Mode der Mächtigen
Jeder von uns hat Kleidungsstücke, von denen er sich nur schwer trennen kann. Den deutschen Politikern scheint es da nicht anders zu gehen. Manche Modesünde wurde mit den Jahren sogar zum Markenzeichen.
Soldat im Entwicklungsdienst
Dirk Niebel ist seit 2009 Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Im Wahlkampf wollte der FDP-Politiker das Ministerium noch abschaffen. Nur schwer trennen konnte sich der ehemalige Zeitsoldat dagegen von seiner Gebirgsjäger-Mütze, die bei seinen Reisen immer wieder für Aufsehen sorgte. Nun spendete er die Kappe dem Haus der Geschichte in Bonn als Ausstellungsstück.
Der Turnschuhminister
Lange vor seinen Jahren als Bundesminister wurde Joschka Fischer 1985 erstmals Mitglied einer Landesregierung. Zu seiner Vereidigung als hessischer Umweltminister erschien Fischer in Jeans und Turnschuhen im Landtag. Seinen für einen Politiker ungewöhnlichen Kleidungsstil behielt der Grünen-Politiker jedoch nicht bei. Als Außenminister im Kabinett Schröder trat er wie seine Kollegen im Anzug auf.
Freund des gelben Pullunders
Ein weiterer ehemaliger Bundesaußenminister trug unter seinem Anzug gerne gelbe Pullunder: Hans-Dietrich Genscher prägte fast 20 Jahre lang die deutsche Außenpolitik. Bei seinem vermutlich berühmtesten Auftritt vor der Weltöffentlichkeit fehlte das Stück allerdings: Die Ansprache an die DDR-Flüchtlinge in der Prager BRD-Botschaft im September 1989 hielt er im dunklen Anzug - ohne Pullunder.
Die Strickjacke, die Geschichte schrieb
Helmut Kohl, deutscher Bundeskanzler von 1982 bis 1998, fiel nur selten durch seine Garderobe auf. Beim Treffen mit dem sowjetischen Staatschef Gorbatschow im Juli 1990 im Kaukasus trat Kohl jedoch in einer dunklen Strickjacke vor die Fotografen. Gorbatschow trug einen Strick-Pullover. Ob als PR-Maßnahme geplant oder nicht - die Kleidung symbolisierte Vertrautheit und Freundschaft.
Steuermann a. D.
Kohls Vergänger im Amt des Bundeskanzlers, Helmut Schmidt, war ein Freund der sogenannten "Elblotsenmütze". Obwohl er auch heute mit seinen 94 Jahren noch volles Haar hat, trägt der SPD-Politiker draußen gerne Kopfbedeckung. Da Schmidts Heimatstadt Hamburg an der Elbe liegt, kann die Auswahl des Mützenmodells sicher auch als Symbol seiner Heimatverbundenheit gesehen werden.
Professor mit Fliege
Karl Lauterbach ist Bundestagsabgeordneter der SPD und beschäftigt sich vor allem mit Gesundheitspolitik. Das liegt nahe, da Lauterbach gelernter Arzt und Professor für Gesundheitsökonomie ist. Optisch zeichnet er sich durch seine Vorliebe für Fliegen aus. Die Farbauswahl wechselt und beschränkt sich nicht nur auf die Parteifarbe rot. Mit Krawatte sieht man Lauterbach nie.
Roter Grüner
Hans-Christian Ströbele fährt vorzugsweise mit dem Fahrrad. Da kann ein warmer Schal gute Dienste tun. Farblich bevorzugt der einzige direkt gewählte Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen allerdings nicht die Parteifarbe grün, sondern rot. Nicht unpassend, denn Ströbele gilt in seiner Partei als linker Querdenker.
Der Brioni-Kanzler
Stets großen Wert auf sein Äußeres legt der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder. Seine Maßanzüge stammen unter anderem vom italienischen Modehaus Brioni, das auch Filmheld James Bond einkleidet. Günstig sind die Stücke nicht - mit Preisen bis zu 24.000 Euro. Schröder arbeitet heute unter anderem für die Nord Stream AG, ein Tochterunternehmen der russischen Gazprom.
Zeit der Hüte
Als Konrad Adenauer, erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, 1917 zum Oberbürgermeister von Köln gewählt wurde, waren Hüte für Herren groß in Mode. Auch während seiner Zeit als Bundeskanzler in den 1950er und zu Beginn der 1960er Jahre hielt dieser Trend noch an. Adenauers bevorzugtes Modell war der sogenannte "Homburg", ein hoher Filzhut mit leicht gebogener Krempe.