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Mit Abgasen an der Börse handeln

16. Februar 2005

Die Leipziger Strombörse European Exchange will sich zum Markt für den Handel mit Kohlendioxid-Emissionsrechten entwickeln. Das Geschäft hat Potenzial.

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Weniger Umweltverschmutzung ist das ZielBild: AP

Nach einer Umfrage der Leipziger Strombörse European Exchange (EEX) werden 2005 rund 150 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Rechte gehandelt. Nach derzeitigem Stand entspricht das einem Umsatz von etwa 1,2 Milliarden Euro. In der ersten Handelsperiode von 2005 bis 2007 ist der Anreiz zur Modernisierung bestehender Anlagen allerdings noch relativ gering - und damit auch der Handel mit den Zertifikaten. Dennoch erwartet die EEX einen harten Konkurrenzkampf um den neuen Markt. "Der Handel wird ab 2008 richtig in Schwung kommen", prognostiziert auch Michael Weltin vom Energiekonzern Eon.

Sogar als Vermögensanlage könnten die Emissionszertifikate bald dienen, denn jedermann könne ein Zertifikaten-"Konto" in Berlin eröffnen und Emissionsrechte beliebig kaufen und verkaufen. Die Banken würden sich mit dieser Frage schon intensiv beschäftigen. Sollte Russland viele seiner überschüssigen Zertifikate auf den Markt werfen, fiele der Preis. Wie anderen osteuropäischen Ländern bringt die Modernisierung oder Stilllegung von Anlagen den Staaten einen gigantischen Überschuss an Zertifikaten. Sollten aber die USA doch eines Tages einsteigen, würde die Riesennachfrage den Preis in die Höhe schießen lassen.

Preis je nach Angebot und Nachfrage

Im März 2005 startet an der EEX in Leipzig der Zertifikatehandel auf dem so genannten Spotmarkt. Dabei werden einmal täglich alle Kauf- und Verkaufangebote aus dem In- und Ausland gesammelt. Daraus ermittelt die Börse einen Marktpreis und bringt alle Geschäfte zum Abschluss, die in diesem Preisrahmen zu erfüllen sind.

EEX-Sprecher Stefan Nießen geht davon aus, dass etwa ein Drittel der Geschäfte über die Börse oder Handelsplattformen im Internet abgewickelt wird, der Rest direkt zwischen den Unternehmen.

Der Preis je Tonne Kohlendioxid liegt bei etwa 7,50 Euro. An der Preisberechnung beteiligen sich unter anderem auch die Handelshäuser von Eon, RWE, EnBW und Vattenfall.

Was tun bei zu viel Kohlendioxid?

Wenn ein Unternehmen für den Zeitraum 2005 bis 2007 insgesamt 100.000 Zertifikate erhalten hat, aber tatsächlich 120.000 Tonnen Kohlendioxid (CO2) freisetzt, hat es drei Möglichkeiten:

1. Es kann sich 20.000 so genannten Globale Erwärmungspotenziale (GWP = 1 Tonne CO2) an der Leipziger Börse EEX von Unternehmen kaufen, die ihre Zertifikate nicht brauchen.

2. Es kann in einem anderen Industrieland oder in einem Entwicklungsland ein Projekt finanzieren, mit dem Treibhausgase vermindert werden und so geschaffene ERU-Zertifikate (Emissions-Reduktionseinheiten) in die in Europa handelbare Währungseinheit "allowance" (Erlaubnis) umtauschen. Beispiel: Ein deutscher Lampenhersteller produziert in Ghana Energiesparlampen. Die Energiesparlampe verbraucht nur rund 12 Prozent des Stroms einer herkömmlichen Birne. Die so erzielten Stromspareffekte in Ghana kann sich das Unternehmen anrechnen lassen.

3. Das Unternehmen modernisiert seine eigenen Maschinen und Anlagen. (ia)