1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Multikulti im Seniorenheim

Attila Azrak14. August 2002

Vor fünf Jahren wurde in Deutschland das erste multikulturelle Altenheim eröffnet. Das Haus am Sandberg in Duisburg-Homberg musste gegen viele Widerstände kämpfen. Heute hat das Heim Vorbildfunktion.

https://p.dw.com/p/2YTL
Das Haus am SandbergBild: DRK Nordrhein

In Duisburg-Homberg scheint das Miteinander der verschiedenen Kulturen zumindest im Altersheim "Haus am Sandberg" zu funktionieren. Seit 1997 werden hier Senioren aus verschiedenen Nationen betreut, die alle ihren Lebensabend in Deutschland verbringen. Die Türkin Perihan Arca ist nach einem Schlaganfall ins Altersheim gezogen. "Ich könnte vielleicht in der Türkei wohnen, aber nach 38 Jahren in Deutschland habe ich keine Freunde mehr in der Türkei, nur noch einige Verwandte, die ich selten sehe."

Viele bleiben für immer in Deutschland

Viele ausländische Senioren kehren im Alter nicht mehr in die sogenannte Heimat zurück. Sie bleiben in Deutschland. Deshalb hat das Deutsche Rote Kreuz schon 1997 das Duisburger Altersheim als Pilotprojekt eingerichtet. Ralf Krause ist der Heimleiter. "In dieser Größenordnung sind wir die einzigen. Es gibt natürlich Altenhilfeeinrichtungen, wo verstreut türkische oder spanische, oder italienische ältere Menschen leben." Aber das Duisburger Heim sei das einzige, das ganz bewusst ein besonderes Angebot biete, durch Küche, durch religiöse Betreuung, durch bilinguales Personal, das die Sprachen der Migranten sprechen kann.

Themen wie in jedem Altersheim

Von den insgesamt 96 Bewohnern des Heimes sind neun Türkinnen und Türken, zwei Holländerinnen und einer Tunesier. Aber auch Italiener, Spanier, Russen und Griechen hat man hier schon betreut. Die alten Leute verstehen sich ganz gut untereinander. Nur wenn sich viele unterhielten, dann würde das Sprachgemurmel ein bisschen laut - als Deutsche verstünde man ja nicht, worüber eigentlich gesprochen werde, verrät eine der wenigen nicht-ausländischen Bewohnerinnen.

Die Themen sind so alltäglich wie in einem rein deutschen Altersheim, weiß Heimleiter Ralf Krause. "Da interessiert es im Grunde sehr wenig, woher ich komme, sondern da interessiert es den Nachbarn, wie ich esse und ob ich Verdauungsprobleme habe - also sehr menschliche Dinge."

Zur Nachahmung empfohlen

Es hat lange gedauert, bis andere Städte die Idee multikultureller Altersheime aufgegriffen haben. Durch das Pilotprojekt sind viele Kommunen auf die Duisburger aufmerksam geworden. Zur Zeit sind die Städte Aachen, Recklinghausen und Bottrop die aktivsten. Ralf Krause ist zuversichtlich. "Man begreift, dass es eigentlich in jeder Kommune Altenhilfeeinrichtungen geben müsste mit ethnischen Schwerpunkten."