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Mit Hightech auf Minensuche

26. Februar 2003

Alle 20 Minuten explodiert irgendwo auf der Welt eine Mine. Auch im drohenden Irak-Krieg könnte die Diskussion über Minen erneut aufflammen. Forscher arbeiten an neuen Methoden zum Aufspüren der Minen.

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Minensucher bei der ArbeitBild: AP

Alle 20 Minuten werden einem Opfer Fuß oder Hand abgerissen. Laut Schätzungen der "United Nations Mine Action" sterben pro Jahr 15.000 bis 20.000 Menschen durch explodierende Anti-Personen-Minen oder werden von ihnen verstümmelt. Landminen sind heimtückische Waffen. Manche sind mit einem Stahlmantel versehen, den die Explosion in tödliche Splitter zerreißt.Einige springen erst in Brusthöhe, ehe sie explodieren. Andere sind klein und bunt wie ein Spielzeug - und in ihnen steckt gerade genug Sprengstoff, um eine Kinderhand zu zerfetzen.

Landminen im Irak-Krieg?

Minenopfer
MinenopferBild: AP

Die Internationale Anti-Landminen-Kampagne warnt angesichts des drohenden Irak-Krieges eindringlich vor dem Einsatz von Minen. Denn die Folgen für die Bevölkerung wären verheerend, so der Direktor der Organisation, Steven Goose. Die USA hätten in der Region bereits Lager mit mehr als 90.000 dieser Waffen angelegt, sagte Goose. Die US-Regierung schließe den Einsatz der Minen ausrücklich nicht aus. Allerdings hätten die USA in Afghanistan und auf dem Balkan auf diese Waffen verzichtet.

Zwar gibt es seit 1997 den Minensperrvertrag von Ottawa, der Produktion und Einsatz von Antipersonenminen verbietet. Aber den haben Staaten wie die USA, Russland oder China nicht unterschrieben. Minen sind billig und leicht zu verlegen, aber es ist extrem mühsam, kostspielig und gefährlich, sie wieder zu entfernen.

Wie Minen aufspüren?

Minensucher bei der Arbeit
Traditionelle Art Minen zu suchen: mit einem MetalldetektorBild: AP

Es gibt vor allem drei Methoden, die zum Aufspüren der Minen eingesetzt werden. Bei der manuellen Variante untersuchen die Minenräumer mit Ortungsgeräten und Suchnadeln Quadratzentimeter für Quadratzentimeter die verseuchte Erde. Die maschinelle Methode beinhaltet den Einsatz von Räummaschinen. Diese können aber nur bei idealer Bodenbeschaffenheit zum Einsatz gelangen. Die Minensuchhunde schließlich können mit ihrem Geruchssinn helfen, Minen zu orten. Inzwischen enthalten die Minen aber kaum noch Metall und sind so von Ortungsgeräten und Minensuchhunden extrem schwer aufzuspüren. Deshalb suchen die Forscher nach neuen Möglichkeiten und Technologien.

Die Karlsruher Mikronase

Am Forschungszentrum Karlsruhe entwickelt Joachim Goschnick ein Sensorfeld, eine künstliche Nase – ganz nach Vorbild des Hundes. Goschnick erläutert den Ansatz: Hunde riechen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht den Sprengstoff, sondern nehmen wahr, dass die Mine eine ganze Reihe von Stoffen enthält, die zu einem so genannten Minenbouquet beitragen. Dieser Duft, der sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammensetzt, sei so charakteristisch, dass der Hund den Geruch erkenne.

Minensuche in Afghanistan
Minensucher mit MinensuchhundBild: AP

Dieses Prinzip machten sich die Forscher in Karlsruhe zu Nutze und entwickelten ein Sensorfeld, in dem jeder einzelne Sensor ein bestimmtes Gas aufspüren kann. Die Karlsruher Schnüffelnase soll helfen, verminte Regionen einzugrenzen. Dazu wird das Sensorfeld in einem ferngesteuerten Zeppelin samt Videokamera und GPS-Gerät an Bord über das Areal geflogen. Im Kosovo verfolgte man einen ähnlichen Ansatz und stattete einen Zeppelin mit einem Radargerät aus. Doch diese kostspielige Verfahrensweise erbrachte kaum neue Information und hatte nur wenig Erfolg.

Räumpanzer im Einsatz

Raumpanzer können nicht oft erfolgreich eingesetzt werden. Hansruedi Bircher, Spezialist der Schweizer Armeerüstung für Minenspürtechnologien, erklärt, wie so ein Einsatz aussieht: Die Räumpanzer fräsen den Boden auf oder lösen die Minen durch wirbelnde Ketten aus. Doch diese Geräte sind für viele Straßen oder Brücken zu schwer und arbeiten zudem nicht perfekt. Sie sind also nur etwas für den militärischen Einsatz.

Ein zukunftsweisender Weg?

Die besten Ergebnissen erhoffen sich die Forscher von der Kombination verschiedener Methoden. Die Karlsruher Schnüffelnase könnte zum Beispiel mit Sensoren, die die Wärmeabstrahlung von Sprengstoffen messen, kombiniert werden. Die Sprengstoffe speichern nämlich mehr Wärme als der Boden. Die neuen Technologien sind jedoch noch nicht sehr weit verbreitet. Das Problem: Nicht einer dieser Kombisensoren ist auch nur in der Nähe der Marktreife. Die neuen Technologien sind außerdem mit sehr hohen Kosten verbunden.

Zum anderen liegt ihre geringe Einsetzbarkeit auch daran, dass die Empfängerstaaten diese Technologien unter Umständen nicht nachhaltig anwenden können. Im Kampf gegen die Anti-Personen-Minen wird vieles ausprobiert. Neue Ideen bringen kleine Fortschritte – aber der Durchbruch fehlt.