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Verhandlungen in der Metallbranche

Brigitte Scholtes
11. Januar 2018

Warnstreikwelle in der Metallindustrie auch am Donnerstag. Heute treffen sich Arbeitgeber und Gewerkschaften zu Tarif-Verhandlungen. Viele Tausend Arbeitnehmer haben in der Woche bei den Warnstreiks mitgemacht.

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Deutschland IG Metall setzt Warnstreiks in der Metallindustrie fort
Bild: picture-alliance/dpa/G. Kirchner

Die Gewerkschaft IG Metall mahnt die Arbeitgeber vor den Gesprächen, in den Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie ihre "Vetohaltung" aufzugeben. "Wir müssen miteinander sprechen – inhaltlich", sagte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann am Mittwoch in Frankfurt. Jetzt sei "Arbeit angesagt": Man müsse sich nun auf Arbeitsstrukturen einigen, um voranzukommen. Die müssten in der heute beginnenden dritten Verhandlungsrunde festgelegt werden.

"Das Thema Arbeitszeit kann man nicht über Nacht regeln", glaubt der verhandlungserfahrene Gewerkschaftschef. Da müsse man wahrscheinlich wochenlang intensive Gespräche führen, um das allein technisch zu regeln. "Allmählich müssen wir da in Trab kommen."

"Das Thema Arbeitszeit"

Seit dem Ende der Friedenspflicht haben sich nach Angaben der Gewerkschaft bundesweit 160.000 Beschäftigte an den Warnstreiks beteiligt, um den Forderungen der Gewerkschaft Nachdruck zu verleihen. Die möchte nicht nur eine "ordentliche" Entgelterhöhung erreichen – sie fordert 6 Prozent mehr – sondern hat auch das Thema Arbeitszeit auf die Agenda gesetzt. Bestimmte Beschäftigtengruppen sollen die Möglichkeit haben, befristet ihre Arbeitszeit zu verkürzen, also dann wieder von Teilzeit in Vollzeit zurückwechseln zu können.

Das soll gelten für Arbeitnehmer,  die Kinder unter 14 Jahren im Haushalt betreuen oder Familienangehörige pflegen. Sie sollen ihre Arbeitszeit befristet auf 24 Monate auf 28 Wochenstunden reduzieren können und dafür vom Arbeitgeber einen fixen Zuschuss von 200 Euro pro Monat. Die zweite Gruppe sind die Beschäftigten in Schichtarbeit oder anderen gesundheitlich belastenden Arbeitszeitmodellen. Wenn sie diese Wahloption nutzen, sollen sie einen Entgeltzuschuss von 750 Euro im Jahr erhalten.

Arbeit für Frauen attraktiver machen

Die Arbeitgeber haben bisher zwei Prozent mehr Entgelt als eine Einmalzahlung angeboten, halten aber die Forderung nach Zuschüssen für Beschäftigte, die zur Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen in Teilzeit gehen, für rechtswidrig und haben eher die Forderung nach Ausweitung der Wochenarbeitszeit ins Spiel gebracht. Hofmann machte aber deutlich, dass die Gewerkschaft bis zum Monatsende weitere Warnstreiks plane, um weiter Druck für ihre Forderungen zu machen.

Danach gebe es drei Optionen: Man komme zu einem Ergebnis, oder man nutze das neue Instrument des 24stündigen Warnstreiks oder: Man rufe die Mitglieder in einer Urabstimmung zum regulären Streik auf. "Wir müssen sehen, wie es am Monatsende aussieht", sagt Hofmann, der dem Eindruck entgegentrat, dass die Gewerkschaft auf eine Eskalation zusteuern wolle.

Die Kosten für die von der Gewerkschaft angestrebte flexible Regelung mit Entgeltzuschuss sollen von beiden Seiten getragen werden. Die seien nicht so hoch wie von Arbeitgeberseite dargestellt.  Denn nicht jeder Beschäftigte werde die Option nutzen, zur Pflege oder Kinderbetreuung seine Arbeitszeit zu reduzieren. Hofmann rechnete vor, dass das vielleicht Kosten von 0,2 bis 0,3 Prozent der gesamten Lohn- und Gehaltssumme ausmache. Nicht zuletzt diene eine  solche Option auch der Fachkräftesicherung. Denn damit werde die Arbeit in der Metallindustrie auch für Frauen attraktiver.