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Mikrokredite in Nepal

25. September 2009

Acht Prozent Zinsen für Spareinlagen - keine Utopie, sondern Wirklichkeit in Nepal. Ein lukratives Angebot in einem Land, in dem rund 31 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben.

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Die Khutruke, Metallboxen - darin: erspartes Startkapital für die Ausbildung der Kinder (Foto: DW)
Die Khutruke - Spardose für die Zukunft der KinderBild: Beatrix Beuthner / DW

Die Zinsen vergibt die Sana Kisan Bikas Bank. Einst einer Regierungsbank untergeordnet, erbringt sie heute Finanzdienstleistungen für ihre ungewöhnlichen Mehrheitseigner: die Kleinbauernkooperativen der Small Farmer Cooperative Limited, kurz SFCL. Die Vergabe von Mikrokrediten und Sparkonzepte für die Kooperativenmitglieder stehen hierbei im Vordergrund. Viele von ihnen sind Eltern, und die legen Geld für die berufliche Ausbildung ihrer Kinder an. Gespart wird in der Khutruke, einer Metallbox, die so groß ist, dass gut und gerne ein bis zwei Kilogramm Zucker hineinpassen würden.

Sparen für eine gesicherte Zukunft der Kinder

Vier Kinder in der Schule von Salang, Nepal (Foto: DW)
Die Solidarität der Eltern sichert ihnen die ZukunftBild: Beatrix Beuthner / DW

"Das gesparte Geld bleibt bei der SFCL", erklärt Meena Pokhrel vom Dachverband der Kleinbauernkooperativen. "Es wird verzinst ausgezahlt, sobald ein Kind 14 Jahre alt ist." Bevor allerdings an Sparen überhaupt zu denken ist, muss natürlich erst einmal etwas eingenommen werden. Das ermöglichen die Mikrokredite, die die Kleinbauern zu einem niedrigen Zinssatz von zwölf bis dreizehn Prozent aufnehmen können, um sich eine kleine landwirtschaftliche Existenz aufzubauen.

Schon 10.000 Rupien, umgerechnet 100 Euro, können ausreichen, um mit dem Kauf von zwei oder drei Ziegen in die Viehhaltung einzusteigen. Wenn dann aus dem Verkauf von Ziegenmilch oder Zicklein kleine Rücklagen gebildet werden, kann auch das Sparen für die Zukunft der Kinder beginnen. "Das ist besser, als das Geld über Jahre hinweg verschwenderisch für Schokolade, Kaugummi und Kekse auszugeben", findet Meena.

Solidarität in Zeiten der Globalisierung
Gopal Thapa Magar (Foto: DW)
Gopal Thapa Magar ist Vorstandsvorsitzender der KleinbauernkooperativeBild: Beatrix Beuthner / DW

Was heute weltweit als gesellschaftliche Rarität gilt, ist für die SFCLs selbstverständlich: Solidarität. Nur mit gegenseitiger Unterstützung ist Entwicklung zu mehr Lebensqualität und verbesserter Bildung möglich. Die Kleinbauernkooperative von Salang hat gemeinschaftliche Ersparnisse ihrer Mitglieder für den Aufbau eines eigenen Geschäfts zum Verkauf landwirtschaftlicher Produkte verwendet. Zusätzlich wurden Sammelstationen für Obst und Gemüse eingerichtet, das später im Laden angeboten werden soll. Besonders stolz aber ist man in Salang auf die eigene Schule. "Die Schulen der Regierung sind nicht so gut", sagt der dortige Vorstandsvorsitzende Gopal Thapa Magar. "Mit unserer eigenen Schule können wir den Bildungsstand unserer Kinder verbessern."

Kapital Vertrauen

Die erfolgreiche Arbeit der SFCLs ist nicht auf den Ort Salang begrenzt. Auch landesweit hat die Organisation einiges vorzuweisen. Hervorgegangen aus einem 1975 gegründeten Pilotprojekt zur Reduzierung von Armut, gilt sie gegenwärtig als einer der wichtigsten Anbieter von Mikrofinanzdienstleistungen in Nepal. Die weit über 200 Kooperativen der SFCL unterstützen heute fast eine Million Menschen in 140.000 bedürftigen ländlichen Haushalten. Die Kredite werden übrigens vergeben, ohne als Gegenleistung Sicherheiten zu verlangen. Dies betont das gegenseitige Vertrauen und den Gemeinschaftsgeist der Kooperativenmitglieder - und das ist wohl auch das größte Kapital des Verbandes. So sieht das auch Dili Prasad Pathak, Vorstandsmitglied der Kooperative von Salang. "Ein Einzelner kann nicht viel ausrichten, aber gemeinsam können wir mehr erreichen, als wir uns je zugetraut hätten."

Autor: Beatrix Beuthner

Redaktion: Monika Lohmüller