1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Gegen den Krebs

8. Juni 2011

In Moskau ist die größte Klinik Russlands für krebskranke Kinder errichtet worden. Die Ärzte des Zentrums wollen auch landesweit andere Kliniken beraten. Das Projekt geht auf eine deutsch-russische Initiative zurück.

https://p.dw.com/p/RSC4
Kinderkrebsklinik in Moskau (Foto: DW)
Neue KinderkrebsklinikBild: DW

Der Bau in Moskaus Südwesten erstrahlt in bunten Farben. Mehr als zehn Milliarden Rubel (ca. 245 Millionen Euro) hat die neue Klinik gekostet, bezahlt aus dem russischen Haushalt. Das föderale wissenschaftlich-klinische Zentrum für Kinderhämatologie, -onkologie und -immunologie wird ab dem 1. September seinen Dienst aufnehmen und Kindern aus ganz Russland offenstehen. "Wir behandeln Kinder, denen man in den Regionen nicht helfen kann", sagt die stellvertretende Direktorin des Zentrums, Galina Nowitschkowa.

Bunte Fassade der Klinik in Moskau (Foto: DW)
Die Fassade der Moskauer Klinik ist bunt gestaltetBild: DW

Ein besonderer Schwerpunkt der Klinik ist die Transplantation von Knochenmark. Diese sind in Russland immer noch selten. Notwendig wären mindestens 1000 pro Jahr, berichtet Nowitschkowa, aber tatsächlich würden nur 150 Kinder operiert. In der neuen Klinik sind jährlich etwa 300 Transplantationen geplant.

Da die Diagnose und Behandlung von Blut- und Krebskrankheiten bei Kindern schwierig ist, will das Moskauer Zentrum auch regionale Ärzte weiterbilden. "Wir müssen die allgemeine Bildung heben, viele Kinder sind früher gestorben, weil keiner wusste, wie man sie heilen sollte", so Nowitschkowa Das Moskauer Zentrum betreut insgesamt 84 onkohämatologische Kliniken in Russland.

Ausstattung aus Deutschland

Die Initiative zu dem neuen Zentrum für krebskranke Kinder sei vom damaligen Präsidenten Wladimir Putin und dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder im September 2005 ausgegangen, berichtet der geschäftsführende Gesellschafter von Transumed Medizintechnik GmbH, Bassam Helou. Ein Jahr später gewann seine Firma die Ausschreibung zu dem Projekt. Für die Klinik gab es viele Vorbilder. Helou war mit seinen staatlichen Auftraggebern an der Berliner Charité, in Tübingen und anderen deutschen Kliniken unterwegs.

Bassam Helou - geschäftsführender Gesellschafter von Transumed (Foto: DW)
Bassam Helous Firma entwarf das Konzept für die KlinikBild: DW

An den Wänden wechselt Weiß mit Orange, Rot und Grün. Das Farbkonzept wurde von Psychologen und Ärzten entwickelt – es soll sich von den grauen Bauten abheben. "Die russischen Kliniken sind sehr konservativ", sagt Helou, "die Kinder haben Hemmungen". Die Möbel, technische Ausrüstung, Oberflächen, Metalle, "alles wurde aus Deutschland geliefert, einschließlich der Bäume und Blumen im Hof". In dem Zentrum sei nur westlicher Standard erwünscht gewesen, so der Transumed-Chef.

Beispielsweise soll in der Abteilung für Strahlentherapie ein mit Videotechnik ausgestatteter Computertomograph den Kindern die Angst vor der großen Röhre nehmen. "Die Kinder können selbst die Zeichentrickfilme auswählen", erläutert Arjan de Jongste, Geschäftsführer von Philips Russia. "Das Gerät ist das Neueste vom Neuen", so der Firmenvertreter.

Stiftung hilft bei Finanzierung

Das Besondere an der Klinik sei, dass jetzt unter einem Dach die Diagnose gestellt und die Behandlung durchgeführt werden könne, erläutert Helou, der selber Arzt ist. Neu in Russland ist nach seinen Worten auch, dass die Onkologie und Hämatologie integriert wurden.

Operationssaal in der Moskauer Kinderkrebsklink (Foto: DW)
Die Klinik verfügt über drei moderne OperationssäleBild: DW

1.500 Menschen werden als Ärzte, Betreuer und anderes Personal aktiv sein. Auch deutsche Fachärzte für Strahlentherapie engagieren sich in dem Zentrum, in dem jährlich bis zu 700 Kinder behandelt werden können. "Leukämie ist bei Kindern schwer zu erkennen", sagt Helou. Die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung seien in Russland sehr niedrig, "wir wollen eine Heilungsquote von mindestens 50 Prozent".

Die Heilung in dieser hoch technisierten Welt hat ihren Preis, etwa 120.000 Euro in Deutschland und etwa 20.000 Euro in Russland, schätzt Helou. Können die Eltern die Kosten nicht tragen, hilft die Stiftung "Schenke Leben" aus. "Kein Kind wird wegen der Kosten auf der Strecke bleiben", versichert Helou. Die Stiftung hat dem Zentrum Ausrüstung im Wert von 400 Millionen Rubel (ca. 9 Millionen Euro) gespendet. Volontäre der Stiftung wollen in die Klinik gehen, um die kleinen Patienten aufzumuntern.

Autorin: Susanne Spahn

Redaktion: Markian Ostaptschuk