrichtenagentur AFP. Kinder würden gezielt getötet oder verstümmelt, sexuell missbraucht und von bewaffneten Gruppen als Kämpfer rekrutiert.

Die Zustände seien "katastrophal", so Timme, der seit März für UNICEF in Zentralafrika im Einsatz ist. Das einzige Kinderkrankenhaus in der Hauptstadt Bangui platze aus allen Nähten. Dort würden Kleinkinder behandelt, die mit Granatsplittern übersät und mit Macheten verstümmelt seien oder Schusswunden im Gesicht hätten. "Man fragt sich, ob hier die Menschlichkeit völlig verloren gegangen ist, wenn erwachsene Menschen durch die Straßen laufen und Kindern ins Gesicht schießen, und dafür nicht einmal belangt werden", sagte Timme, der auch schon im Kongo und nach dem Tsunami in Indonesien gearbeitet hat. Dass es in Zentralafrika nur noch so wenig Respekt vor Leben gebe, nehme ihn sehr mit.

Betreuungsgespräch mit ehemaligen Kindersoldaten in der Zentralafrikanischen Republik (Foto: NICEF/NYHQ2012-0881/Sokol )
Betreuungsgespräch mit ehemaligen Kindersoldaten in der Zentralafrikanischen RepublikBild: UNICEF/NYHQ2012-0881/Sokol

Die Flüchtlinge seien besonderen Risiken ausgesetzt, so Timme weiter. Sie müssten teilweise im Freien übernachten, außerdem mangele es an Nahrung, sauberem Wasser und Sanitäranlagen. Viele Kinder seien durch Mangelernährung akut vom Tode bedroht. Im Krankenhaus von Bangui habe sich laut UNICEF die Zahl der mangelernährten Kinder zuletzt verdreifacht. Krankheiten wie Malaria und die mit dem bevorstehenden Beginn der Regenzeit drohende Cholera seien ein weiteres großes Problem.

Höchste Notfallstufe

Das Kinderhilfswerk hat für Zentralafrika die höchste Notfallstufe ausgerufen. Es versorgt unter anderem Flüchtlinge mit Planen, sauberem Trinkwasser und Hygieneartikeln. Kinder, die Gewalt erlebt haben, bekommen eine psychosoziale Betreuung. Durch Verhandlungen mit Milizen wurden nach Angaben von Timme seit Jahresbeginn zudem rund 1000 Kindersoldaten freigelassen, die UNICEF nun betreue.

Für die Arbeit in Zentralafrika hat UNICEF für dieses Jahr 80 Millionen Dollar (58,7 Millionen Euro) veranschlagt, davon fehlen bislang jedoch noch 60 Millionen Dollar.

sti/kle (afp, ape, rtr)