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Mursi-Anhänger auf Konfrontationskurs

9. August 2013

Die Unterstützer des entmachteten Präsidenten Mursi zeigen sich unbeugsam. Zehntausende Anhänger demonstrierten in Kairo erneut für seine Rehabilitierung. In den Protestlagern der Islamisten herrscht gespannte Ruhe.

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Mursi-Anhänger beten in der Nähe der Rabea al- Adawija Moschee in Kairo (Foto: AP)
Ägypten Anhänger von Mohammed MursiBild: picture-alliance/AP

Wie oft nach den Freitagsgebeten in arabischen Ländern nutzen auch in Ägypten viele Muslime die Gelegenheit gerne, ihre Meinung auf den Straßen kundzutun. So auch an diesem Freitag. Trotz Warnungen der Sicherheitskräfte demonstrieren Zehntausende von Islamisten gegen die Entmachtung von Präsident Mohammed Mursi. Der Vorbeter im Protestlager der Islamisten vor der Rabea-al-Adawija-Moschee in Kairo sagte: "Auch wenn sie uns alle töten, wir werden nicht weichen." Er rief den Gläubigen zu: "Die Orte des Protests sind wie ein Stück vom Paradies." Größere Kundgebungen von Islamisten wurden auch aus Alexandria und Bani Sueif gemeldet.

In der Ortschaft Minschat Abu Omar in der Provinz Al-Scharkija wurden nach dem Freitagsgebet mehrere Menschen verletzt, als sich Anwohner und Pro-Mursi-Demonstranten vor einer Polizeiwache eine Massenschlägerei lieferten, wie das Nachrichtenportal youm7 berichtete. Erzürnt über die drohende Räumung ihrer Protestlager haben sich Anhänger der entmachteten Muslimbrüder in Ägypten neue Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. In der Stadt Fajum südlich von Kairo trieben Sicherheitskräfte demonstrierende Islamisten am Freitag mit Tränengas auseinander.

Unruhiges Fest: Fastenbrechen in Kairo

"Situation ist sehr gefährlich"

Die Regierung hatte den Sicherheitskräften bereits grünes Licht gegeben, die zwei großen Protestlager der Islamisten in Kairo zu räumen. Bisher lässt die Polizei die Anhänger Mursis, die der Muslimbruderschaft und mehreren kleineren Islamisten-Parteien angehören, jedoch gewähren. Beobachter erwarten zwar, dass die Armee nicht vor dem Ende des Festes zum Fastenbrechen am Sonntag einschreitet. Dann aber könne es ernst werden. "Die Situation ist sehr gefährlich", sagte ein westlicher Diplomat.

Die Armeeführung hatte Mursi, der aus der Muslimbruderschaft stammt, am 3. Juli nach einer Welle von Massenprotesten abgesetzt. Die Militärs setzten einen Übergangspräsidenten und eine neue Regierung ein. Außerdem wurde eine Änderung der Verfassung beschlossen, die unter den Muslimbrüdern verabschiedet wurde. Aktivisten verschiedener Jugendbewegungen und Parteien äußerten sich jetzt positiv über die Zusammensetzung der "Kommission der 50", die mit der Überarbeitung der Verfassung betraut wurde. Ihr gehören neben Vertretern der koptischen Kirche und des Al-Azhar Islam-Institutes auch zwei junge Mitglieder der Protestbewegung Tamarud (Rebellion) an.

Internationale Vermittlung erfolglos

Seit dem Sturz Mursis wurden rund 300 Menschen bei Zusammenstößen getötet. Seit Mittwoch hat sich die Lage zugespitzt, nachdem die vom Militär eingesetzte Regierung die internationalen Vermittlungsbemühungen für gescheitert erklärt hatte. Zuvor hatten sich Politiker aus der EU und den USA um eine Lösung des Konfliktes bemüht.

Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, hat vor einem Bürgerkrieg in Ägypten gewarnt. "Wir sind beunruhigt über das, was in Ägypten passiert. Die Wahrscheinlichkeit eines Bürgerkriegs wächst von Tag zu Tag und das ist eine Katastrophe", sagte Chamenei bei einer Feier zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan im Staatsfernsehen.

kle/mak (dpa, rtr)