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Mit leicht gequältem Lächeln zur WM

Stefan Nestler7. Juni 2014

Die Verletzung von Marco Reus überschattet die WM-Generalprobe des deutschen Teams. Trotzdem, meint DW-Sportredakteur Stefan Nestler, sei dieser Mannschaft alles zuzutrauen - wenn der Express ins Rollen kommt.

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DW-Sportredakteur Stefan Nestler. Foto: DW
Bild: DW

"Wir wollen uns von den Fans mit einem Sieg, einem guten Spiel und einem Lächeln aus Deutschland verabschieden", hatte Bundestrainer Joachim Löw vor der WM-Generalprobe gegen Armenien gesagt. Der Sieg fiel mit 6:1 deutlich aus, fast schon zu deutlich. Gut war das Spiel nämlich erst in der zweiten Halbzeit. Und das mit dem Lächeln muss näher beleuchtet werden.

Verzicht auf einen Unverzichtbaren?

Die 43. Minute war eine bittere für Löw und vor allem für Marco Reus. Da knickte der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund im vollen Lauf um. Sofort war klar: Das ist wohl mehr als eine normale Blessur. Reus konnte seinen linken Fuß nicht mehr belasten, später wurde ein Teilriss des vorderen Syndesmosebandes oberhalb des linken Sprunggelenkes diagnostiziert. Das bedeutet das WM-Aus für Reus. Der 25-Jährige war gerade erst von seinen Bundesliga-Kollegen zum besten Spieler der vergangenen Saison gewählt worden und hatte auch in der Nationalmannschaft konstant zu den Besten gehört. Nun muss Löw auf einen verzichten, der sich eigentlich unverzichtbar gemacht hatte. Der Bundestrainer nominierte Shkodran Mustafi nach.

Rekordtorjäger Klose

Immerhin, ansonsten lichtet sich das Lazarett. Der zuletzt angeschlagene Philipp Lahm konnte gegen Armenien bis zu seiner Auswechslung nach der ersten Halbzeit beschwerdefrei spielen. Sami Khedira stand eine Stunde auf dem Platz, Bastian Schweinsteiger die letzten 30 Minuten. Auch Miroslav Klose spielte eine knappe halbe Stunde und erzielte ein historisches Tor. Mit seinem 69. Länderspieltreffer überflügelte Klose den "Bomber der Nation", Gerd Müller, und darf sich nun alleiniger Rekordtorschütze der Nationalmannschaft nennen. Das lässt hoffen, dass Klose, wie schon so oft bei großen Turnieren, auch bei dieser WM in Topform kommt und dass die leidige Diskussion um ein Spiel ohne echten Stürmer ein Ende hat.

Aus dem Vollen schöpfen

Verlassen kann sich Löw auch auf Lukas Podolski. Als der England-Legionär zur zweiten Halbzeit ins Spiel kam, riss er seine Teamkollegen mit. Plötzlich rollte der Express. Selbst der zuletzt so häufig gescholtene Mesut Özil, der in der ersten Halbzeit auf der Bank schmoren musste, ließ wieder sein Genie aufblitzen. Die Tore fielen fast zwangsläufig. Der erst in der 75. Minute eingewechselte Mario Götze traf gleich zweimal.

Die WM-Generalprobe zeigte also: Bundestrainer Joachim Löw kann aus dem Vollen schöpfen. Sollten Leistungsträger ausfallen, hat er Alternativen. Wenn der Knoten platzt, wenn alle Spieler mit großem Selbstvertrauen ihre Bestleistung abrufen, dann ist dieser Mannschaft alles zuzutrauen, auch der WM-Sieg. Insofern können Löw und seine Jungs wirklich lächelnd nach Brasilien fahren. Wäre da nicht die Sache mit Marco Reus, wäre es ein breites Lächeln. So fällt es leicht gequält aus.