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Mit Salsa gegen dunkle Schatten

Tobias Käufer26. Juli 2013

In Cali sind die World Games 2013 eröffnet worden, die Spiele der nicht-olympischen Sportarten. Der kolumbianischen Stadt bietet sich eine Chance, ihren alten Ruf als Drogenmetropole abzustreifen.

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Salsa-Tanzgruppe in Cali in Kolumbien. Foto: DW/Tobias Käufer
Bild: DW/T. Käufer

Bei den World Games 2013 in der kolumbianischen Stadt Cali ist alles gleich zwei Nummern kleiner als bei Olympischen Spielen. Bis zum 4. August messen sich rund 4000 Athleten aus 120 Ländern. Die Teilnehmer des weltweit größten Treffens der nichtolympischen Sportarten sind überwiegend lupenreine Amateure. Umstrittene Milliarden-Investitionen für neue Sportstätten wie in Brasilien für die Fußball-WM 2014 und Olympia 2016 gibt es hier nicht. Cali greift auf seine bestehende Infrastruktur als Sportstadt zurück.

Und noch etwas zeichnete die Vorbereitungen auf den sportlichen Großevent aus. Es geht feminin zu in den Büros der Veranstalter im dritten Stock eines Einkaufszentrums im Herzen der Stadt. Geschäftsführerin des Organisationskomitees für die World Games ist Susana Correa, eine ehemalige Basketball-Nationalspielerin. "Wir leben im 21. Jahrhundert. Da sollte es eigentlich selbstverständlich sein, dass Frauen in Führungspositionen von sportlichen Großveranstaltungen Verantwortung übernehmen", sagt Correa selbstbewusst. "Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen."

Susana Correa, Geschäftsführerin des Organisationskomitees der World Games 2013. Foto: DW/Tobias Käufer
Susana CorreaBild: DW/T. Käufer

Freibad und Grillabende

Mit insgesamt 139 Sportlern in 17 Sportarten stellt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in Cali eine der teilnehmerstärksten Mannschaften. Hauptquartier ist die Deutsche Schule in Cali. Sie übernimmt die Funktion, die bei Olympischen Spielen das so genannte "Deutsche Haus" hat: als Tummelplatz von Sponsoren, Journalisten und Sportlern. "Wir versuchen, ein guter Gastgeber zu sein", verspricht Schulrektor Andreas Irle den deutschen Sportlern. "Es wird Grillabende geben – und natürlich Salsa." Das Areal der Privatschule ist 64.000 Quadratmeter groß, von Palmen umsäumt. Es bietet nicht nur ein Freibad und riesige Rasenflächen. Auch ärztliche Betreuung, Physiotherapie und ein ansehnlicher Fuhrpark stehen Verfügung. "Alles was man braucht, um für eine solche Veranstaltung gerüstet zu sein", sagt Irle stolz.

Rektor Andreas Irle und Sportwissenschaftler Carlos Vargas auf dem Gelände der Deutschen Schule in Cali. Foto: DW/Tobias Käufer
Andreas Irle (l.) und Carlos VargasBild: DW/T. Käufer

Hauptstadt des Salsa

Cali nennt sich selbst stolz Hauptstadt des Salsa. Nicht zuletzt deswegen hat der Salsa-Tanz seinen Weg ins Veranstaltungsprogramm gefunden. Die drei Tanzwettbewerbe werden dem Spektakel ähnlich ihren Stempel aufdrücken wie einst bei den Olympischen Spielen 2000 im australischen Sydney das Beachvolleyball-Turnier am Bondi Beach. In den Armenvierteln Calis dröhnen die Salsa-Klänge aus den Lautsprechern. In Salsa-Schulen lernen die "Calenos" die ersten Schritte, die manchmal auch der Beginn einer steilen Karriere sein können. Die Stadt hat bereits zahlreiche Profi-Tänzer auf die Bühnen der Welt geschickt. Wer es nicht ganz so weit gebracht hat, bevölkert die täglich geöffneten Klubs und Discotheken Calis.

Kolumbianische Sicherheitskräfte präsentieren in Cali einen Drogenfund. Foto: dpa-pa
In der Vergangenheit stand Cali vor allem für Drogenhandel in großem StilBild: picture-alliance/dpa

Cali-Kartell einst gefürchtet

"Die Stadt hat harte Zeiten hinter sich", sagt der kolumbianische Sportwissenschaftler Carlos Vargas mit Blick auf die Vergangenheit seiner Heimatstadt. Das gefürchtete Cali-Kartell verbreitete in den 1980er und 90er Jahren Angst und Schrecken in der zweitgrößten kolumbianischen Stadt. Wegen des blutigen Drogenkriegs der milliardenschweren Kokainbarone machte der Rest der Welt lange einen großen Bogen um die Stadt. So weigerten sich 2001 die deutschen Bundesliga-Clubs Bayern München, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen, ihre südamerikanischen Stars für die Copa América freizugeben, die Fußball-Meisterschaft des Kontinents: "Wir wollen nicht, dass sie mit einer Kugel im Kopf zurückkommen", begründete der damalige Bayern-Manager Uli Hoeneß das Reiseverbot für die Profis Giovane Elber und Paolo Sergio. Sie sollten eigentlich mit der brasilianischen Nationalmannschaft in Cali auflaufen.

Schnee von gestern

Das ist Schnee von gestern. Die Chefs des Cali-Kartells sind entweder tot oder sitzen im Gefängnis in den USA. Jetzt will Cali die Chance nutzen: "Cali kann beweisen, dass es Veranstaltungen auf internationaler Ebene organisieren kann. Für unsere Stadt ist das eine große Chance", sagt Sportwissenschaftler Vargas und verweist auf die Vergangenheit. "Cali hatte schon einmal den Ruf, die Sporthauptstadt Amerikas zu sein. Das war 1971 nach den Panamerikanischen Spielen - bevor das dunkle Kapitel der Stadt begann."