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Minister Friedrich verteidigt Integrationsstudie

2. März 2012

Bundesinnenminister Friedrich hat die Studie zur Integrationsfähigkeit junger Muslime verteidigt. Wichtig sei, dass die meisten Muslime gerne bereit seien, sich zu integrieren. Einige Aspekte seien aber auch heikel.

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Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) beantwortet am Mittwoch (08.02.2012) vor der Bundespressekonferenz in Berlin Fragen von Journalisten. Der Politiker stellt die "Bund-Länder-Kommission Rechtsterrorismus" zur Aufarbeitung der Neonazi-Morde vor, die zuvor im Bundeskabinett beschlossen wurde. Foto: Wolfgang Kumm dpa/lbn +++(c) dpa - Bildfunk+++
Bund-Länder-Kommission RechtsterrorismusBild: picture-alliance/dpa

Der Minister hob hervor, es gebe durchaus Muslime, die nicht bereit seien, sich in die deutsche Gesellschaft einzugliedern, und es gebe auch eine Zahl von vor allem jungen Leuten, die für Radikalisierung anfällig sei. In einem Fernsehinterview wies der CSU-Politiker auf den Flughafenattentäter von Frankfurt hin, der genau vor einem Jahr zwei US-amerikanische Soldaten erschoss und zwei weitere lebensgefährlich verletzt hatte.

Der 22-Jährige hatte sich selbst radikalisiert und wollte einen persönlichen Beitrag zum islamischen Dschihad leisten. "Ich kann diese Phänomene doch nicht ignorieren", so Hans-Peter Friedrich. Zugleich wies er darauf hin, die Studie seines Ministeriums sei sehr ausführlich. Sehr viele komplexe Randerscheinungen würden darin berücksichtigt.

Unmut in der schwarz-gelben Koalition

Die vom Bundesinnenministerium in Auftrag gegebene Untersuchung hatte am Donnerstag für Streit in der schwarz-gelben Koalition gesorgt. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) stellte die Aussagekraft der Studie infrage. Es bestehe die Gefahr, damit lediglich Schlagzeilen zu produzieren. Auch die Opposition griff Friedrich wegen der Studie an.

Danach befürworten von den nichtdeutschen Muslimen nur 52 Prozent die Integration in die deutsche Gesellschaft, während 48 Prozent starke Separationsneigungen zeigen. Von den deutschen Muslimen stehen 22 Prozent im Alter zwischen 14 und 32 Jahren einer Eingliederung eher zurückhaltend gegenüber.

Sorge um Radikalisierung

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, zeigte sich besorgt über Radikalisierungstendenzen: "Die Studie bestätigt unsere Erkenntnisse: Diskriminierung begünstigt Extremismus."

Wenn dann noch fanatisierte Religionsvorstellungen dazu kämen, könne das wie ein Brandbeschleuniger wirken, sagte er BILD.de. Jetzt sei die Politik gefragt, so Mazyek. Sie müsse die muslimischen Gemeinden noch stärker als bisher in der Präventionsarbeit unterstützen.

Der Kriminologe Christian Pfeiffer warnte vor pauschaler Angstmache. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" reagierte der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen verärgert. Die Studie habe mit einigen hundert Befragten zu wenige Teilnehmer gehabt, die zudem bereits zu alt gewesen seien, und sie vernachlässige regionale Aspekte.

uh/nis (dpa/afp)