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Mitgliedsbeitrag für Bank-Kunden

Klaus Deuse27. Juli 2016

Die Niedrigzinsen bringen Banken in Bedrängnis, manche schließen Filialen. Die sozial-ökologische Gemeinschaftsbank GLS fährt dagegen einen anderen Kurs.

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Bild: picture-alliance/dpa

Die anhaltende Niedrigzinsphase bringt Banken und Sparkassen zunehmend in Bedrängnis, da deren Erträge drastisch schrumpfen. Die Deutsche Bank beispielsweise wird bereits im kommenden Jahr bundesweit über 180 Filialen schließen. Aber auch andere Geldinstitute denken inzwischen über einen Personalabbau sowie eine Ausdünnung ihrer Filialnetze nach.

Unabhängig davon erwägen einige Sparkassen zudem Fusionen. Dass die Erträge sinken, das hat auch das größte ökologisch-soziale Geldinstitut in Deutschland, die Gemeinschaftsbank GLS, zu spüren bekommen. Vor diesem Hintergrund hat sich der GLS-Vorstand entschlossen, ab 2017 von Mitgliedern und Kunden einen Mitgliedsbeitrag zu erheben. Ein in der deutschen Bankenlandschaft bisher beispielloser Weg.

Ertragsbringer Zinsmarge

In Anbetracht der Entwicklung auf dem Finanzmarkt habe man Handlungsbedarf erkannt, erläutert GLS-Sprecher Christof Lützel. "Bisher ist es ja so, dass bei vielen Genossenschaften, Raiffeisenbanken und Sparkassen wie bei der GLS etwa 90 Prozent der Gewinne aus der Zinsmarge gekommen sind, also der Differenz zwischen Einlage- und Kreditzinsen. Aus dieser Zinsmarge haben wir alles gespeist. Personalkosten, Verwaltungskosten, Sachkosten." Doch diese Zeiten, so Lützel, seien nun einmal leider vorbei.

Bundesweit betreut die Gemeinschaftsbank über 200.000 Kunden und monatlich kommen rund 2.000 neue hinzu. Schon heute nutzt der Großteil von ihnen das früh ausgebaute Online-Banking-Angebot. Zum Kostennutzen sowohl der Bank als auch der Kunden. In den vergangenen Jahren bescherte das sozial-ökologische Geschäftsprinzip der Bank regelmäßig zweistellige Zuwachsraten in den Bilanzen. So stiegen die Einlagen inzwischen auf 3,8 Milliarden Euro. Das ebenfalls gewachsene Kreditvolumen beläuft sich auf 2,2 Milliarden Euro.

Zinsmarge auf Talfahrt

Doch wie bei anderen Geldinstituten befindet sich die Zinsmarge auf rapider Talfahrt. Daran wird sich nach Einschätzung von Christoph Lützel absehbar auch nichts ändern. "Die allgemeine Zinssituation weltweit ist ja so, dass es sehr viel Geld gibt. Damit sinkt der Preis, deswegen auch die Zinsen."

Anzeichen für einen Kurswechsel auf dem Kapitalmarkt kann auch GLS-Vorstandsmitglied Andreas Neukirch nicht erkennen. Deshalb suchte er nach anderen Lösungen. Jetztgeht die GLS einen in der deutschen Bankenlandschaft einmaligen Weg. Und zwar in Form eines Beitrages für Kunden und Mitglieder in Höhe von 60 Euro pro Jahr. Für Kunden bis 27 Jahre beträgt der Beitrag zwölf Euro.

Diese Art von Mitgliedsbeitrag soll dazu dienen, auch künftig eine sozial-ökologisch ausgerichtete Geschäftsphilosophie zu gewährleisten. Daneben bleiben Gebühren wie für ein Girokonto in Höhe von monatlich 3,80 Euro bestehen. Doch die Gemeinschaftsbank will keineswegs nur die Preise erhöhen, sondern in Zeiten des Niedrigzinses zugleich in einer bemerkenswerten Form ebenso die Leistung. Und zwar beim Dispo-Zins. Den wird die GLS nach den Worten von Christof Lützel quasi auf Null setzen. "Es ist doch so, dass Geld zurzeit nichts kostet. Und das wollen wir weitergeben und wollen den Dispo-Zins abschaffen bis 10.000 Euro.“

Andreas Neukirch
GLS-Vorstandsmitglied Neukirch: will den Dispo-Zins abschaffenBild: GLS Bank

Beiträge bringen über zehn Millionen Euro

Bislang stellte die Gemeinschaftsbank bei der Überziehung des Kontos ihren Kunden 7,3 Prozent Zinsen in Rechnung. Zum Vergleich: Bei anderen Geldinstituten in der Republik beträgt der Dispo-Zins zum Teil zwölf Prozent und mehr. Bestandskunden räumt die Gemeinschaftsbank übrigens ein Jahr Bedenkzeit ein, ob sie diesen Beitrag bezahlen wollen oder nicht.

Unter dem Strich rechnet GLS-Vorstand Andreas Neukirch mit Einnahmen von über zehn Millionen Euro im Jahr. Dabei, betont Neukirch nachdrücklich, gehe es nicht darum, drohende Einnahmelöcher aus dem Zinsbereich zu stopfen. Vielmehr stehe dabei die Frage im Vordergrund, "ob nicht eine Bank, die ganz bestimmte Dinge entwickeln will, auch ganz unabhängig von der individuellen Preis-Leistungs-Gestaltung einen Betrag einnehmen kann, der ihre sonstigen Leistungen honoriert." Namentlich natürlich sozial-ökologische Projekte.

Dass andere Banken und Sparkassen dieses Beitrags-Modell mit Interesse verfolgen dürften, das ist für GLS-Vorstand Neukirch mit Blick in die Zukunft der Branche nicht verwunderlich. "Ich rechne fest damit, dass wir sehr genau beobachtet werden. Ob nun als Vorbild oder als Abschreckung, das will ich gar nicht bewerten." Allerdings, ist sich Andreas Neukirch sicher, dass Banken mit den herkömmlichen Modellen, Erträge allein aus Zinsen und Provisionen zu generieren, den historischen Veränderungen nicht gerecht werden.