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Chrysler vor harten Einsparungen

15. Februar 2007

Bittere Pille am Valentinstag: Der Autokonzern DaimlerChrysler streicht bei Chrysler in den USA 13.000 Stellen – 16 Prozent der Belegschaft. Von einer Trennung von Daimler und Chrysler ist keine Rede mehr.

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Mercedes-Stern vor dunklen Wolken
Dunkle Wolken über DaimlerChryslerBild: Ap

Die am Mittwoch (14.2.) angekündigten Stellenstreichungen bis zum Jahr 2009 kommen nur sechs Jahre, nachdem bereits 26.000 Jobs wegfielen. Betroffen sind Arbeitsplätze in den USA und Kanada. Außerdem teilte das Unternehmen mit, dass das Chrysler-Werk in Newark im US-Bundesstaat Delaware geschlossen werden soll. Die jetzt bekannt gewordene Stellenstreichung geht damit noch über die von Analysten erwarteten 11.000 Arbeitsplätze hinaus. Bei der Schließung von Werken war dagegen mehr erwartet worden – im Vorfeld war von bis zu vier Werken die Rede gewesen. Chrysler war im vergangenen Jahr tief in die Verlustzone abgerutscht. Das Minus betrug mehr als eine Milliarden Euro, wie DaimlerChrysler am Mittwoch bei der Vorstellung der Jahresbilanz mitteilte. Im Vorjahr hatte der Gewinn noch bei anderthalb Milliarden Euro gelegen. Der Verkauf von Fahrzeugen sank um 100.000 auf 2,7 Millionen.

Mit den angekündigten Kürzungen soll die Produktion gedrosselt und so der zurückgegangenen Nachfrage angepasst werden. Schon nächstes Jahr will Chrysler damit in die schwarzen Zahlen zurückkehren.

Spekulationen um Abspaltung von Chrysler

Photo von Dieter Zetsche
"Dr. Z" macht DruckBild: AP

Konzernchef Dieter Zetsche erhöhte dabei den Druck auf die US-Sparte, die er selbst jahrelang geleitet und zwischenzeitlich zurück in die schwarzen Zahlen geführt hatte. "Um das vorgestellte Programm zu unterstützen und zu beschleunigen, prüfen wir weitere strategische Optionen, die über die erwähnten Kooperationen und Partnerschaften hinausgehen. Dabei schließen wir keine Option aus", sagte Zetsche. "Unser Ziel ist, die bestmögliche Lösung für die Chrysler Group wie auch für DaimlerChrysler zu finden."

In den vergangenen Tagen war in Medien- und Analystenkreisen bereits darüber spekuliert worden, wie diese "bestmögliche" Lösung für Chrysler aussehen könnte. Befeuert wurden die Spekulationen davon, dass die Konzernführung eine Trennung von der US-Tochter erstmals nicht ausgeschlossen hatte.

So hatten verschiedene Medien unter Berufung auf Unternehmenskreise bereits berichtet, Dieter Zetsche bereite die Abspaltung von Chrysler vor. Außer dem kompletten oder teilweisen Verkauf sei auch ein Zusammenschluss von Chrysler mit einem Konkurrenten denkbar, hieß es weiter. Als möglicher Interessent war Carlos Goshn, der Chef von Renault und Nissan, angeführt worden. Das "manager magazin" berichtete von Verhandlungen mit General Motors, die jedoch am Mittwoch (14.02.2007) von keiner Seite bestätigt wurden.

Ende einer transatlantischen Liebe?

Zetsches Vorgänger Jürgen Schrempp hatte die transatlantische Fusion noch als "Hochzeit im Himmel" gefeiert. Doch während der Stern der Kernmarke Mercedes-Benz wieder glänzt und der Nutzfahrzeugsektor brummt, gilt Chrysler als Sorgenkind des Konzerns.

Chrysler-Pickups stehen aufgereiht auf einem Parkplatz
Autos die keiner fahren will: Nicht verkaufte Chrysler-PickupsBild: AP

Der drittgrößte amerikanische Autobauer produziert nach Meinung von Experten zunehmend an der Nachfrage vorbei. Denn auch die Amerikaner lassen die früher so beliebten großen Autos wie Jeeps und Transporter immer öfter stehen und entscheiden sich für kleinere sparsame Wagen.Chrysler-Chef Tom LaSorda räumte denn auch vor Journalisten indirekt ein, zu spät auf die neuen Bedürfnisse reagiert zu haben. "Hohe Kraftstoffpreise und andere Marktverwerfungen haben eine Veränderung des Nachfrageverhaltens hin zu kleineren Kraftstoff sparenden Fahrzeugen ausgelöst", sagte er. Chrysler müsse seine Strategie nun den neuen Verhältnissen anpassen.

Ankündigungen befeuern Aktie

Die DaimlerChrysler-Aktie profitierte bereits von der angekündigten Sanierung. Das Papier stieg am Mittwoch binnen kurzer Zeit um bis zu 5,1 Prozent auf 51,75 Euro und erreichte damit den höchsten Stand seit Juni 2002. (cmw)