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Music is coming home

Holger Hank28. September 2004

Die Musikmesse Popkomm ist von Köln nach Berlin umgezogen. Aber geändert hat sich nichts: Die Branche jammert. Die Kunden kopieren die Songs aus dem Internet und wollen partout nichts mehr zahlen. Was tun?

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Phonoline stellt seine Server ab. Damit Sie sich fix entscheiden können, ob diese Meldung Ihr Leben langfristig verändern dürfte, hier die wichtigsten Fakten: Bei Phonoline handelt es sich um eine Internet-Plattform für das legale Herunterladen von Musiktiteln. Sie merken: Es geht mal wieder ums Ganze.

Die kurze Geschichte von Phonoline ist schnell erzählt. Nach jahrelangen Diskussionen war es auf der Computermesse Cebit im März 2004 soweit: Der Musikkenner und Bundeskanzler Gerhard Schröder höchstpersönlich startete die Internet-Plattform, die die Branche retten sollte. Motto: "Mit 99 Cent bist Du dabei."

Und das war’s dann auch schon. Was möglicherweise damit zusammenhängt, dass die Soft- und Hardware, wie man hört, eher schlecht als recht zusammengebastelt worden war. Übrigens von der T-Com, jener Sparte des deutschen Vorzeigeunternehmens Telekom, die auch schon mit großer Raffinesse an der berühmten LKW-Maut mitwirkte.

Apple macht es vor

Dass es mit Phonoline allerdings in der Rekordzeit von sechs Monaten vorbei ist, hat nicht nur viel mit der wackligen Technik made in Germany zu tun. Sondern auch damit, dass die Musikbosse in Deutschland und anderswo noch immer nicht im Internet-Zeitalter angekommen sind. Seit 1999 hat die Branche schätzungsweise 20 Prozent ihres Umsatzes an Internet-Piraten verloren. Phonoline sollte das ändern. Doch von Anfang an fehlten hochkarätige Partner, Kunden und demzufolge Umsatz. Dabei macht ein Branchen-Outsider wie Apple längst vor, wie es geht. Mit dem "iTunes Music Store" verkauft Apple auch in Europa erfolgreich Musik im Netz.

Tim Renners Thesen

"Schlimm, schlimm, schlimm", werden Sie jetzt murmeln. Maut klappt nicht, Phonoline klappt nicht und PUR bekommt zum 117. Mal den Preis die "Goldene Stimmgabel" als erfolgreichste deutsche Popgruppe verliehen. Und jetzt ist auch noch Popkomm. Zum Glück gibt es in dieser prekären Lage Tim Renner. Der Mann gilt als Querdenker des deutschen Musikgeschäfts und kennt sich aus. Schließlich ist er der ehemalige Deutschland-Chef von Universal Music und mitverantwortlich für die Krise in der Branche. Renner hat gerade keinen richtigen Job, dafür aber ein Buch geschrieben und jede Menge gute Vorschläge. Eine Auswahl:

1) Die Musik-Branche soll sich ein Beispiel an der Porno-Industrie nehmen, die ja auch sehr viel Geld im Internet verdient.

2) Die CD ist zukünftig nur noch etwas für richtige Fans, alle anderen laden sich ihre Songs einfach aus dem Internet herunter.

3) Regionale Musiktrends müssen wieder gefördert werden. Diese Musik würde dann von den Kids auch weniger illegal kopiert. Wer klaut schon in der Nachbarschaft?

Alles klar? Music is coming home. All business is local und so. Aber bitte, lieber Tim, kannst Du nach dem Ende von Phonoline nicht auch noch bei PUR den Stecker ziehen? Danke.