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Musikanten und Kaufleute

Es ist ein Vorurteil, das sich hartnäckig hält: die Bremer seien ein stures Volk. Überzeugen Sie sich vom Gegenteil mit einem Besuch in der alten Hansestadt. Außer den Bremern gibt es jede Menge Sehenswürdigkeiten.

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Der Marktplatz vor dem Rathaus von BremenBild: AP

In Bremen ein neues Leben beginnen – deswegen sind die Bremer Stadtmusikanten losgezogen. Zwar sind Esel, Hund, Katze und Hahn dem deutschen Märchen der Gebrüder Grimm zufolge gar nicht nach Bremen gekommen, aber dennoch sind sie da. Die Skulptur der zum Aufbruch entschlossenen Tiere ist für viele Besucher ein erstes Ziel. Sie landen damit gleich im Herzen der Stadt: Der Marktplatz in Bremen vereint wesentliche Elemente von Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Stadt.

Vom Wasser in die Luft

Regierung und Parlament gestalten im alten Rathaus und im modernen Kontrapunkt der Bürgerschaft nebenan die Geschicke des kleinsten Bundeslandes - mit dem gewaltigen Roland als dem Garanten historischer Stadtfreiheit vor Augen. Der 9,61 Meter hohe Riese und das Rathaus mit seiner Renaissance-Fassade zählen seit 2004 zum UNESCO-Welterbe.

Roland Statue in Bremen
Tafeln mit Fotos verschiedener Roland-Statuen sind auf dem Bremer Markplatz rund um die Figur des Bremer Rolands in der Mitte aufgebautBild: AP

Im Schütting laufen bei der Handelskammer die Fäden der Wirtschaft zusammen, und der mächtige Dom steht in erhöhter Position für das geistliche Leben. Stolz sind die Bremer auf ihre Stadt, ihre Traditionen und ihre Geschichte. Und die hört sich für die Bremer nach flatternden Segeln, rasselnden Ankerketten und stampfenden Schiffsmotoren an. Denn in der Vergangenheit zogen sie vor allem per Schiff über die engen Grenzen des Binnenlandes hinaus und erreichten alle Ecken und Enden dieser Welt.

Die Kaffeehauptstadt Deutschlands

Die Kaufleute brachten viel Gutes in die Stadt, vor allem aber viel gutes Geld. Damit erbauten sie sich an der Weser eine Schönheit in Backstein und machten Bremen zu einer der reichsten Städte der Alten Welt. Und zur "Kaffeehauptstadt" Deutschlands. Noch heute wird hier mehr als die Hälfte des in Deutschland verarbeiteten Rohkaffees gehandelt. Der "Bremer Dollar" blieb auch in so schweren Zeiten wie der Weltwirtschaftskrise eines der beständigsten deutschen Zahlungsmittel.

Dem rasanten Aufstieg Bremens zu den Gipfeln wirtschaftlicher Macht folgte in den vergangenen Jahrzehnten eine jähe Krise. Mit der Schließung der Großwerften AG Weser und Bremer Vulkan sind Seeschifffahrt und der traditionsreiche Schiffbau aus dem Stadtbild Bremens weitgehend verschwunden. Hinzugekommen sind neue Industrien und Dienstleistungen - so ist Bremen für den Flugzeugbauer Airbus der zweitgrößte Standort in Deutschland.

Knigge und das gute Benehmen

Auf Zugereiste wirken die Hansestädter anfangs etwas distanziert und verschlossen. "Das schickt sich aber nicht!", hätte dazu vor 200 Jahren Adolph Freiherr von Knigge gesagt. Der "Apostel" des guten Benehmens war Vorsteher der Domschule zu Bremen und berühmt für seine Regeln des gehobenen Umgangs. Und in aller Form erweisen die Bremer dem Etikette-Experten Knigge daher an dessen Grab im Dom Reverenz.

Bremen Schnoorviertel
Der Schnoor ist mit seinen kleinen restaurierten Bürgerhäusern ein Kleinod mit engen, verträumten Gassen und Winkeln und einem Hauch von Romantik. Heute leben hier viele Künstler und Kunsthandwerker, es gibt Cafés und Gaststätten sowie GeschäfteBild: BTZ

Wenn es später aber auf ein Bier ins "Schnoor" geht, Bremens ältestem Viertel, geben sie sich eher zwanglos und lässig. Nicht weit von Weser und Marktplatz entfernt haben sich dort in den engen Gassen seit dem 13. Jahrhundert Fischer und Schiffer, später dann Händler und Handwerker angesiedelt. Heute finden sich in sorgsam restaurierten schmalen Fachwerkhäuschen neben kleinen Geschäften Cafés, Restaurants und urige Kneipen. Kein Wunder, dass die Bremer Stadtmusikanten hierher wollten. (Study in Germany)