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Moskau droht Kiew mit Gegenwehr

12. Juli 2014

Nach angeblichen Schüssen auf russisches Gebiet und einem russischen Toten hat Moskau der Regierung in Kiew mit Gegenmaßnahmen gedroht. Der Vorfall könne nicht ohne Reaktion bleiben, hieß es.

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Russische Panzer (Foto: afp)
Bild: AFP/Getty Images

Ein 45 Jahre alter Mann sei beim Einschlag eines Munitionskörpers in seinem Haus im Gebiet Rostow getötet worden, teilte die Nationale Ermittlungsbehörde mit. Mindestens ein weiterer Mensch habe Verletzungen erlitten, hieß es weiter. Bereits zuvor soll im russischen Grenzgebiet ein Fahrzeug mit Grenzschützern angegriffen worden sein. Angeblich kamen die Schüsse von Schützen, die von der ukrainischen Seite auf russisches Gebiet eingefallen waren.

Russland warnt vor "unwiderruflichen Konsequenzen"

Das russische Außenministerium teilte mit, der tödliche Zwischenfall könnte unwiderrufliche Konsequenzen haben. Man werde rechtmäßige Schritte zum Schutz seines Territoriums und der Sicherheit seiner Bürger ergreifen. Der Ukraine sei eine Protestnote übergeben worden.

Moskaus Vize-Außenminister Grigori Karassin kündigte im russischen Staatsfernsehen eine Antwort auf die Grenzverletzung an. Die eskalierende Gewalt sei eine "Gefahr für unsere Bürger nun auch auf unserem Territorium. Es ist klar, dass das natürlich nicht ohne Reaktion bleiben wird", sagte Karassin. Der Vorfall zeige, dass dringend eine neue Waffenruhe sowie die Rückkehr zum Verhandlungstisch nötig seien.

Die Ukraine wies die Darstellung zurück. "Es gibt keinen Zweifel, ukrainische Streitkräfte schießen nicht in russisches Territorium. Wir haben nicht geschossen", sagte ein Militärsprecher. Kiew wiederum monierte ebenfalls ein angebliches Vordringen russischer Panzer auf ukrainisches Territorium.

Militär: 1000 Separatisten getötet, Rebellen dementieren

Die ukrainischen Regierungstruppen hatten am Samstag eine Serie von Luftangriffen im Osten gefolgen, bei denen nach Militärangaben etwa 1000 Separatisten getötet wurden. Kampfjets hätten das "Epizentrum" der Rebellen nahe der Grenze zu Russland getroffen, sagte ein Militärsprecher. Seit Freitagabend seien insgesamt 16 Kampfeinsätze auf Stellungen der Rebellen erfolgt.

Die Separatisten wiesen die Darstellung des Militärs zurück. Sie hätten keine großen Verluste erlitten, sagte eine Sprecherin der Rebellen.

Bewohner flüchten aus Donezk

Eine Angriffswelle konzentrierte sich nach Armeeangaben auf einen Rebellenposten nahe der umkämpften Industriestadt Donezk. Nach Mitteilung der Separatisten wurden bei dem schwerem Artillerie-Beschuss durch Regierungstruppen mindestens 30 Zivilisten getötet. Zahlreiche Menschen sollen panikartig aus der von prorussischen Separatisten kontrollierten Stadt geflüchtet sein - entweder ins Landesinnere oder über die russische Grenze. Sie fürchteten einen weiteren massiven Überraschungsangriff der ukrainischen Armee auf die Stellungen der Rebellen. Der selbsternannte Regierungschef des von den Aufständischen als "Volksrepublik Donezk" bezeichneten Großraums, Alexander Borodaj, sprach von mehr als 70.000 der etwa 900.000 Einwohner, die bereits die Flucht ergriffen hätten.

Kanzlerin Angela Merkel hatte den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko erst vor kurzem in einem Telefonat aufgefordert, die Verhältnismäßigkeit zu wahren und die Zivilbevölkerung zu schützen. Den Bombardements der Luftwaffe war einer der bislang folgenschwersten Angriffe der Separatisten auf Soldaten vorausgegangen. Dabei wurden am Freitagmorgen 23 Armeeangehörige getötet und fast 100 verletzt. Poroschenko kündigte daraufhin massive Vergeltung an.

Poroschenko sagt Brasilien-Besuch ab

Unterdessen wurde bekannt, dass der ukrainische Präsident nicht zum WM-Fußball-Finale nach Rio de Janeiro anreisen wird. Das Präsidialamt in Kiew verwies zur Begründung in seiner Mitteilung auf die angespannte innenpolitische Lage. Es war spekuliert worden, dass es in Rio zu einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin kommen könnte.

Der russische Präsident, dessen Land Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft 2018 sein wird, hatte sein Kommen schon vor einigen Wochen angekündigt.

cw/kis/uh (dpa, afp, rtr)