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Muschg: Mit Pariser Platz hat die Akademie "abgedankt"

17. Dezember 2005
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Mit ihrem Neubauprojekt Pariser Platz hat die Berliner Akademie der Künste nach Auffassung ihres zurückgetretenen Präsidenten Adolf Muschg "eigentlich in eigener Sache abgedankt". Das ganze Projekt sei ein "hervorragendes Beispiel dafür, was an der Akademie schlecht funktioniert", sagte Muschg in einem dpa-Gespräch am Samstag (17.12.2005). "Es war ein Projekt der ganzen Akademie, das sie delegiert hat an ihre Architekturabteilung, die es wieder an einen bedeutenden Architekten delegiert hat." Muschg hatte am Donnerstag seinen vorzeitigen Rückzug von der Akademiespitze angekündigt.

Von da an sei die Akademie bei der Überwachung des Projekts praktisch nicht mehr existent gewesen. "Dabei hätte es über dieses so wichtige Projekt jenseits der abenteuerlichen Baugeschichte eine permanente Unterhaltung geben müssen darüber, was wir eigentlich brauchen, was können wir damit machen und was bedeutet der Pariser Platz als neue Bühne für die Akademie? Inwiefern muss sie ihr Programm neu orientieren, damit es am neuen Platz zum Beispiel auch die Passanten anlockt und einer breiteren Öffentlichkeit etwas von der Akademie verständlich macht."

Damit sei ein "echtes Dilemma" offenbar geworden. Die in der Akademie versammelte Gemeinschaft der Künstler der verschiedensten Abteilungen von der Literatur über die Bildende Kunst bis zur Musik und dem Film hätten am neuen prominenten Standort in der Hauptstadt zu gemeinsamen Projekten zusammen finden und deutliche Präsenz zeigen müssen. "Das Gehirn und der Geist dafür sind in der Akademie versammelt, es ist ein Jammer zu sehen, dass dafür die notwendigen organisatorischen Strukturen fehlen."

Es sei aber in der Künstlergemeinschaft auch viel zu wenig über Inhalte und gesellschaftliche Positionen gesprochen worden. "Was ist Kunst in einer sich rasant wandelnden Gesellschaft überhaupt noch? Was bedeutet es, sich als Künstler beim Staat einzumischen, wozu wir von ihm sogar bei der Eröffnung unseres Neubaus im vergangenen Mai deutlich aufgefordert worden sind?" Eine Akademie der Künste habe auch einen kulturpolitischen Gegenwartsauftrag, "indem wir zum Beispiel schnell reagieren auf Dinge, die in Deutschland und in der Hauptstadt passieren."