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Museum interessiert an "Hitler-Tasse"

Kristina Reymann11. April 2014

Eine Möbelkette ließ Kaffeetassen in China herstellen. Das Problem: Sie zeigen Hitlers Konterfei. Die Tassen sind inzwischen aus dem Verkehr gezogen. Das Haus der Geschichte in Bonn möchte sich eine Tasse sichern.

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Tasse mit Hitlermotiv (Foto: dpa)
Nicht nur geschmacklos: Kaffeebecher mit Hitler-KonterfeiBild: picture-alliance/dpa

Eine rote Rose, ein englischer Text und eine alte, gestempelte Briefmarke zieren die Tasse. Doch der Kaffebecher ist nicht einfach nur kitschig. Leicht verschwommen, aber erkennbar ist eine historische Briefmarke aus dem Deutschen Reich abgebildet. Es zeigt ein Hitler-Porträt und ein Hakenkreuz im Poststempel.

Tasse soll nicht ausgestellt werden

Die bereits verkauften Becher werden zurückgerufen. Kunden erhalten einen Gutschein über 20 Euro für die Tasse, die 1,99 Euro kostete, teilt das Möbelhaus mit. Die übrigen Exemplare seien vernichtet worden. Das Bonner Haus der Geschichte zeigt museales Interesse an dem Kaffeebecher. "Wir wollen die Tasse für die Sammlung, sie wird nicht ausgestellt", sagt Pressesprecher Peter Hoffmann der DW. Auf die Tasse aufmerksam geworden sei das Museum aufgrund der Medienberichte. Ein Kontakt zum Möbelhaus bestehe derzeit nicht, teilt Hoffmann mit.

"Es stellt sich die Frage nach dem Umgang mit der NS-Vergangenheit", betont er. Für das Haus der Geschichte wirft dieser Fall zwei, aus Historiker-Sicht relevante Fragen auf: Wie ändern sich die Produktionsbedingungen in Zeiten der Globalisierung? Und: Warum ist in Deutschland niemandem aufgefallen, dass ein Hitler-Porträt auf die Tasse gedruckt wurde? Großen Wirbel hat die "Hitler-Tasse" im Haus der Geschichte nicht verursacht, man sei "ganz unaufgeregt", so Hoffmann. Täglich würden hunderte Exponate für die zeitgeschichtliche Sammlung angefragt. Aktuell bestehe sie aus rund 700.000 Exponaten.

Haus der Geschichte Museum Bonn
Das Haus der Geschichte in BonnBild: picture-alliance/dpa

Rechtliches Nachspiel

Produziert wurden die Kaffeebecher in China. Den Auftrag zur Herstellung hatten die Einkäufer der Möbelhauskette mit Sitz in Unna im Herbst auf einer großen Messe in China erteilt. In Deutschland hatte offenbar niemand das Hitler-Porträt und das Hakenkreuz zwischen den Blumen und Schnörkeln bemerkt. Jedenfalls wurden die Tassen in die Regale eingeräumt. 175 Stück gingen über die Ladentheke, bis der Fall öffentlich wurde.

Möglichweise hat die Hitler-Tasse noch ein rechtliches Nachspiel, weil ein Hakenkreuz darauf abgebildet ist. Das Symbol des Nationalsozialismus ist in Deutschland verboten. Nach Medienangaben ermittelt nun der Staatsschutz.