1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Mine droht Streikenden mit Entlassung

20. August 2012

Nach dem Blutbad in der südafrikanischen Platinmine betont die Betreiberfirma ihr Interesse an einem möglichst friedlichen Neubeginn. Gleichzeitig droht sie Streikenden mit Entlassung.

https://p.dw.com/p/15ssL
Die Platinmine Marikana nahe der südafrikanischen Stadt Rustenburg (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Vier Tage nach dem tödlichen Polizeieinsatz gegen streikende Arbeiter in der Marikana- Mine westlich von Pretoria hat das Bergwerk den Betrieb teilweise wiederaufgenommen. Den Angaben des Betreibers Lonmin zufolge kehrte am Montag fast jeder Dritte der 28.000 Angestellten an seinen Arbeitsplatz zurück. Lonmin verlängerte das Ultimatum an die Mitarbeiter um einen Tag und forderte die noch streikenden Arbeiter auf, spätestens am Dienstagmorgen zur Arbeit zu erscheinen. Wer nicht komme, erhalte die Kündigung.

Zugleich sind von Lonmin auch versöhnliche Töne zu hören: "Wir haben einen langen Weg der Vertrauensbildung vor uns", sagte der Firmenverantwortliche Simon Scott. Niemand werde zur Wiederaufnahme der Arbeit gezwungen, wenn die Polizei die Gefahr von "Racheakten" sehe. "Die Sicherheit der Beschäftigen gehe vor.

Südafrika: Polizeieinsatz wird untersucht

Untersuchungskommission nimmt Arbeit auf

Zugleich wies das Unternehmen aber darauf hin, dass die Polizei die Lage als sicher eingestuft habe. Bei einem Polizeieinsatz gegen streikende Arbeiter der Mine nahe der Stadt Rustenburg waren am Donnerstag 34 Arbeiter getötet und 78 verletzt worden. Zehn weitere Menschen waren bereits in den vorangegangenen Tagen bei Zusammenstößen gestorben. Es war der blutigste Polizeieinsatz in Südafrika seit dem Ende der Apartheid im Jahr 1994.

Unterdessen nahm eine interministerielle Untersuchungskommission ihre Arbeit auf. Die Polizei rechtfertigte den Einsatz als Selbstverteidigung nach einem Angriff der Protestierenden. Dagegen werfen ihr Kritiker vor, der Einsatz von Gewalt sei unverhältnismäßig gewesen um die Menschenmenge unter Kontrolle zu bringen.

Streikende Arbeiter der Platinmine Marikana (Foto: picture-alliance/dpa)
Mit Gesängen und Drohgebärden versuchten die Kumpel ihren Forderungen Nachdruck zu verleihenBild: picture-alliance/dpa

Staatstrauer, Betreuung und Prozesse

In Südafrika begann auch eine einwöchige Staatstrauer, die von Präsident Jacob Zuma angeordnet worden war. Alle Flaggen wurden auf Halbmast gesetzt. Die Bergleute vom Marikana fordern eine drastische Lohnerhöhung von derzeit 4500 Rand (440 Euro) auf 12.500 Rand (1200 Euro). Ein von mehreren Ministern angeführtes Regierungskomitee ist in der Mine im Einsatz, um die gespannte Situation zu entschärfen und die Familien der Opfer zu unterstützen. An diesem Montag sollen ferner die Gerichtsverfahren gegen 250 Minenarbeiter beginnen, die im Zusammenhang mit den Ausschreitungen festgenommen worden waren.

Das britisch-südafrikanische Unternehmen Lonmin fördert über zehn Prozent des weltweiten Platinbedarfs. In Südafrika befinden sich etwa 80 Prozent der weltweit bekannten Reserven des Edelmetalls, das unter anderem zur Herstellung von Katalysatoren, Laborgeräten und Schmuckwaren verwendet wird.

sti/hp (afp, rtr)