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Journalist in Athen ermordet

22. Juli 2010

Er war erst 37 Jahre alt, leitete einen privaten Radiosender und schrieb Beiträge für einen Nachrichten-Blog: Sokrates Giolias. Der griechische Journalist kritisierte Missstände im Land - wurde er deshalb ermordet?

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Der griechische Journalist Sokrates Giolias zu Lebzeiten (Foto: AP)
Sokrates Giolias Opfer des MordanschlagsBild: AP

Es war wie ein Mafia-Mord im einem Film: Die Täter gaben sich als Polizisten aus, lockten den Journalisten Sokrates Giolias aus seiner Wohnung und erschossen ihn auf offener Straße - vor den Augen seiner schwangeren Frau. Die Motive für die Tat waren auch zwei Tage danach noch unklar.

Die griechische Polizei vermutet die linksextremistische Gruppe "Sekte der Revolutionäre" hinter dem Anschlag. 2009 tauchte die Gruppe plötzlich auf, beschoss im Februar den Sitz eines privaten Fernsehsenders und später im Juni eine Polizeistation. Dabei wurde ein Beamter mit einer Waffe erschossen, die nach Angaben der Polizei auch bei dem Mord von Giolias am Montag (19.07.2010) eingesetzt wurde.

"Terroristen am Werk"

Auch Panos Sombolos, Griechenlands bekanntester Polizeireporter und Vorsitzender des Athener Journalisten-Verbandes, geht von einer politisch motivierten Tat aus. "Die Untersuchung der Patronen bestätigt: Hier sind nicht einfache Straftäter, sondern gefährliche Terroristen am Werk", sagt Sombolos.

Symbolbild Pressefreiheit im Visier (Grafik: DW)
Pressefreiheit im Visier von Terroristen und Kriminellen?

Ursprünglich vermutete die Polizei organisierte Kriminelle hinter der Tat. Der in Deutschland geborene Giolias war ein beliebter, aber auch umstrittener Journalist, der sich durch seine Arbeit viele Feinde gemacht hatte. Er habe rund um das Thema Korruption in Griechenland recherchiert und zuletzt viele Morddrohungen erhalten, berichtete sein Anwalt im griechischen Fernsehen. Sollte der Journalist zum Schweigen gebracht werden? Stecken doch nicht die Linksextremisten hinter dem Mord, sondern jemand, der sich von den Recherchen des Reporters bedroht fühlte und einen Killer auf ihn ansetzte?

Bedrohte Pressefreiheit

Simos Kedikoglou, Abgeordneter der konservativen Opposition und ehemaliger Fernsehmoderator, sieht einen Zusammenhang zwischen Terrorismus und organisiertem Verbrechen. "Wir müssen endlich damit aufhören, den Terroristen, diesen unverschämten Chaoten, auch noch 'politische' Motive, quasi ehrenwerte Motive, zu unterstellen. Stattdessen sollte unsere Gesellschaft endlich Farbe bekennen gegen Terror und Gewalt", meint Kedikoglou.

Anfeindungen und Drohungen gegen Medienvertreter sind keine Seltenheit in Griechenland. Sokrates Giolias galt als Mitbegründer des beliebten Nachrichtenblogs "Troktiko", auch wenn er das nicht zugeben wollte. Alle Mitarbeiter von "Troktiko" bloggen anonym gegen Politiker, Wirtschaftsführer, aber auch gegen Terrorverdächtige.

Autor: Jannis Papadimitrou
Redaktion: Mirjana Dikic