1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Hilfe gewünscht

20. Mai 2009

Durch den staatlichen Rettungsfonds sind bislang vor allem kleine und mittlere Unternehmen unterstützt worden. Nur Unternehmen, die vor der Krise wirtschaftlich gesund waren, können Gelder in Anspruch nehmen.

https://p.dw.com/p/HtTh
Symbolbild roter Rettungsring (Foto: Bilderbox)
Rettungsring für Mittelständler: die staatliche UnterstützungBild: BilderBox

Detlef Wildenheim, Geschäftsführer der Nord Offset Druck GmbH in Ellerbek bei Hamburg ist zufrieden. Die Wirtschaftskrise hat seine Firma zwar ein paar Aufträge gekostet, auf der anderen Seite gewinnt das Unternehmen derzeit noch neue Kunden hinzu. Deshalb denkt Wildenheim auch über Investitionen nach und dafür braucht die Firma Geld. Normalerweise ist das für ein gesundes Unternehmen kein Problem. Mit der Hausbank werden regelmäßig neue Kredite und Konditionen ausgehandelt. Doch in der Krise sieht alles anders aus.

Erster Ansprechpartner: der Steuerberater

Arbeiter an einer Werkmaschine (Foto: DW TV)
Viele Betriebe arbeiten noch ihre Aufträge ab - aber was kommt dann?Bild: DW-TV

Immer mehr Unternehmen klagen darüber, dass die Banken ihnen den Geldhahn zudrehen und sie damit in Finanzierungsnöte kommen. Erster Ansprechpartner ist oft der Steuerberater, wie Hartmut Schwab, Vizepräsident der Bundessteuerberaterkammer, weiß: "Es ist auch nicht so, dass alle zur gleichen Zeit getroffen werden", sagt Schwab. Es gebe viele Branche, die jetzt noch ihre Aufträge abarbeiteten und erst später in Schwierigkeiten gerieten. Bei anderen sei die Krise schon da. Die hofften auf eine baldige Erholung. "Es ist auch ein psychologisches Problem, denn bei vielen kommt die Existenzangst dazu." Nach Ansicht Schwabs ist es daher sehr wichtig, dass die Finanzierungshilfen schnell und unbürokratisch gewährt werden.

Über 1000 Anträge sind schon eingegangen

115 Milliarden Euro stellt die Bundesregierung im Rahmen ihrer beiden Konjunkturpakete als Kredit- und Bürgschaftsprogramm zur Verfügung. Bis zum 15. Mai dieses Jahres gingen bei der staatseigenen KfW-Bank rund 1100 Anträge notleidender Unternehmen mit einem Volumen von 4,5 Milliarden Euro ein. Von diesen Anträgen wurden 304 bereits bewilligt, 177 wurden abgelehnt. Nur Unternehmen, die vor der Krise wirtschaftlich gesund waren und Perspektiven für ein Überleben nach der Krise haben, können Gelder in Anspruch nehmen.

Moderne, elektrisch unterstützte Fahrzeug-Lenkungen (Foto: Fuchs/DW)
Von der Krise hart erwischt: die AutozuliefererBild: DW

Hartmut Schauerte, parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, betont, dass bei den mittelständischen Unternehmen, die den Rettungsfonds in Anspruch nehmen, zwei Drittel der bewilligten Gelder in Investitionen fließen. Der Rest wird allerdings gebraucht, damit die Unternehmen zahlungsfähig bleiben. Probleme gibt es vor allem im Automobil- und dem Maschinenbausektor. Die beiden Branchen, die das Rückgrat der deutschen Exportwirtschaft bilden, wurden von der weltweiten Wirtschaftskrise besonders hart getroffen. "Das sei in der Regel nicht mit einfachen, unternehmerischen Bordmitteln zu steuern", sagt Schauerte, "das sind Gefährdungstatbestände. Und die Mittel, die wir hier aus Steuermitteln zur Verfügung stellen wollen, sind eine Brücke."

Keine Konkurrenz zu den Banken

Ein Sack voller Geld (Foto: Picture-Alliance)
Aus dem Staatssäckel erhalten die Unternehmen Kredite - keine FördermittelBild: picture-alliance/chromorange

Dabei erhalten die Unternehmen die Kredite zu ganz normalen Bedingungen, denn der Rettungsfonds enthält keine Fördermittel im üblichen Sinn. Schauerte betont, dass das Kredit- und Bürgschaftsprogramm kein "Geldverbilligungsprogramm" sei, man wolle keinesfalls den Banken Konkurrenz machen. Der Staat müsse aber helfen. Schließlich sei Deutschland der industriereichste Standort in Europa. Mehr als ein Viertel des Bruttosozialprodukts werde im Industriebereich erwirtschaftet. "Es geht nicht darum, eine Branche besonders zu fördern, weil die Wirtschaftskrise an unerwarteten Ecken einschlägt", so Schauerte. Das könne man nicht begrenzen. Alle Branchen seien berechtigt, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Auch wenn das Kreditprogramm gut angelaufen ist, so will Schauerte noch keine Entwarnung geben. Die eigentliche Bewährungsprobe für die Staatshilfen kommt seiner Meinung noch. Zwischen August und Oktober könnte es durchaus noch Probleme bei der Liquiditätsversorgung geben. Das sieht auch Druck-Unternehmer Detlef Wildenheim so. Seine Firma prüft gerade, ob ein Kredit bei der Hausbank mit einer staatlichen Bürgschaft abgesichert werden kann. Das würde in der Krise ein Stück mehr Sicherheit bringen.

Autor: Sabine Kinkartz

Redaktion: Monika Lohmüller