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Mini-Sonde soll außerirdisches Leben suchen

Judith Hartl12. April 2016

Die Ambitionen des russischen Milliardärs Yuri Milner, die Weltraumforschung voranzubringen, sind beeindruckend. Jetzt hat er sein neuestes kühnes Projekt vorgestellt - gemeinsam mit Physik-Genie Stephen Hawking.

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Planeten Sonnensystem (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: HO/AFP/Getty Images

Es erscheint wie ein komplett abgedrehtes Vorhaben. Aber großen Visionen und Entdeckungen gehen meistens verrückte Ideen voraus. Grenzen sprengen, Horizonte verschieben: Dafür braucht es Visionäre, kluge Köpfe und letztendlich auch viel Geld.

Yuri Milner hat viel Geld, er hat es vor allem mit Internetinvestitionen verdient. Milner wurde nach dem sowjetischen Kosmonauten Yuri Gagarin benannt, dem ersten Mann im All. Das scheint ihn geprägt zu haben.

Er will das Universum begreifen, sagt Milner immer wieder, wissen, ob es irgendwo Leben gibt, außerhalb unserer Erde. Für seine Vorhaben hat er sich namhafte Unterstützer gesucht: Physik-Genie Stephen Hawking, ehemalige NASA-Wissenschaftler, Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.

Milners neuestes Projekt heißt "Breakthrough Starshot". Die Pressekonferenz dazu wurde live aus New York übertragen. Auf dem Podium saßen angesehene Wissenschaftler. Man wollte zeigen: Das Ganze ist kein Witz, keine Spinnerei, keine Utopie.

Nicht größer als eine Briefmarke

Milners Idee: Eine winzige, gerade mal briefmarkengroße und ultraleichte Mini-Sonde soll sich in den nächsten 20 Jahren auf den Weg in unser benachbartes Doppelsternsystem Alpha Centauri aufmachen. "Wir Menschen beobachten bereits seit mehreren Jahrtausenden die Sterne und fragen uns, wie wir zu ihnen gelangen könnten", so Milner. Jetzt sei man soweit.

Alpha Centauri ist zwar das Sternsystem, das dem unseren am nächsten ist, trotzdem liegt es noch immer 4,34 Lichtjahre entfernt. Seine geplante Mini-Sonde, sagt Milner, soll 20 Prozent Lichtgeschwindigkeit erreichen, das sind etwa 60.000 Kilometer in der Sekunde. Damit wäre sie rund 1000 Mal schneller als heutige Raumschiffe. Hawking und Milner nennen diese Mini-Raumsonde "nanocraft". Alles Notwendige - wie Kommunikationssysteme, Sensoren und Kameras - sei auf ihr im Nano-Maßstab gebündelt.

Sollte die Mini-Sonde Alpha Centauri erreichen, könnte sie von dort Bilder schicken. Ein Ziel sei es, herauszufinden, ob es in unserem Nachbarsternsystem eventuell einen Planeten gibt, auf dem Leben möglich ist. Hawking hält außerirdisches Leben für möglich. Bei der Pressekonferenz räumte er allerdings ein, dass er die Wahrscheinlichkeit, im Alpha-Centauri-Sternsystem Leben zu finden, für sehr gering hält.

Angetrieben und beschleunigt wird die Mini-Sonde von gigantischen Lasern, die von der Erde aus gesteuert werden, erklärte Milner. Alle Technologien für dieses Unternehmen, das wie Science Fiction anmutet, gäbe es, versicherte der studierte Physiker Milner - auch wenn sie noch verbesserungswürdig seien.

Die ungewöhnliche Zusammenarbeit zwischen dem Physiker Hawking und dem Unternehmer Milner ist nicht neu. Schon 2015 taten sich die beiden zusammen und starteten das Projekt "Breakthrough Listen". Dabei sollen zahlreiche Radioteleskope nach Hinweisen auf außerirdisches Leben suchen. Dafür stellte Milner 100 Millionen US-Dollar zur Verfügung, der gleiche Betrag soll nun in das neue Projekt "Breakthrough Starshot" fließen.