1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Mit Fassbomben gegen Syriens Zivilisten

5. Mai 2015

Syrische Regierungstruppen bombardieren nach einem Bericht von Amnesty International gezielt Krankenhäuser, Schulen, Märkte und Moscheen. Immer wieder werden bei den Angriffen Fassbomben abgeworfen. Tausende sterben.

https://p.dw.com/p/1FK74
Helfer löschen Brände nach einem Fassbombenabwurf in Aleppo am 18. April 2015 (Foto: rtr)
Zivilschutzhelfer löschen Brände nach einem Fassbombenabwurf in Aleppo im April 2015Bild: Reuters/Hosam Katan

Die Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad greifen die Stadt Aleppo regelmäßig mit Fassbomben an und begehen damit Kriegsverbrechen. Wie aus dem neuen Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) weiter hervorgeht, sind durch den Abwurf solch heimtückischer Bomben seit Januar 2014 allein in der Provinz Aleppo mehr als 3000 Menschen getötet worden. In den vergangenen drei Jahren kamen laut AI mehr als 11.000 Zivilisten in ganz Syrien durch Fassbomben ums Leben. Bei dieser Waffenart handelt es sich um Metallbehälter, die mit Sprengstoff, Benzin und Metallstücken gefüllt sind, und beim Aufprall weit streuen.

"Kollektive Bestrafung"

In dem Amnesty-Bericht mit dem Titel "Death everywhere: War crimes and human rights abuses in Aleppo" (Überall Tod: Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen in Aleppo) heißt es weiter, die syrische Regierung greife "gezielt und systematisch" Zivilisten an und bombardiere dabei Krankenhäuser, Schulen, Märkte und Moscheen. Viele öffentliche Einrichtungen hätten deshalb ihren Betrieb mittlerweile in geschützte Bunker und Kellerräume verlegt. Die Dauer, das Ausmaß und die Intensität der Angriffe ließen auf eine Form der "kollektiven Bestrafung" der Bevölkerung von Aleppo schließen. "Eine solche kollektive Bestrafung ist ein Kriegsverbrechen", schreiben die Menschenrechtler.

Die Zivilisten in Aleppo seien schierem Terror und einem unerträglichen Leiden ausgesetzt, heißt es weiter. Amnesty beschreibt auch einen einzelnen Angriff in Aleppo vom Juni 2014, bei dem ein Militär-Hubschrauber eine Fassbombe auf rund 150 Menschen abwarf, die in einer Schlange auf die Zuteilung von Lebensmittelrationen einer Hilfsorganisation warteten.

Anwohner suchen nach Opfern und inspizieren ihre Häuser nach einem Fassbombenangriff in Aleppo (Foto: rtr)
Anwohner suchen nach Opfern und inspizieren ihre Häuser nach dem Fassbombenangriff in Aleppo vom AprilBild: Reuters/Hosam Katan

Auch Rebellen verüben Kriegsverbrechen

Das Assad-Regime hat bislang stets den Einsatz von Fassbomben bestritten. Bilder und Videos etlicher Angriffe belegen das Gegenteil. Aber auch bewaffnete Oppositionsgruppen begehen Kriegsverbrechen. Sie benutzen laut Amnesty oftmals unpräzise Waffen und hätten bei Angriffen auf Aleppo im vergangenen Jahr mindestens 600 Zivilisten getötet. Zudem entführten und folterten beide Konfliktparteien, beklagt die Organisation in ihrem Bericht.

Der Bürgerkrieg in Syrien dauert seit mehr als vier Jahren an. "Vor über einem Jahr haben die Vereinten Nationen eine Resolution verabschiedet, in welcher sie ein Ende der Menschenrechtsverletzungen forderten, insbesondere durch den Einsatz von Fassbomben", wies der für den Nahen Osten zuständige Amnesty-Direktor Philip Luther hin. Doch statt die angedrohten Konsequenzen einzuleiten, habe die internationale Gemeinschaft inzwischen "den Zivilisten von Aleppo den Rücken zugewandt".

se/gri (afp, dpa)