1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Klartext

1. Juli 2007
https://p.dw.com/p/AzMg
PekingBild: AP

"Je besser die Abgrenzung gegenüber dem Westen funktioniert, desto erfolgreicher stellt man sich in China die Politik vor." Das sagte Shi Ming, Autor und freier Mitarbeiter von DW-RADIO/Chinesisch auf der Veranstaltung "Modell China?" in der DW-Reihe "Dialog der Welt". Unter der Moderation von Sybille Golte-Schröder, Leiterin der Asien-Programme von DW-RADIO, diskutierten Shi Ming, Anett Keller, die tageszeitung (taz) Berlin, und Dr. Christian Wagner, Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), über die Frage der Machtbalance in Asien.

Shi Ming (DW-RADIO/Chinesisch) beim Dialog der Welt "Modell China?"
Shi Ming (Journalist)Bild: DW/B.Frommann

Chinas autokratisches System verliere an Autorität, da es sich nicht "an die eigenen Tragsäulen" herantraue, so Shi Ming. Es werde noch lange dauern, bis sich in der Politik Chinas das Denken durchsetze, andere Länder nicht nur als Rivalen, sondern auch als potenzielle Partner zu betrachten.

Indien folge China zwar in vielen Punkten, spiele aber immer nur eine "Nachzüglerrolle", sagte Christian Wagner. In 30 Jahren werde Indien sich sicher bei den G8-Staaten eingereiht haben, in der Entwicklung werde sich das Land jedoch immer noch weit entfernt von europäischen Standards befinden. Zwar habe die Demokratie in Indien nur ein "schlechtes Gesundheitssystem und ein erbärmliches Primarschulsystem" zustande gebracht. Die Analphabetenquote sei deutlich höher als in China. Andererseits habe die Demokratie Indien eine gewisse Stabilität gebracht. Die Inder seien – historisch bedingt – im Übrigen deutlich globalere Player als die Chinesen, so Wagner.

Christian Wagner (SWP) beim Dialog der Welt "Modell China?"
Dr. Christian Wagner (SWP)Bild: DW/B.Frommann
Anett Keller, taz, beim Dialog der Welt, Modell China
Anett Keller (taz)Bild: DW/B.Frommann

"Die Frage, ob Demokratie in der Region als hinderlich empfunden wird und das Modell China den Vorzug erhält, hat auch für uns Europäer große Relevanz", sagte Anett Keller. Indonesien etwa habe Angst, zum reinen Ressourcengebiet zu werden, so Keller mit Blick auf Chinas Bedarf an Öl und Gas. Die Textilindustrie Indonesiens sei bereits bedroht. Chinesische Eliten investierten im Land. Viele von ihnen hätten "eine unrühmliche Vergangenheit – etwa im Zusammenhang mit Abholzung von Regenwäldern", so Keller.

Shi Ming prognostizierte Asien "eine ungeahnte Gigantomanie" der Chinesen als Zukunftsszenario. Zugleich blicke China "neidisch" auf den Westen, wenn es die Rolle der Religionen im Blick habe. Die Machthaber in China würden Religion gern entdecken zur Harmonisierung der Gesellschaft.