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Giftgas-Einsatz durch Rebellen?

10. Juli 2013

Seit Monaten rätselt die Welt, ob in Syrien Giftgas eingesetzt wurde – und von wem. Nach US-Vorwürfen gegen das Regime von Machthaber Baschar al-Assad beschuldigt Russland nun die Gegenseite.

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Rebellen im umkämpften Aleppo vor zerschossenen Häusern (FOTO: REUTERS/Ammar Abdullah)
Bild: Reuters

Einen Monat nach den amerikanischen Vorwürfen gegen das syrische Regime in Damaskus hat Russland nun die Rebellen beschuldigt, Giftgas eingesetzt zu haben. Eigene Experten hätten Beweise gefunden, dass im März der hoch giftige Kampfstoff Sarin verschossen worden sei, sagte Moskaus UN-Botschafter Witali Tschurkin in New York. Russland ist enger Verbündeter Syriens und wichtigster Waffenlieferant.

Bei dem Angriff am 19. März in Chan al-Asal bei Aleppo im Norden des Landes sollen 26 Menschen getötet und mehr als ein Dutzend verletzt worden sein. Sowohl das Gas als auch die Rakete, mit der es verschossen worden sein soll, seien selbst hergestellt gewesen, ohne industriellen Hintergrund, sagte Tschurkin. Es habe sich um eine sehr simple Version des Giftgases gehandelt.

Unabhängige Untersuchung verlangt

"Wir müssen erst noch Beweise sehen, die die Behauptung decken, dass irgendjemand anderes als die syrische Regierung in der Lage ist, Chemiewaffen einzusetzen oder dies getan hat", sagte der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Jay Carney, in einer ersten Reaktion in Washington.

Vor einem Monat hatten die USA erklärt, sie hätten Hinweise, dass das Regime Sarin eingesetzt habe. Russland hingegen wies einen Giftgaseinsatz der syrischen Führung wiederholt zurück und forderte ebenso wie Damaskus eine unabhängige Untersuchung. Diese steht allerdings noch aus: Eine UN-Expertengruppe unter Führung des schwedischen Wissenschaftlers Åke Sellström wird nicht in das Land gelassen. Trotz wiederholter Aufforderung durch die Vereinten Nationen verweigert Damaskus der Kommission, die es selbst angefordert hat, die Einreise.

Unterdessen droht in den von der syrischen Regierung gehaltenen Vierteln von Aleppo wegen einer Blockade der Rebellen eine Hungersnot. Oppositionelle berichteten von einer sich schnell verschlechternden Versorgungslage unter den zwei Millionen Menschen im Westteil der Stadt. Unter den Gegnern von Präsident Assad ist das Vorgehen umstritten: Einige sprechen von einem Verbrechen, andere von einer unvermeidbaren Konsequenz aus dem Bürgerkrieg.

Ban fordert Waffenruhe zum Ramadan

Aleppo ist die größte syrische Stadt und seit fast einem Jahr umkämpft. Ein Teil der Metropole wird von der Armee kontrolliert, der andere Teil von den Rebellen. Bislang hatten die Rebellen eine der in den Westteil Aleppos führenden Straßen offen gehalten, um die Versorgung der Bewohner sicherzustellen. Seit kurzem blockieren sie auch diese Verbindung, so dass dort die Nahrungsmittel knapp werden.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon appellierte derweil an die Bürgerkriegsparteien, zumindest während des jetzt begonnenen Fastenmonats Ramadan die Waffen schweigen zu lassen.

re/rb (rtr, afp, dpa, ap)