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Pistorius-Prozess: Mord oder Unfall?

3. März 2014

Tödlicher Irrtum oder kaltblütiger Mord? Oscar Pistorius, "der schnellste Mann ohne Beine", muss sich wegen tödlicher Schüsse auf seine Freundin vor einem Gericht in Südafrika verantworten.

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Oscar Pistorius startet bei Olympia in London im 400-Meter-Lauf
Bild: Reuters

Auftakt zum Mordprozess gegen Pistorius

Es wird einer der spektakulärsten Prozesse in der Geschichte Südafrikas seit dem Ende der Apartheid. Hunderte Journalisten aus aller Welt werden das auf drei Wochen angelegte Verfahren, das teils auch live im Fernsehen übertragen werden soll, vor dem Gauteng High Court in Pretoria verfolgen.

Angeklagt wegen Mordes ist einer der weltweit bekanntesten Sportler, der sowohl bei den Paralympics als auch bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London für Furore sorgte: der heute 27-jährige, an beiden Unterschenkeln amputierte Sprintstar Oscar Pistorius. Zur Zeit ist der Südafrikaner gegen Kaution auf freiem Fuß.

Schüsse durch die Badezimmertür

Am 14. Februar 2013, dem Valentinstag, feuerte Pistorius in der Nacht in seinem Haus in Pretoria vier Kugeln durch die geschlossene Tür des Badezimmers. Seine Freundin, das Model Reeva Steenkamp, die sich in dem Raum aufgehielt, wurde tödlich getroffen. Pistorius beteuert, er habe ein Geräusch im Bad gehört und dort einen Einbrecher vermutet. In "fürchterlicher Angst" habe er geschossen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Sprintstar hingegen vorsätzlichen Mord vor und ist überzeugt, dies auch beweisen zu können.

Da es keine Tatzeugen gibt, wird es zu einem reinen Indizienprozess kommen. Hatte das Paar am 14. Februar Streit? Schickte Pistorius den privaten Sicherheitsdienst des streng bewachten Wohnkomplexes nach den Schüssen weg, um Spuren zu beseitigen? Warum rief er nicht die Polizei?

Dies werden einige der möglicherweise entscheidenden Fragen sein. Entlasten könnte Pistorius, dass er bei den tödlichen Schüssen seine Prothesen nicht trug. Nach Ansicht von Experten könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass Pistorius doch nicht überlegt gehandelt habe, wie die Staatsanwaltschaft behauptet.

Reeva Steenkamp (Foto: AFP(Getty Images)
Reeva SteenkampBild: LUCKY NXUMALO/AFP/Getty Images

Weltrekord bei Paralympics

Pistorius kommt 1986 als mittlerer Sohn einer weißen, wohlhabenden Familie zur Welt. Er wird ohne Wadenbeine geboren, später müssen beide Beine unterhalb des Knies amputiert werden. Mit speziell angefertigten Karbon-Prothesen treibt er dennoch viel Sport, im Alter von 16 Jahren beginnt er mit dem Lauftraining.

2004 stellt er bei den Paralympics der Behinderten-Sportler in Athen einen neuen Weltrekord über 200 Meter auf. 2011 startet er als erster Beinamputierter bei einer Leichtathletik-WM und holt mit der südafrikanischen Staffel über 4 x 400 Meter Silber. 2012 erlangt der Sportler endgültig Weltruhm, als er bei den Olympischen Sommerspielen in London Seite an Seite mit den Unversehrten antritt.

wl/rb/haz (afp, dpa, rtr)