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Mit Lorenz Wagener im Shanghai-Express

28. August 2009

Konfuzius sagt: "Alles hat Schönheit, aber nicht jeder sieht sie." Diese Weisheit des großen chinesischen Philosophen, der vor über 2.000 Jahren gelebt hat, ist heute das Lebensmotto von Lorenz Wagener.

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Lorenz WagenerBild: Lorenz Wagener

Die Augen des Marketing-Experten sind ständig auf der Suche. Lorenz Wagener, 32 Jahre alt, hat seine beschauliche fränkische Heimat Nürnberg schon vor Jahren verlassen und viel gewagt. Er liebt Auswärtsspiele, vor allem dann, wenn sie ihn kreativ herausfordern. Lorenz Wagener ist ein Kind des Internetzeitalters, zu seinen ausgewiesenen Hobbies gehört das ‘branding’. So nennen die Fachleute aus der Werbung das Schaffen einer ‚Marke’ mit dem Ziel, ein Produkt mit einem möglichst einzigartigen Wiedererkennungswert auszustatten.

Lorenz Wagener Shanghai China
Lorenz Wagener an einer GarkücheBild: Lorenz Wagener

Die Megalopolis

Lorenz Wagener ist über eine Zwischenstation in der asiatischen Finanzmetropole Hongkong in Shanghai gelandet. Was findet man nicht alles für Synonyme und Spitznamen für diese Stadt, wenn man mal in die Tiefen der Online-Archive hinabsteigt: „Paris des Ostens“. „Hure Ostasiens“. „Königin des Orients“. „Wunderstadt“. „Das Tor Chinas“. „Die wuchernde Metropole der neuen Supermacht“. „Das moderne Gesicht Chinas“. „Das Manhattan des Ostens“. „Die Wolkenkratzerstadt der Superlative“. Das alles ist Shanghai oder soll Shanghai sein.

Fakt ist: Shanghai ist die wichtigste Industriestadt der Volksrepublik und hat einen der größten Container-Häfen der Welt. Im alten Zentrum Shanghais hat Lorenz Wagener mit zwei Geschäftspartnern die Firma ‚Rimagine’ gegründet – eine ’Fotofabrik’, wie er selbst sagt.

Die Foto-Fabrik

Am Anfang von ‚Rimagine’ stand eine Idee: Wenn China die Fabrik der Welt ist, dachten sich Wagener und seine Geschäftspartner, dann müsste es doch gerade in Shanghai einen großen Markt für Produktfotografie und damit zusammenhängende Dienstleistungen geben. Warum die Produkte nicht gleich an Ort und Stelle ins rechte Werbelicht rücken, anstatt sie erst in die Zielmärkte zu verschicken, zu fotografieren und dann zu bewerben?

Lorenz Wagener Shanghai China
Lorenz Wagener schaut sich Bilder eines Shootings anBild: Lorenz Wagener

Wenn das alles schon in Shanghai passieren könnte, kalkulierten die drei, würde das Zeit und Geld sparen. Alle Dienstleistungen aus einer Hand - das müsste die potenziellen Kunden doch überzeugen?! Die drei wagten den Sprung, kündigten ihre Jobs und gründeten eine eigene Firma.

Die Geschäftsidee, die beim losen Gespräch unter Freunden entstand, zündete. Die drei stießen in eine absolute Marktlücke. Zu den Kunden, die bei ‚Rimagine’ fotografieren lassen, gehören inzwischen nicht nur Produktvermarkter wie ‚Adidas’, ‚Nivea’ oder ‚Crocs’, sondern auch Handelsunternehmen oder Dienstleister wie ‚BASF’, ‚Metro’ oder die ‚Lufthansa’.

Der Auswärtsspieler

Ich werde mit Lorenz Wagener nun in diesen rasend schnellen Express namens Shanghai steigen, um die ganze Geschichte kennen zu lernen. Und Fragen zu beantworten: Zum Beispiel: Was hat es mit "Guangxi’ (= Beziehungen oder Networking) auf sich? Ohne dieses ‚Guangxi’ läuft in China angeblich kein Geschäft. Und: Wie findet sich ein junger Deutscher in dieser fremden Stadt mit einer fremden Kultur zurecht?

Lorenz Wagener Shanghai China
Lorenz Wagener in einer Straße von ShanghaiBild: Lorenz Wagener

Was bedeutet die Wirtschafts- und Finanzkrise für das Unternehmen? Was unterscheidet das Leben in Shanghai vom Leben in Deutschland? Was unterscheidet Shanghai von anderen chinesischen Metropolen? Mit was für Problemen haben die Mega-Stadt und ihre Menschen zu kämpfen? Was empfindet Wagener als typisch chinesisch und was als typisch deutsch? Wann vermisst er Deutschland? Warum spielt er so gerne auswärts? Wie lebt er privat in Shanghai, und wie hat ihn diese Stadt verändert?

Das Spielfeld

Als Reporterin kenne ich mich bestens in Afrika und Südasien aus. China ist auch für mich ein Auswärtsspiel. Jetzt möchte ich mit unverstelltem Blick Shanghai entdecken. Die wahnsinnigen Häuserschluchten flößen mir einen unglaublichen Respekt ein. Wie kann es nur sein, dass Shanghai auf der einen Seite für einen entfesselten Marktkapitalismus steht und auf der anderen Seite die Wiege des chinesischen Kommunismus ist? Wie viel Altes muss für das ständig Neue weichen? Das höchste Hotel der Welt. Das höchste Gebäude Chinas. Der schnellste Zug der Welt, übrigens der deutsche Transrapid!

Wann schläft diese Stadt der Superlative, die im nächsten Jahr Gastgeberin der größten Expo aller Zeiten sein will? Die Weltausstellung 2010 wird unter dem Motto “Better City – Better Life“ stehen. Ein besseres Leben in einer besseren Stadt? Auch das ist eine Frage, die ich Lorenz Wagener stellen möchte.


Autor: Sandra Petersman
Redaktion: Birgit Görtz