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Mit Essig zum Experten

Christina Bergmann18. Juni 2008

605 Jungen und Mädchen besuchen die Deutsche Schule Washington. Vom Kindergarten bis zum Abitur. Gelehrt wird im Team und gesungen wird mehrsprachig.

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Lehrerin Steffi Colopy präsentiert ein Essigei (Foto: DW)
Und wo ist jetzt das Küken?Bild: DW / Christina Bergmann

Vier Küken piepsen aufgeregt in einem großen Karton direkt neben der Tafel im Klassenraum der 4b und scharren auf dem Boden. Sie sind erst vor wenigen Tagen geschlüpft – im Klassenraum. Zwölf Hühnereier hatte Klassenlehrerin Eva Kohoutek von einem Bauernhof geholt und in eine Brutmaschine gelegt.

Piep, Piep, Piep

Kinder bei der Aktion "Rund ums Ei" (Foto: DW)
Hier wird der Säureschutz eines Eis getestetBild: DW / Christina Bergmann

"Rund ums Ei" ist eines der Projekte des Naturwissenschaftlichen Unterrichts (Nawi) in den vierten Klassen der Deutschen Schule Washington (DSW). Was die Kinder dabei beobachten und lernen, geht über den üblichen Stoff der vierten Klasse hinaus. Die räumliche Nähe von Grund- und weiterführender Schule wird hier genutzt, damit Lehrerinnen und Lehrer aus beiden Schulen das Projekt intensiv gemeinsam betreuen können. Sie treffen sich wöchentlich zu Vor- und Nachbesprechungen.

Viele Themen aus Physik, Biologie und Chemie der fünften Klasse werden vorgezogen und altersgerecht präsentiert, erklärt Karin Bunsas, die Leiterin des Projekts "Naturwissenschaften in der Grundschule". Sie nennt die Vorteile: "Die Kinder erlernen experimentelles Arbeiten sehr frühzeitig, sie müssen sich an Arbeitsanweisungen halten und im Team arbeiten und der Spaß an naturwissenschaftlichen Entdeckungen bleibt erhalten."

Teaching im Team

Kindergartenkinder lernen das Datum. (Foto: DW)
Hier fängt alles an - im KindergartenBild: DW / Christina Bergmann

Mädchen und Jungen aus 15 Nationen gehen vom Kindergarten über die Grundschule bis zur Oberstufe auf die Deutsche Schule in Potomac im US-Bundesstaat Maryland. Das Schulgelände nordwestlich der US-Hauptstadt Washington D.C. ist großzügig bemessen – es gibt nicht nur ein Hallenschwimmbad, sondern auch draußen viel Platz für sportliche Aktivitäten.

Das Nawi-Projekt gibt es seit drei Jahren. Alle zwei Wochen haben die Kinder zwei Stunden Unterricht, den die Klassenlehrerin nicht allein gestaltet. "Der Wunsch der Grundschulkollegen war 'Teamteaching', weil sie mit diesen Inhalten nicht vertraut sind", sagt Karin Bunsas.

Heute hier, morgen da

Außenansicht der Deutschen Schule Washington (Foto: DSW)
Hier sieht man mal wie das alles von außen aussiehtBild: Deutsche Schule Washington

Dass das Nawi-Projekt möglich ist, liegt auch daran, dass die Schule sich in privater Trägerschaft befindet. Wer hier lernen will, muss Schulgeld bezahlen. Dafür stellt der Schulvereinsvorstand für pädagogische Projekte wie dieses finanzielle Mittel zur Verfügung. So können etwa die zusätzlichen Stunden für die Lehrerinnen und Lehrer abgerechnet werden.

Die Unterrichtssprache an der DSW ist deutsch – eine Herausforderung für ein Viertel der Kinder, weil sie zuhause eine andere Sprache sprechen. Aber wer seinen Abschluss an der DSW macht, darf auch an einer deutschen Universität studieren.

Voll süß

"Wir sind eine so genannte 'Expertenschule'", sagt Schulleiter Klaus-Dieter Bloch. Die Experten sind in dem Fall die Eltern, die für ein paar Jahre beruflich nach Washington versetzt werden. Die Fluktuation ist dementsprechend hoch. "Wir haben einen Wechsel von circa einem Drittel der Schüler in jedem Jahr", sagt Bloch.

Schulleiter Klaus Dieter Bloch (Foto: DSW)
Hier lächelt der Schulleiter höchstselbstBild: DW / Christina Bergmann

Die Schülerinnen und Schüler der 4b sind derweilen immer noch beim Thema Ei – Louis ist traurig, weil die Kinder die vier Küken am nächsten Tag wieder abgeben müssen. "Ich finde es schade", sagt er und ergänzt: "Aber das Projekt finde ich ganz toll. Die sind nämlich voll süß."