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Russland China Zentralasien

Vitali Volkov / Markian Ostaptschuk20. März 2013

Rohstoffe und Energievorkommen machen Zentralasien zu einer wichtigen Region. Die angrenzenden Mächte China und Russland haben dort gemeinsame Interessen. Aber sie stehen auch in Konkurrenz zueinander.

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Erdölraffinerie in Kasachstan (Foto: dpa)
Erdölraffinerie in KasachstanBild: picture-alliance/dpa

Das Verhältnis zwischen Russland und China ist von Zusammenarbeit und Wettbewerb geprägt. Deswegen ist der erste offizielle Besuch des neuen chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Moskau vom 22. bis 24. März 2013 mit Spannung erwartet worden. Beim Zusammentreffen von Xi Jinping und Präsident Putin geht es vor allem um bilaterale politische und wirtschaftliche Fragen.

Von strategischer Partnerschaft ist häufig die Rede. Aber ohne Probleme verläuft die russisch-chinesische Zusammenarbeit nicht. Vor allem im Energiesektor kommt es immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten. Das zeigt sich insbesondere in Zentralasien, wo beide Länder um Macht und Einfluss ringen.

Wettbewerb um Rohstoffe und Transportwege

Der deutsche Zentralasienexperte Günter Knabe betont, China und Russland seien in Zentralasien nie Freunde gewesen und würden es in Zukunft noch viel weniger sein. "Sie haben etliche gemeinsame Interessen, vorübergehend, zeitlich begrenzt. Aber sie haben sehr viel mehr Punkte, in denen sie scharfe Wettbewerber, wenn nicht sogar Feinde sind", so Knabe.

Portrait von Günter Knabe (Foto: DW)
Günter Knabe erwartet einen scharfen Wettbewerb zwischen Russland und China in Zentralasien

China habe zurzeit nur ein Interesse: den eigenen wirtschaftlichen Aufbau. Dieser solle auch die Herrschaft der Kommunistischen Partei in China sichern. "Dafür braucht China Rohstoffe und Energie, und die versucht es überall zu bekommen, mit allen verfügbaren Mitteln", so Knabe. Zentralasien sei für Peking eine große Schatzkammer voller Rohstoffe und Energiereserven. Russland, das selbst über viele Rohstoffe verfüge, versuche hingegen, seinen politischen und militärischen Einfluss in der Region auszubauen. Es wolle dabei vor allem die Kontrolle über die wichtigen Transportwege für seine Energieträger aufrechterhalten. Knabe ist überzeugt, dass sich der Wettbewerb zwischen Moskau und Peking in dieser Region verschärfen wird.

Russland setzt auf Zentralasien

Andrej Grosin vom russischen Institut für GUS-Länder sieht hingegen keine ausgeprägten Rivalitäten zwischen beiden Ländern. Er betont, chinesische Geschäftsinteressen stünden russischen nicht im Wege. Das vergangene Jahrzehnt habe gezeigt, dass die wirtschaftliche Expansion Chinas in Zentralasien zu Lasten westlicher und nicht russischer Unternehmen gehe. Im Unterschied zu chinesischen würden russische Unternehmen in Usbekistan oder Turkmenistan keine gewaltigen Gasmengen fördern wollen. Denn Russland verfüge selbst über genügend Energieträger. Auch im Bergbau würde Moskau keine großen Pläne in Zentralasien verfolgen.

Chinas Einfluss in der Region hält Grosin für begrenzt: "Peking hätte wohl am liebsten in Zentralasien Provinzen, die China mit Öl, Gas und Metallen beliefern würden. Aber die chinesische Führung sieht auch die russischen Interessen und die der zentralasiatischen Länder realistisch". Grosin geht davon aus, dass die zentralasiatischen Länder weiter auf eine enge Zusammenarbeit mit Russland setzen wollen. Die Eliten in Zentralasien seien zwar korrupt, meint der russische Experte, sie würden sich aber keinesfalls zu chinesischen Gouverneuren degradieren lassen. Politisch und erst recht militärpolitisch würde Peking die Verantwortung für das, was in der Region passiere, lieber Moskau überlassen.

Gemeinsame Interessen bei der Sicherheit

Vor allem die Sicherheitslage der an Afghanistan angrenzenden Region bereitet Moskau und Peking Sorgen. Beide Länder gingen davon aus, dass die Rolle der Islamisten nach dem Rückzug der NATO aus Afghanistan zunehmen wird, meint der deutsche Zentralasienexperten Günter Knabe. Beide Ländern hätten das gemeinsame Anliegen, das Problem in den Griff zu bekommen.

Bundeswehrsoldaten in Afghanistan und im Hintergrund ein Marder Schützenpanzer (Foto: dpa)
Moskau und Peking wollen Sicherheit in Afghanistan auch nach dem Rückzug der NATOBild: picture-alliance/dpa

Knabe sieht aber noch einen anderen geopolitischen Faktor: die USA. Die Führung in Washington lege ihren Fokus zunehmend auf Asien und umgekehrt China auf Amerika. "Das bedeutet, dass auch die Konkurrenz zwischen den USA und China wachsen wird", glaubt Knabe. China und Russland könnten sich gegen die Amerikaner gegenseitig unterstützen.

Der russische Experte Andrej Grosin hingegen glaubt nicht, dass China einseitig auf Russland als Partner setzen wird. Dass sich Peking in einem Boot mit Russland sieht, davon könne keine Rede sein. Er ist überzeugt: Die Chinesen bevorzugen die Formel: "Kooperation sowohl mit Russland als auch mit den USA".