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Mordurteil gegen ukrainische Kampfpilotin gefordert

2. März 2016

Nadescha Sawtschenko ist für die Ukraine eine Heldin. In Russland soll sie als Kriegsverbrecherin hart bestraft werden - wegen Mordes. Doch warum sie überhaupt in russischen Händen ist, bleibt unklar.

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Im Prozess gegen die ukrainische Pilotin Nadeschda Sawtschenko hält sich die Angeklagte ungläubig die Hand vor den Mund. Sie ist den Tränen nah. (Foto: Getty Images/AFP/S. Venyavsky)
Bild: Getty Images/AFP/S. Venyavsky

Gut ein Jahr nach der Gefangennahme der ukrainischen Kampfpilotin Nadja Sawtschenko im ukrainisch-russischen Grenzgebiet hat der Staatsanwalt 23 Jahre Haft wegen Mordes für sie gefordert. Das teilte Sawtschenkos Anwalt Mark Feygin über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Der Staatsanwalt sah es als erwiesen an, dass die Ukrainerin bei Kämpfen in der ostukrainischen Region Luhansk im Juni 2014 bewusst Mörserfeuer auf eine Gruppe von Zivilisten gelenkt hat. Der Beschuss tötete zwei Journalisten des russischen Fernsehens. Sawtschenko, die als Freiwillige in den Reihen des rechtsextremen und Kiew-treuen Bataillons Ajdar kämpfte, soll die Position der Journalisten an das ukrainische Militär durchgegeben haben.

Illegal eingereist oder verschleppt worden?

Bei der Verhandlung in der russischen Kleinstadt Donezk an der Grenze zur Ukraine erklärte sich die ehemalige Kampfpilotin für unschuldig. Sie sei entführt und über die Grenze nach Russland verschleppt worden. Sie drohte mit einem weiteren Hungerstreik, falls das Gericht nicht schnell entscheide. Während ihrer knapp einjährigen Haft befand sie sich bereits 80 Tage lang im Hungerstreik. "Wenn das Urteil nicht binnen zwei Wochen kommt, muss es mir posthum verkündet werden", sagte Sawtschenko der Agentur Tass zufolge.

Der Staatsanwalt hingegen hielt ihr in seinem Plädoyer vor, illegal nach Russland eingereist zu sein. Die Ukraine protestiert gegen den Prozess und wirft Russland vor, die Offizierin entführt zu haben. Sie war nach Zeugenaussagen zunächst in Gefangenschaft prorussischer Separatisten, später fand sie sich in einem Gefängnis in Woronesch in Russland.

Gefangenenaustausch nach Verurteilung?

Sawtschenko wurde im Oktober 2014 in Abwesenheit ins ukrainische Parlament gewählt. Europäische Organisationen haben sich für ihre Freilassung eingesetzt. Die Plädoyers der drei Verteidiger wurden auf Donnerstag verlegt. In dem Konflikt zwischen Separatisten und ukrainischer Armee in der Ostukraine halten beide Seiten zahlreiche Gefangene fest. Im Fall Sawtschenko wird nicht ausgeschlossen, dass sie nach einem Urteil gegen russische Soldaten in ukrainischer Haft ausgetauscht wird. Der Prozess gegen Sawtschenko hatte auch im Westen Kritik an Russland ausgelöst und die Spannungen zwischen Moskau und Kiew weiter verschärft.

pab/wl (afp, dpa)